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Zwischen Tod und Ewigkeit

Zwischen Tod und Ewigkeit

Titel: Zwischen Tod und Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Umrisse mit dem dunklen Felsen dahinter fast verschmolzen.
    Langsam arbeitete er sich näher an ihn heran. Er mußte jeden Schuß vermeiden, der die Kannibalen alarmiert hätte. Noch nie in seinem Leben hatte er einen Menschen angeschlichen und unschädlich gemacht. Er wußte überhaupt nicht, wie er das anstellen sollte.
    Er war noch drei Meter entfernt, als der Wächter sich erhob.
    Seine lauschende Haltung bewies, daß er ein Geräusch gehört haben mußte. Mark wußte, daß er nicht unentdeckt bleiben konnte, er mußte sich also blitzschnell entscheiden. Während er aufsprang, drehte er das Gewehr um und ließ den Kolben mit voller Wucht auf den Schädel des riesigen Kannibalen herabsausen. Der Wilde gab keinen Laut von sich und brach auf der Stelle zusammen. Mit einem Satz war Mark bei dem Stein und flüsterte durch den Spalt:
    »Gerald? Hören Sie mich?«
    Es dauerte nur zwei oder drei Sekunden, dann kam die Antwort:
    »Mark, Sie schon?«
    »Schon?« Mark war sichtlich überrascht. Geralds Stimme hatte nicht wie die eines sicheren Todeskandidaten geklungen. »Ich konnte nicht früher kommen, wenn Sie das meinen. Ein Glück, daß Sie leben!«
    »Es geht uns gut. Aber bekommen wir den Stein vom Eingang fort? Wir schieben von innen, Sie helfen außen mit. Schlafen die Wilden?«
    »Sie sitzen an einem Feuer, wenigstens einige von ihnen.« Mark schnappte nach Luft. »Sie reden in der Mehrzahl! Sind Sie nicht allein?«
    »Nein, Björn ist bei mir. Sie werden ihn kennenlernen, jetzt ist keine Zeit für Erklärungen. Los, fangen wir an!«
    Es war ein hartes Stück Arbeit, aber endlich gelang es ihnen, den Stein mit gemeinsamen Kräften ein kleines Stück beiseite zu rollen. Der Spalt genügte, Gerald durchschlüpfen zu lassen. Für Björn reichte es allerdings nicht. Sie mußten sich noch einmal anstrengen, bis endlich auch der schwarzbärtige Hüne aus der Höhle entweichen konnte. Er gab Mark wortlos die Hand und bückte sich dann, um den niedergeschlagenen Wachtposten zu untersuchen.
    »Erledigt«, erklärte er, als er sich wieder aufrichtete.
    »Wir müssen weg«, sagte Mark. »Früher oder später werden sie die Flucht bemerken, und dann hetzen sie uns bis zu den Pyramiden. Wir müssen nach rechts, weg vom Feuer. Dann genau nach Westen, dort liegt mein Rucksack mit dem Lebensmitteln.«
    »Gut«, brummte Björn in seinem schlechten Englisch. »Ich habe die gebratenen Ameisen gründlich satt ...«
    Lautlos verschwanden sie im Dunkel der Nacht.

 
6.
     
    Während des Marsches zu den Pyramiden berichtete Gerald noch einmal kurz. Mark sah fast alle seine Vermutungen bestätigt, soweit sie das nächtliche Unternehmen des Physikers betrafen. Den Zettel am Lagerplatz hatte er allerdings nicht gefunden.
    Dann erfuhr er die abenteuerliche Geschichte des Norwegers.
    Eine Gruppe von ihnen hatte am Ende eines Fjordes gelebt, die Verbindung zu anderen Sippen weiter im Süden war selten gewesen. Gerettete Bücher hatten eine gewisse Bildungsstufe ermöglicht, aber von der Vergangenheit war nicht viel übriggeblieben. Straßen gab es im Norden Europas so gut wie keine mehr, aber man hatte das Meer. Mit plumpen Segelschiffen gelangte man zu südlicheren Gestaden und traf auch dort auf Überlebende und ihre Nachkommen. Björn versicherte, daß es in seiner Heimat keinen Kannibalismus gab.
    Dann las er die Berichte über die anderen, verschollenen Kontinente. Im Westen sollte Amerika liegen, ein gewaltiger Riegel mitten im Ozean. Zusammen mit drei Freunden baute er ein Schiff, und vor mehr als sechs Jahren war er aufgebrochen.
    Es war eine lange und anstrengende Reise gewesen, viele Monate verbrachten sie auf dem Meer, bis sie eines Tages Land erblickten.
    »Eine unübersehbare Hügellandschaft, dazwischen riesige Stahlgerippe und eingestürzte Hochstraßen. Die Schluchten dazwischen hatten sich mit Schutt und Erde gefüllt. Es muß eine unvorstellbar große Stadt gewesen sein.«
    »New York vielleicht«, meinte Mark tonlos.
    »Es gab kein Leben in ihr, wenigstens kein menschliches. Wir wurden von Ameisen überfallen, aber auch mordgierige Fluginsekten stürzten sich auf uns. Zwei meiner Begleiter starben schon am ersten Tag. Waffen hatten wir nicht.«
    »Warum kehrten Sie nicht um?«
    »Es hätte wenig Sinn gehabt, denn wir besaßen keine Lebensmittel mehr. Im Ozean gibt es nicht viel Fische, und Vögel sahen wir auch nur selten. Wie hätten wir sie auch erlegen sollen?«
    »Sie gaben nicht auf?«
    »Nein, wir wollten Menschen

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