Zwischen Tod und Ewigkeit
Hand.
»Es hat ein Magazin mit zwanzig Schuß, automatisch. Ich denke, es genügt für die Expedition. Wir wollen nicht unsere beiden Handwaffen vergessen. Allerdings steht noch nicht fest, wie es mit der Zielsicherheit bestellt ist. Gehen wir nach oben und veranstalten ein Preisschießen?«
»Kein Einwand«, gab Mark sein Einverständnis. »Vielleicht erblicken wir eine Ihrer Ameisen.«
Es war heller Tag, als sie nach oben kamen. Vorsichtshalber hatten sie den Strom eingeschaltet, denn sie wußten noch nicht, wie weit sie sich von »ihrem Haus« entfernen würden. Und wenn sie den Eingang ständig im Auge behalten wollten, verloren sie an Bewegungsfreiheit.
Es mußte Frühling sein, denn einige der Gräser blühten. In der warmen, sauberen Luft war ein undefinierbarer Duft, den Mark von »früher« her kannte. Wenn er bei seinen Verwandten auf dem Land gewesen war, hatte er diesen Duft oft gerochen. Er erinnerte an Heu und Ernte.
Vor vierhundert Jahren etwa ...?
Die flachen Hügel im Osten konnten das am Horizont liegende Gebirge nicht verdecken. Sie mochten etwa zwanzig oder dreißig Kilometer entfernt sein.
»Da sind die Höhlen der Kannibalen«, sagte Gerald, als er Marks suchenden Blick bemerkte. »Der Weg ist nicht beschwerlich, aber ich sehe keinen Vorteil, wenn wir dorthingehen. Wir müssen nach Norden. In fünfzig Kilometer Entfernung ist eine größere Stadt gewesen, aber ich habe sie ja nur von weitem gesehen. Vielleicht finden wir heraus, welche Stadt es war.«
»Fünfzig Kilometer ...«, meinte Mark, »sind eine hübsche Wanderung. Leider – so glaube ich wenigstens – bin ich früher noch nie in dieser Gegend gewesen. Die Landschaft hat sich verändert. Ob es San Francisco sein könnte oder Los Angeles?«
Gerald zuckte die Schultern.
»Keine Ahnung, aber beide Städte haben ihre landschaftlichen Eigenarten, die sich auch nach vierhundert Jahren nicht verändert haben können. Außerdem befinden sich Karten unten in der Bibliothek. Wir können vergleichen.« Er deutete in Richtung der Sonne. »Sie steht nicht sehr hoch, aber das bedeutet nicht viel. Es kann Frühling sein, oder wir halten uns nördlicher auf, als wir annehmen. Im Westen ist das Meer, das weiß ich. Wir sind also an der Küste des Pazifiks.«
»Wie weit ist das Meer entfernt?«
»Vier oder fünf Kilometer, nicht mehr.«
»Wenn wir an der Küste entlangwandern ...«
»Nach Norden? Dann gelangen wir zu den Resten der Stadt.«
Mark klopfte auf den metallenen Schaft des Gewehrs.
»Probieren wir es aus, Gerald?«
Der Physiker nickte zustimmend.
»Ja, natürlich. Aber nur fünf Schuß jeder. Es ist anstrengend genug, die Munition herzustellen, aber wenn die Form stimmt, haben wir keinen Ärger mehr. Wenn ich an die beiden ersten Laufkrepierer denke ...«
Mark hob die Waffe, deren Magazin voll gefüllt war. Er sah sich nach einem Ziel um. In einiger Entfernung stand ein einzelner Baum mit kahlen Ästen.
»Wenn Sie den treffen, können wir zufrieden sein«, murmelte Gerald. »Sind Sie ein guter Schütze?«
»Leidlich«, sagte Mark und legte an. »Hoffentlich fliegt mir das Schloß nicht um die Ohren.«
»Alles genau berechnet«, beruhigte ihn Gerald. »Es kann nichts mehr passieren.«
Mark zielte einfach auf den Stamm und drückte ab.
Der Rückstoß war erträglich. Ohne zu überlegen schoß Mark noch viermal, dann erst setzte er die Waffe ab.
»Das ging ja gut«, sagte er. »Sehen wir nach?«
Das Baum war etwa fünfzig Meter entfernt, und sie zählten vier Einschüsse. Ein Ergebnis, mit dem sie zufrieden sein konnten.
»Ausgezeichnet«, lobte Gerald und nahm Mark das Gewehr aus der Hand. Sie gingen zur Pyramide zurück. »Jetzt werde ich es mal versuchen. Wichtig ist, das Ding funktioniert, und zwanzig Schuß ohne Nachladen sind auch kein Pappenstiel.«
Er hatte drei Treffer, der vierte Schuß hatte die Rinde gestreift.
»Auch nicht übel, Gerald. Mit dem Gewehr werden wir uns die Wilden vom Hals halten können, und Ihre sagenhaften Ameisen auch.«
»Sie glauben wohl nicht so recht an ihre Existenz?«
»Ich möchte wenigstens eine sehen, ehe ich ...«
Gerald deutete nach oben in den klaren, blauen Himmel.
»Der Punkt dort oben – können Sie ihn sehen?«
Mark beschattete seine Augen mit der Hand.
»Ja, ein Vogel. Was ist damit?«
»Es ist kein Vogel, Mark. Eine Fliege vielleicht, oder gar eine Hornisse. Es gibt kaum noch Vögel, nur noch einige kleinere Arten, die sich retten konnten. Die Insekten haben die
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