Zwischen Olivenhainen (German Edition)
Eisverkäufer halb um und rief in den Türrahmen, der ganz offensichtlich in irgendein Hinterzimmer führte: „Antonio! Deine Freundin! Nun mach schon!“
Leslie erstarrte. Auch wenn der Alte Italienisch gesprochen hatte, sie hatte es recht gut verstanden. Sie war drauf und dran, dem Typen zu sagen, dass sie nur ein paar Informationen von Antonio brauchte und ihn gar nicht weiter kannte, als dieser auch schon mit äußerst verwirrtem Gesichtsausdruck, sich im Gehen seine Schürze umbindend, aus dem kleinen Raum hinter dem Tresen trat und irgendetwas auf Italienisch stammelte, aber der Alte nickte nur mit dem Kopf in Leslies Richtung. Antonios verwirrte Miene verrutschte ihm auf der Stelle und während er hinter dem Tresen hervor kam, knurrte er seinem Kollegen noch irgendetwas zu, das sich anhörte wie: „Sie ist nicht meine Freundin“, dann war er bei Leslie angekommen.
„Hi“, sagte er trocken. Leslie schätzte, dass er noch immer recht wütend auf sie war. Unbehaglich trat sie von einem Bein auf das andere.
„Was kann ich für dich tun?“, fragte Antonio mit kühlem Unterton in der Stimme.
„Ich hab’ eine Frage an dich …“, begann Leslie und gleichzeitig fragte sie sich, ob Antonio ihr überhaupt weiterhelfen würde, da es so offensichtlich war, dass er Raffaello nicht besonders gut leiden konnte.
„ Sì ?“, entgegnete er, fast ein wenig fröhlicher. Shit , er konnte ja nicht wissen, um wen es ging. Aber sie hatte keine Wahl.
„Du kennst doch von irgendwoher Raffaello Ruggiero …?“, fragte sie geradeheraus. Entsetzt blickte Antonio sie an. Dann verfinsterte sich seine Miene und er fing an, an dem Knoten in seiner Schürze herumzufingern. Er warf sie dem Alten zu und wandte sich dann an Leslie.
„Lass uns woanders hingehen“, sagte er nur knapp und ging voraus. Hinaus aus dem Laden und Leslie folgte ihm auf die Straße.
Antonio ließ sich auf einen der glänzenden Stühle sinken und Leslie setzte sich ihm gegenüber, ihre Tasche auf dem Schoß. Unbehaglich spielte sie mit dem Schlüsselanhänger in Herzform, den Anne ihr irgendwann mal geschenkt hatte, am Reißverschluss herum und linste durch den dichten Vorhang ihrer langen Haare zu Antonio herüber.
„Ja, ich kenne den Typen“, sagte er. „Warum? Du kennst ihn doch auch, wenn ich mich recht entsinne?“ Der beleidigte Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Leslie schob trotzig die Augenbrauen zusammen.
„Weißt du zufällig seine Telefonnummer?“, fragte sie.
„Was?!“ Einen Moment lang schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte. „Warum willst du die wissen?“, entgegnete er dann grimmig. „Er hat sie dir doch sicher gegeben. Ihr versteht euch doch so gut.“ Leslie verdrehte die Augen. Diese dämlichen Anspielungen gingen ihr langsam auf die Nerven.
„Ja, hat er“, sagte sie. „Aber ich will die Nummer seiner Familie wissen, nicht seine Handynummer.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Unter dieser Nummer ist er nicht erreichbar.“
Antonio grinste spöttisch. „Was du nicht sagst.“ Er schlug die Beine übereinander und lehnte sich fast schon genüsslich zurück. Dann musterte er sie verschlagen grinsend. „Und was springt für mich dabei raus, wenn ich dir Informationen gebe?“
„Nichts!“, entgegnete Leslie aufbrausend.
Er hob die Brauen. „Nicht einmal ein Eis? Du und ich?“
Sie seufzte. „Na gut, um Himmels Willen, aber beantworte mir jetzt endlich meine Frage! Das ist wichtig“.
Antonios Laune schien sich schlagartig zu verbessern. Seine Augen blitzten fröhlich auf. „ Va bene …“, sagte er, „ich weiß die Nummer nicht.“
„Was?!“, entfuhr es Leslie. Das hatte er ja schlau angestellt.
Er nickte zufrieden. „Sie steht in keinem Telefonbuch und die Adresse der werten Leute auch nicht. Das ist alles, was ich weiß. Warum willst du es denn eigentlich wissen?“ Neugierig musterte er sie. „Du bist doch nicht etwa mit dem Ruggierosohn zusammen oder so …?!“
„Nein“, sagte Leslie leise.
„Aber du wärst es gerne.“ Er grinste.
„Lass das!“
„Ich wusste es! Der Typ ist unmöglich. Auf Dauer wird das nicht gut gehen, glaub mir“, sagte Antonio. „Stehst du auf ihn?“
„Mann, das interessiert jetzt so was von gar nicht!“
„Doch. Mich.“ Er grinste.
„Lass mich ausreden, verdammt“, rief Leslie genervt. „Also: er ist in Rom, hat mir seine Nummer vor ein paar Tagen gegeben und wir haben auch schon
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