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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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telefoniert –“
    „Oh“, machte Antonio spitz. „Wir haben auch schon telefoniert!“
    „Lass den Quatsch!“, fuhr sie ihn wütend an.
    „ Scusi . Also: weiter?“ Sie erzählte ihm, dass sie Raffaello nicht erreichen konnte und dass sie ihn unbedingt anrufen musste wegen einer dringenden Angelegenheit.
    „Welche Angelegenheit?“, fragte Antonio und mit einem Mal schien er richtig neugierig zu sein.
    „Ach, nichts weiter“, stammelte Leslie. Verdammt, sie hätte gleich darüber nachdenken sollen, dass er sie danach fragen würde. Aber erzählen konnte sie es ihm wirklich nicht. Er würde Raffaello noch schlechter machen, als er es ohnehin schon tat.
    „Nichts?“, wiederholte Antonio mit hochgezogener Augenbraue. „Muss ja sehr wichtig sein.“
    „Ich kann’s dir nicht sagen, klar?“
    „Kannst oder darfst du nicht?“
    Sie brauchte nicht lange zu überlegen.
    „Ich will nicht“, sagte sie. Er zuckte die Achseln.
    „Na dann. Sag das doch gleich.“ Er klang ein bisschen beleidigt.
    „Weißt du, wie ich irgendwie mit Raffaello Kontakt aufnehmen könnte? Irgendwie?“, fragte sie, aber es war hoffnungslos. Antonio wusste nichts, und wenn er das nicht tat, dann ließ sich daran leider auch nichts ändern. Mist verdammter. Antonio schüttelte den Kopf und wirkte plötzlich viel ernster.
    „Nein, wirklich“, sagte er, „tut mir leid, Leslie.“
    „Hm“, machte sie trübsinnig, dann stand sie langsam auf, warf sich das lange Haar aus der Stirn und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. „Na gut“, murmelte sie, „aber danke, Antonio.“ Sie wandte sich zum Gehen, doch Antonio hielt sie am Arm zurück.
    „Bei unserem Eis morgen Nachmittag bleibt es aber, oder?“, sagte er. „Das war die Bedingung.“ Er grinste.
    Leslie nickte. „Mal sehen, wann ich vorbeikommen kann“, sagte sie, dann drehte sie sich um und ging die Straße zurück zum Hotel.
    Na toll. Jetzt hatte sie ein Date, das keines sein sollte, mit einem Jungen, der ihre Situation ausgenutzt und sie reingelegt hatte. Schlitzohr, dachte Leslie mürrisch. Zugegeben, sie hatte ihn wirklich ganz nett gefunden, als sie das erste Mal mit Anne und Melissa ins ‚Conte‘ gekommen war. Aber jetzt nicht mehr, dachte sie, jetzt ist das anders. Sie dachte daran, dass Raffaello genau in diesem Augenblick in Rom war. Was er wohl gerade machte? Vielleicht saß er im schicken, schwarzen Anzug neben seinem Vater an einem langen Tisch, zusammen mit einem Haufen anderer Politiker und lauschte gelangweilt den Plänen, die sie schmiedeten. Oder er lag auf einem großen Himmelbett in irgendeinem pikfeinen Fünf-Sterne-Hotel und hörte Musik, schlenderte alleine durch die Straßen in Rom, weil sein Vater unterwegs war, bestellte sich einen Cappuccino und las Zeitung, um sich die Langeweile zu vertreiben. Vielleicht trieb er sich aber auch in irgendeinem angesagten Club für Superreiche herum und tanzte mit irgendeinem Mädchen mit viel zu kurzem Rock und schlecht gefärbten, platinblonden Haaren. Grimmig verwarf Leslie diesen grässlichen Gedanken und konzentrierte sich auf den Weg, der sie zurück zum Hotel führen würde.
    Die Sonne stieg immer höher und Leslie versuchte, so oft es ging, im Schatten der Palmen, die hier und da am Straßenrand wuchsen, zu gehen, aber trotz allem blieb es unerträglich heiß. Als sie am Palazzo dei Normanni vorbei kam, schaute sie sich instinktiv nach Mario um, aber natürlich war es absolut aussichtslos, ihn hier und jetzt ausgerechnet heute noch einmal zu treffen. Er war der Einzige, der ihr möglicherweise tatsächlich noch hätte helfen können, die Wahrheit über Gosettis Anschuldigung herauszufinden, allerdings war sie weder im Besitz seiner Telefonnummer, noch kannte sie seine Adresse. Oder wohnte er gar bei den Ruggieros? Unsinn, dachte sie und sie war drauf und dran, die ganze Sache mit dem angeblichen Versicherungsbetrug in Millionenhöhe vergessen zu wollen und im nächsten Telefonbuch nach Raffaellos Nummer zu suchen, auch wenn Antonio behauptet hatte, sie stände in keinem drin.
    Doch das Gespräch mit Mr. Gosetti ließ sie nicht mehr los und mit einem Mal fühlte sie sich richtig elend, als ihr bewusst wurde, wie wenig sie wirklich über Raffaello Ruggiero wusste. Was hatte er ihr denn bitteschön schon von sich erzählt? Belangloses Zeug auf seiner Feier. Sie wusste, dass Mario sein bester Freund war, dass seine Familie stinkreich war, dass er einmal einen Tanzkurs gemacht hatte und ein

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