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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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helfen?“
    „Ich will da nicht alleine hin. Sonst denkt er noch, er hat irgendwelche Chancen“, sagte Leslie.
    „Verstehe.“
    „Kommst du mit mir? Und Melissa meinetwegen auch … Je weniger ich alleine bin, desto besser, weißt du? Ich meine, Antonio ist ja echt nett, aber …“
    „Aber du hast dich nun mal in deinen Typen mit dem Protzauto verknallt, schon kapiert.“ Anne knuffte ihr freundschaftlich in die Schulter. „Wenigstens leugnest du es nicht mehr!“
    „Werde ich gleich tun, wenn du das nochmal sagst“, knurrte Leslie.
    „ Sorry . Ich werde mir meinen Teil ab sofort denken.“
    „Du kommst doch mit, morgen, oder?“, fragte Leslie besorgt und sah ihre Freundin flehend an.
    „ Jep ! Wollen wir ihm mal sein Eis vermiesen!“, rief Anne fröhlich und sprang vom Bett auf. Leslie musste grinsen.
    „Nur eins noch“, sagte Anne und drehte sich zu ihr herum. „Was hat denn Mr. Gosetti erzählt? Es muss ja schlimm gewesen sein, so wie du dich aufgeregt hast.“
    „Darüber mag ich besser nicht reden“, murmelte Leslie.
    „Sicher?“
    „Ja.“
    „Na gut … aber denk dran, nicht immer alles in dich reinzu-“.
    „Schon klar, Anne!“
    „Dann ist’s ja gut“, sagte Anne und schnappte sich die Fernbedienung des Fernsehers. „Lass uns mal die Nachrichten schauen“, sagte sie, „und auf Melissa warten, um sie in unseren Plan einzuweihen.“
    Der Plan war schon etwas gemein, das kam Leslie erst in den Sinn, als sie darüber nachdachte, dass sie Antonio schon einmal verletzt hatte, als sie mit Raffaello im ‚Conte‘ aufgetaucht war. Sie hatte seinen Gesichtsausdruck noch nicht vergessen. Aber er hatte sie reingelegt und ihr diese Bedingung gestellt, obwohl er genau wusste, dass er keine Chance hatte. Oder hoffte er auf das Gegenteil? Wusste er vielleicht, dass sie Raffaello nicht würde wieder sehen können? Oder dass sie sich mit einem Mal völlig unklar darüber war, was da genau zwischen ihr und dem „Ruggierosohn“, wie Antonio ihn abfällig nannte, lief? Wenn es das überhaupt tat. Die Situation war unausstehlich.
    Leslie starrte auf den Fernsehbildschirm, verstand kein Wort, nickte ab und zu, wenn Anne etwas sagte oder machte: „Hm“, aber eigentlich bekam sie das, was um sie herum geschah, nicht wirklich mit. Sie war viel zu sehr mit ihren verzweifelten Gedanken um Raffaello, sich selbst und den Rest der Welt beschäftigt, um zu merken, dass Melissa die Tür hereinspaziert kam und sich zu ihnen aufs Bett setzte.

15
    Bis zum Abend hatte Anne Melissa in ihren Plan eingeweiht. Die Fragen, die Melissa andauernd stellte, kommentierte Anne mit einem Schulterzucken und einem: „Frag’ Leslie“, denn wie es so Melissas Art war, wollte sie die unmöglichsten Details wissen, die Leslie noch nicht einmal Anne erzählt hatte – zudem gab es nicht besonders viele Details. Nun ja, bis auf die Tatsache, dass sie mehr oder weniger freiwillig mit Melissas Vater gesprochen hatte und plötzlich schoss Leslie ein äußerst beunruhigender Gedanke durch den Kopf: Was, wenn Mr. Gosetti seiner Tochter davon erzählt hatte? Was, wenn er sie – sei es auch noch so beiläufig – gefragt hatte, ob sie Genaueres über Raffaello wusste? Schließlich waren sie und Leslie in seinen Augen gute Freundinnen, denn sonst hätte Meli sie nicht mit nach Sizilien genommen, und in Väteraugen erzählen sich gute Freundinnen so ziemlich alles, dachte Leslie panisch.
    Aber das hatte sie nicht. Nicht einmal Anne kannte die ganze Wahrheit und Leslie war ihr mehr als dankbar dafür, dass sie das akzeptierte und sie nicht mit Tausenden von Fragen löcherte. Meli war da ganz anders – und Leslie fragte sich, ob sie vielleicht mehr über die Arbeit ihres Vaters wusste, als sie ihnen erzählt hatte.
    „Ihm gehören einige Versicherungen“, hatte sie nur gesagt, als sie irgendwann einmal auf das Thema zu sprechen gekommen waren.
    Aber so sehr es Leslie auf der Zunge brannte, Melissa all diese Fragen hier und jetzt an den Kopf zu werfen – sie traute sich nicht, es zu tun. Meli würde bloß Verdacht schöpfen und sich daran erinnern, dass ihr Vater Leslie um ein Gespräch gebeten hatte und dann würde sie sich vor ihrer Neugier garantiert nicht mehr retten können. Doch was, wenn sie sich schon längst daran erinnert und ihren Vater danach gefragt hatte, weil sie genau wusste, dass Leslie nicht groß zum Reden aufgelegt war?
    „Scheiße“, sagte Leslie, riss sich damit unwillkürlich aus ihrem Gedankenstrom

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