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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Leben stammten (»meine Tanten«) und wie man einen Agenten für seine Arbeit interessiere. Heute wurde sie auch gefragt, wo sie ihren Haargummi gekauft habe (JCPenney, eine Antwort, die ihr unerklärlichen Beifall einbrachte).

    Der letzte Akt war die Signierstunde, in der sie pflichtbewusst Bitten erfüllte: Geburtstagsglückwünsche, Glückwünsche zu Hochzeitstagen, Für Janet, einen Fan aller meiner Bücher und Für Leah - ho f fentlich sehen wir uns im Sommer alle am Lake Toxaway wieder! (ein etwas seltsamer Wunsch, weil Tess - anders als vermutlich die Autogrammjägerin - noch nie dort gewesen war).
    Als alle Bücher signiert und die letzten Trödler mit weiteren Handyfotos zufriedengestellt waren, nahm Ramona Norville Tess auf eine Tasse echten Kaffee mit in ihr Büro mit. Ms. Norville trank ihren schwarz, was Tess nicht im Geringsten wunderte. Ihre Gastgeberin war eine Schwarzer-Kaffee-Powerfrau, wenn jemals eine über die Erde gestiefelt war (an ihrem freien Tag vermutlich in Doc Martens). Das einzig Überraschende in ihrem Büro war das gerahmte signierte Foto an der Wand. Das Gesicht kam Tess bekannt vor, und nach kurzem Nachdenken kam sie auch auf den Namen.
    »Richard Widmark?«
    Ms. Norville lachte auf verlegene, aber zugleich erfreute Art. »Mein Lieblingsschauspieler. Als Mädchen war ich ein bisschen in ihn verknallt, wenn ich ganz ehrlich sein soll. Dieses Foto habe ich mir zehn Jahre vor seinem Tod signieren lassen. Er war schon damals ziemlich alt, aber das ist eine echte Unterschrift, kein Stempel. Das gehört Ihnen.« Einen verrückten Augenblick lang dachte Tess, Ms. Norville meine das signierte Foto. Dann sah sie den Umschlag in ihren dicken Fingern. Es war ein Fensterumschlag, damit man sehen konnte, dass er einen Scheck enthielt.
    »Danke«, sagte Tess und nahm ihn.
    »Nichts zu danken. Sie haben sich jeden Cent verdient.«
    Tess widersprach nicht.
    »Nun zu der Abkürzung.«

    Tess beugte sich aufmerksam nach vorn. In einem ihrer Strickclub-Krimis hatte Doreen Marquis gesagt: Die beiden besten Dinge im Leben sind warme Croissants und ein schneller Weg nach Hause. Das war so eine Stelle, wo die Schriftstellerin die eigenen liebsten Überzeugungen dazu benutzte, ihre Erzählung lebendiger zu machen.
    »Können Sie auf Ihrem Navi Kreuzungen eingeben?«
    »Ja, Tom ist sehr clever.«
    Ms. Norville lächelte. »Dann geben Sie Stagg Road und U S 47 ein. Die Stagg Road wird heutzutage kaum mehr befahren - ist seit dieser verdammten 84 fast vergessen -, hat aber landschaftlich ihren Reiz. Sie bummeln darauf … oh, ungefähr sechzehn Meilen weit. Geflickter Asphalt, aber nicht allzu holperig, jedenfalls nicht beim letzten Mal, als ich sie gefahren bin, und das war im Frühjahr, wenn die Frostaufbrüche am schlimmsten sind. Zumindest ist das meine Erfahrung.«
    »Meine auch«, sagte Tess.
    »Wenn Sie die 47 erreichen, sehen Sie einen Wegweiser zur I-84, aber Sie brauchen nur ungefähr zwölf Meilen weit auf der Interstate zu bleiben, das ist das Schöne daran. Und Sie sparen Tonnen von Zeit und Nerven.«
    »Auch das ist das Schöne daran«, sagte Tess, und sie lachten beim Kaffee: zwei gleichgesinnte Frauen, über denen der lächelnde Richard Widmark wachte. Der verlassene Laden mit den abgebauten Zapfsäulen und dem tickenden Schild war noch neunzig Minuten entfernt, in der Zukunft versteckt wie eine Schlange in ihrem Loch. Und natürlich der Durchlass unter der Straße.

5
    Tess hatte nicht nur ein Navi; sie hatte einen Aufpreis für ein individuell angepasstes gezahlt. Sie hatte Spielsachen gern. Nachdem sie die Kreuzung eingegeben hatte (wobei Ramona Norville sich mit über das Display beugte und den Vorgang mit männlichem Interesse beobachtete), dachte das Gerät kurz nach, dann sagte es: »Tess, ich berechne deine Route.«
    »He, hört euch das an!«, sagte Norville und lachte, wie Leute über irgendeine liebenswerte Eigentümlichkeit lachten.
    Tess lächelte, obwohl sie persönlich fand, seinem Navi beizubringen, einen mit dem Vornamen anzusprechen, sei nicht merkwürdiger, als ein Fanfoto eines toten Schauspielers in seinem Büro hängen zu haben. »Danke für alles, Ramona. Alles war sehr professionell.«
    »Wir bei den Drei Bs tun unser Bestes. Nun aber fort mit Ihnen. Mit unserem Dank.«
    »Bin unterwegs«, sagte Tess. »Und ich danke Ihnen. Es hat Spaß gemacht.« Das stimmte; solche Veranstaltungen machten ihr gewöhnlich auf eine »Na schön, bringen wir’s hinter uns«-Art Spaß.

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