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Zwischen sieben und zwölf Uhr

Titel: Zwischen sieben und zwölf Uhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Katherine Green
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Sie sich die nötige Unterstützung von Ihrer Behörde dazu verschafft haben. Das wird den Schuldigen aufschrecken und, wenn ich nicht ganz irre, dazu führen, daß irgend jemand im Hause suchen wird, es zu verlassen. Sollte sich dies bestätigen, so hindern Sie den Betreffenden nicht daran, er wird die Steine bei sich haben; und wenn Sie Vorsorge treffen, daß er verfolgt wird, müssen sie binnen einer oder zwei Stunden zur Stelle sein, denn ein Mensch ist leichter durchsucht als ein Haus.
    Ein bewundernswerter Plan, rief ich aus, ganzerstaunt über solchen Scharfsinn, dessen ich mich bei dem reichen Makler gewiß nicht versehen hätte. Ich sehe nur eine schwache Seite dabei. Wenn Frau Winchester hört, daß das ganze Haus umgedreht werden soll, solange sie fort ist, wird sie dann noch in die Gesellschaft mitgehen wollen?
    Meine Frau wird sich bereits in ihrem Wagen befinden, wenn ich die Ankündigung mache. Dafür werde ich schon sorgen.
    Ganz gut also, sagte ich, dann bleibt für mich nichts mehr zu tun übrig, als mir von der Polizeistation den Mann zu verschaffen, den ich für die besprochene Verfolgung brauche.
    Ach will auf meiner Fahrt in die Gesellschaft ein paar Zeilen von Ihnen dort abgeben.
    Ich kritzelte zwei Namen auf eine Karte.
    Einer der beiden wird Folge leisten, sagte ich. Er soll am nächsten Haus von hier Aufstellung nehmen und dann das Zeichen geben. Er wird es schon verstehen. Wird ihn der Täter vermutlich weit herumführen?
    Das vermag ich ebensowenig zu wissen wie Sie. Ich habe keine Vorstellung davon, wohin der Dieb gehen wird, nachdem er das Haus verlassen hat. Irgend wohin, wo sich für seinen Raub ein günstiges Versteck bietet, natürlich; aber wohin, dashängt von der Zeit und der Gewandtheit seines Verfolgers ab.
    Ich will diesem Verfolger nur noch mit ein paar weiteren Worten Vorsicht einschärfen, sagte ich. Damit nahm ich die Karte nochmals und kritzelte einige Weisungen auf die Rückseite derselben, worauf ich sie Herrn Winchester übergab.
    Dagegen händigte er mir seinerseits zwei Schlüssel ein.
    Dieser hier öffnet die Tür zur Hintertreppe und dieser die vordere Tür des Erdgeschosses.
    Nach dieser Erklärung verließ er mich, und schon im nächsten Augenblick hörte ich ihn die Treppe hinaufsteigen und in das Zimmer seiner Frau eintreten. Unser Programm wurde buchstäblich ausgeführt wie verabredet. In weniger als einer halben Stunde kamen die Gatten herunter; er sah blaß und finster aus, sie hochmütig und unerschütterlich ruhig. Der Wagen, den ich einen Augenblick zuvor hatte vorfahren hören, stand vor der Tür, und sie traten unverzüglich hinaus. Uebrigens hatte ich gerade noch Zeit, zu bemerken, daß sie noch dasselbe Kleid trug, in dem ich sie oben gesehen hatte, ein reiches, malvenfarbenes Samtkleid, hochgeschlossen und schwer beladen mit einer sogenannten Passementerie von Schmelzperlen, zwischen denenSpitzenschmuck angebracht war, ein Ausputz, der in meinen Augen jeden weiteren kostbaren Schmuck überflüssig machte, mit Ausnahme der Ohrgehänge von Perlen, die sie trug.

    Eine vornehme, würdevolle Erscheinung, dachte ich, als sie vorüberging; ich hatte gerne wissen mögen, ob ihr Herz unter dem Staatskleid nicht doch etwas rascher schlug, als es ihr Aussehen verriet.
    Kaum hatte man die Haustür zuschlagen hören, als fast augenblicklich Herr Winchester wieder erschien.
    Jetzt, sagte er, ans Geschäft! Und die Treppe hinausschauend, begrüßte er mit einem befriedigten Blick die eben von oben kommende Erscheinung des jungen Mannes, mit dem wir vorhin am Treppenabsatz zusammengetroffen waren und den er mir als seiner Gattin Sohn bezeichnet hatte.
    Ach, Lawrence, sagte er, komm herunter! Ich habe nach dir und Fräulein Irwin geschickt – wo ist sie denn? Ach so, sie schaut oben über das Geländer, – um dich Herrn Byrd, Beamten der Geheimpolizei, vorzustellen, dessen Anwesenheit, wie du dir denken wirst, den Zweck hat, uns deiner Mutter Diamanten zu verschaffen. Es ist erforderlich, daß du ihn kennst, denn er ist in Uebereinstimmung mit mir zu dem Schluß gekommen, daß deine Mutter im Irrtum ist, wenn sie glaubt, die Juwelen seiendurch fremde Diebe gestohlen worden. Vielmehr ist er ganz sicher, daß nicht nur der Dieb zur Hausgenossenschaft gehört, sondern daß auch die Steine sich noch im Innern des Hauses befinden und durch eine gründliche, systematische Nachsuchung zur Stelle zu bringen sind. Er wird daher die Abwesenheit deiner Mutter benutzen, um

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