Zwischen Tod und Ewigkeit
finden. Es mußte Menschen auf diesem gigantischen Kontinent geben. Mein Vater wußte von den Versuchen, die man hier unternommen hatte. Er wiederum hatte es von meinem Großvater gehört, und außerdem gab es Bücher darüber. Ich meine die Kälteexperimente.«
»Es gibt Bücher darüber?« Gerald hielt Björn am Arm fest. »Davon haben Sie mir noch nichts erzählt. Kennen Sie die Bücher?«
»Ich habe viel gelesen, aber das ist nun schon fast sechs Jahre her. Menschen wurden eingefroren, als sich das Ende abzeichnete, aber die Methoden müssen sich geändert haben. Das Problem war, sie alle unter einen Hut zu bringen, damit es beim Weckvorgang nicht zur Katastrophe kam. Aber das alles sollten Sie besser wissen als ich. Sie leben, also fand man die Antwort rechtzeitig.«
»Das ist noch nicht bewiesen.« Mark deutete nach vorn. »Wir haben es bald geschafft.«
Sie fanden alles so vor, wie sie es verlassen hatten. Es dauerte allerdings fast einen ganzen Tag, ehe sie Björn alles erklärt hatten.
Stumm betrachtete er die Schlafenden durch die Guckfenster. Verständnislos untersuchte er die automatische Weckanlage, deren Funktion er noch weniger begriff als die beiden Wissenschaftler. Entsetzt sah er auf die leeren Wannen vor den Kammern, als Mark ihm ihre Bedeutung erläuterte.
Später, beim Essen, erklärte Gerald:
»Die Funkzeichen, die wir gestern auffingen, kommen in der Tat von einer Raumstation, die fast direkt über uns steht und stationär ist. Es kann sich nur um einen automatischen Sender handeln, der noch immer Daten ausstrahlt. Für uns ist er ohne jede Bedeutung. Aber ich habe noch andere Signale aufgefangen, zum Teil sogar Sprechfunk. Es gibt also auch noch andere Amateure, die Kontakt suchen. Bisher erhielt ich noch keine Antwort.«
»Das Gerät ist vielleicht zu schwach.«
»Ich werde morgen versuchen, die Sendekapazität zu verstärken, Mark. Für heute reicht es mir wirklich.«
Björn bezog das Zimmer zwischen den beiden Männern, und allmählich begannen sie sich wie in einer uneinnehmbaren Festung zu fühlen.
»Nun?« erkundigte sich Mark, als Björn das Mädchen in Kammer 276 lange genug betrachtet hatte. »Meinen Sie nicht auch, daß wir versuchen sollten, sie aufzuwecken?«
»Dort, wo ich herkomme, gibt es auch schöne Mädchen und Frauen, aber sie schlafen nicht. Glauben Sie nicht, daß das Risiko zu groß wäre?«
»Einmal müssen wir es versuchen!«
»Was sagt Gerald dazu?«
»Abwarten, sagt er. Wir warten nun aber schon mehr als drei Monate. Alles haben wir durchsucht und eine Menge Informationen gefunden, aber keine einzige, die den Weckvorgang betrifft. Wenn die Frauen und Männer in den Eiskammern nicht bis in alle Ewigkeit dort liegen bleiben sollen, werden wir es versuchen müssen. Es gilt nur, die Automatik auszulösen, und zwar derart, daß die pausenlos arbeitet. Gerald und ich wissen nicht, warum das bei uns der Fall war, wir nehmen aber an, daß es ein Zufall gewesen ist, meinetwegen ein technisches Versagen, das zum Glück für uns gut ablief.«
Björn wollte etwas erwidern, aber im Hintergrund rief Gerald, der noch immer mit seinem Funkgerät beschäftigt war:
»He, ihr beiden, kommt mal her! Ich habe Kontakt!«
Sie vergaßen die Schlafenden und rannten zu dem Physiker, der wortlos auf seine Kopfhörer deutete. Auf dem kleinen Bildschirm flimmerte es in unregelmäßigen Zeitabständen, so als zeichneten sich dort die akustischen Impulse ab.
»Der Sender muß im Norden liegen«, flüsterte Gerald, der die Ungeduld seiner Gefährten begriff, den Kontakt aber nicht unterbrechen wollte. Er schaltete plötzlich auf Senden und sprach in das Mikrophon: »Ich verstehe Sie gut. Geben Sie mir Ihre Position bekannt. Meine kann ich Ihnen leider nicht geben, da ich sie nicht kenne. Jedenfalls Westküste, Pazifik. Welche Jahreszeit haben wir?«
Wieder lauschte er, dann schaltete er abermals um.
»Ich verstehe nicht. Wieso können Sie mir meine Position mitteilen?« – »Sie besitzen ein Peilgerät? Ihre Position ist San Francisco – verstanden. Wenn unsere Position südlich Monterey sein sollte, sind wir nur zweihundert Kilometer voneinander getrennt.« – »Nein, wir nicht, aber in der Nähe gibt es Kannibalen, die stammen von direkt Überlebenden ab.«
Sie konnten nur hören, was Gerald sagte, aber der Zusammenhang war klar. Mark legte den Zeigefinger auf den Mund und schüttelte den Kopf. Er wollte vermeiden, daß Gerald zuviel über sie verriet. Er war
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