Zwischen Tod und Ewigkeit
oder Plastikflasche mehr, die zum zweiten Mal verwendet wurde. Man warf sie weg. Ganze Täler füllten sich mit Müll und verseuchten das Grundwasser. Um es wieder zu reinigen, wurden mehr finanzielle Mittel benötigt, als notwendig gewesen wären, das Unheil von vorneherein zu verhindern.
Das dauerte fast hundert Jahre.
Dann begann sich das Ende schnell und abrupt abzuzeichnen, und es war zu spät, etwas dagegen zu unternehmen.
Der Sauerstoffgehalt der irdischen Atmosphäre nahm rapide ab und konnte nicht mehr ersetzt werden, denn es gab keine Wälder und keine großen Grünflächen mehr. Hunderte von Tierarten waren bereits ausgestorben, und eigentlich waren es nur die Insekten, die durch den Tod der Welt profitierten. Sie verdankten das ihrem extrem schnellen Generationswechsel und ihrer unglaublichen Anpassungsfähigkeit.
Die Einsicht kam zu spät.
Im Jahre 2140 starteten zwar noch immer Raumschiffe zu den benachbarten Sonnensystemen, aber bisher war noch keines von ihnen zurückgekehrt. Funkbotschaften besagten, daß man bewohnbare Planeten entdeckt und besiedelt hatte. In einigen Jahrhunderten würden auch sie das gleiche Schicksal erleiden wie die Erde, falls man nicht gelernt hatte. Es gab jedoch zuwenig Raumschiffe, um die gesamte Bevölkerung der Erde einfach zu evakuieren.
In diesen Jahren wurde das ständige Tragen von Sauerstoffmasken zur Lebensnotwendigkeit. Sie gehörten zu den letzten sozialen Leistungen der menschlichen Gesellschaft und wurden kostenlos ausgeteilt.
Längst gab es eine Weltregierung, aber sie war machtlos gegen die Natur, die sich zu rächen begann für das, was man ihr angetan hatte.
Als die Sonne am hellen Tag nur noch in zartem Rosa schien, war das Ende gekommen.
Und nichts, aber auch gar nichts, konnte es aufhalten.
Es gab unterirdische Städte mit künstlicher Luftversorgung, es gab gewaltige synthetische Nahrungsmittelfabriken und Reinigungsanlagen für die letzten Wasservorräte, ja, man versuchte sogar, aus der vergifteten Luft Wasser herzustellen, aber es half alles nichts mehr.
In diesem Stadium der Endentwicklung entsann man sich der Schlafenden in den Kältelaboratorien. Sie hatten von der grausigen Veränderung nichts gespürt, obwohl sie lebten, wie die Meßinstrumente anzeigten. Sie benötigten keine Luft zum Atmen und keine Nahrung. Sie waren nicht vergiftet worden.
Nur sie garantierten den Fortbestand der Menschheit, denn ihre Gene waren noch sauber und unverdorben.
Im Auftrag der Weltregierung sorgte ein Team erfahrener Wissenschaftler für die »Umbettung« der Vereisten in eine neue Anlage, die nach modernsten Erkenntnissen eingerichtet worden war. Dort sollten sie geweckt werden, wenn die Atmosphäre wieder sauber war. Eine entsprechende Vorrichtung wurde in das Hauptgebäude installiert und mit der Weckautomatik verbunden.
Vier oder fünf Jahre später hörten die Informationen auf.
Im Jahre 2150 ging die Welt unter.
Nur die Eingefrorenen überlebten, und in den entlegenen Gebirgstälern der großen Kontinente zogen sich die naturgewohnten Einsiedler in die restlichen Wälder und in Höhlen zurück.
Damit endete die Information.
Mark und Gerald wußten nun, was geschehen war, aber damit war die Frage noch immer nicht geklärt, wie die noch Schlafenden geweckt werden konnten. In dieser Hinsicht hatten sie nicht den geringsten Hinweis entdecken können.
Das gefundene Material war außerdem so umfangreich, daß sie es in den drei Tagen nur unvollständig hatten durcharbeiten können. Mit den Einzelheiten des menschlichen Selbstmordes hätten sie sich noch Wochen und Monate beschäftigen müssen.
»Es war nicht allein der Entzug des Sauerstoffs aus der Atmosphäre«, sagte Gerald, als sie an diesem Abend zusammen aßen. »Es waren auch die chemischen Zusätze bei Lebensmitteln, Getränken und Kosmetika. Vor allen Dingen war es der Schmutz mit seinen Giften, der durch Millionen von Schloten ausgestoßen wurde und die Luft verpestete. Die Autos mit den Verbrennungsresten der Benzinmotoren – Kohlenmonoxyd, Kohlenwasserstoff und die äußerst giftigen Bleiverbindungen. Es gibt tausend verschiedene Ursachen für den Tod der Menschheit, und man hat das gewußt.«
»Man sprach einst von der Bevölkerungsexplosion ...«
»Die wird es auch gegeben haben, aber was nützen Nachkommen, und mögen sie noch so zahlreich sein, wenn sie das Gift ihrer Eltern bereits bei der Geburt im Körper haben? Die Gene wurden verändert, es entstanden Mutationen, die
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