Zwischen uns (German Edition)
bist betrunken. Wir sind alle müde. Und morgen ist Weihnachten, wir haben eine lange Fahrt …“
„Ach, scheiß auf Weihnachten“, fauchte Meredith. „Scheiß auf die Fahrt, scheiß auf das alles. Scheiß auf meine bescheuerte Familie, Charlie. Glaubst du wirklich, ich brenne darauf, in aller scheiß Herrgottsfrühe aus dem Bett krabbeln und zu meinen Eltern zu fahren, damit sie uns wieder einen Gutschein für ein Essen bei ‚Bob‘s Big Boy‘ überreichen können?“
„Dann bleiben wir also zu Hause“, sagte er und klang etwas verzweifelt. „Wir schlafen aus. Feiern mit Tesla Weihnachten.“
Sie kräuselte wieder die Lippen und sah mich direkt an. „Tesla hat ihre eigenen Pläne.“
„Sie kann bei uns bleiben, wenn sie die ändern will“, sagte Charlie leise. „Weihnachten sollte man mit denen zusammen sein, die man liebt.“
Meredith sog die Luft in einem scharfen, lauten Seufzer ein. Ihre Hand wischte mein Glas von der Arbeitsplatte. Es fiel auf den Boden, zerstob in Glasscherben und Wasser. Wir starrten alle drei auf die Sauerei. Meredith sprach als Erste.
„Himmel nochmal, Charlie, hörst du dir eigentlich auch mal selber zu? Bitte. So hatte es nie werden sollen.“
Etwas in mir starb.
„Warum hast du es dann getan?“ Unter meinen Schuhsohlen knirschte Glas, als ich auf Meredith zuging, aber sie rührte sich nicht. „Warum hast du mich gebeten, mit Charlie zu schlafen? Warum hast du mich immer wieder gefragt? Warum wolltest du, dass ich hier einziehe, ein Teil von euch werde? Wenn es nicht das war, was du wolltest, warum hast du all das getan?“
Sie atmete zitternd ein. „Weil ich mich gelangweilt habe.“
Charlie stöhnte leise und voller Schmerz auf. „Was?“
Sie sah ihn an. Meredith konnte charmant, aufgedreht, sexy, verführerisch, überzeugend und witzig sein. Sie konnte weich oder hart sein, laut oder leise, großzügig oder kleinlich.
Aber das war vermutlich das erste Mal, dass sie ehrlich war.
„Ich hab mich gelangweilt, Charlie. Gott, ich war so verdammt …“ Ihr Atem stockte, und sie schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder, um ihn anzusehen „… gelangweilt.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich … ich verstehe nicht. Was hat dich gelangweilt?“
Merediths Augen glitzerten vor Tränen, und sie schluckte hart. „Du, Schatz. Du hast mich gelangweilt. Alles an dir, von der Art, wie du dir die Haare kämmst und deinen Schlips bindest, bis dahin, dass du immer so lange brauchst, um mich zum Orgasmus zu bringen. Ich war einfach …. Ich war so … gelangweilt , Charlie. Es tut mir leid, aber ich hatte dich so verdammt satt.“
„Warum hast du mich dann nicht verlassen?“ Charlie schluckte schwer. Noch mehr Glas knirschte, als er ein paar Schritte zurücktrat, bis er gegen die Arbeitsplatte stieß. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, auch wenn ich glaube, dass er genauso wenig vorhatte, Meredith zu schlagen, wie ich.
Sie warf ihm einen irritierten Blick zu. „Weil ich dich liebe, Charlie, und ich dich nicht verlassen will. Ich wollte nur ab und zu jemand anderen vögeln. Ich wollte es … so sehr.“ Sie erschauerte, blinzelte, und silberne Tränen ließen Spuren auf ihrem Makeup zurück. „Ich dachte, wenn du jemanden hast, kann ich auch jemanden haben. Nicht für immer. Nicht, damit der deinen Platz einnimmt. Nur ab und zu. Ich wollte nur ein bisschen Freiheit. Ich wollte ab und zu ein bisschen … wild sein.“
Charlie schloss die Augen, bedeckte sie dann mit der Hand, als er sich abwandte. Seine Schultern bebten. Hilflos wollte ich ihn berühren, aber Merediths vernichtender Blick ließ mich an Ort und Stelle erstarren.
„Du solltest dich nicht in sie verlieben“, sagte sie.
„Aber das habe ich getan“, antwortete Charlie, ohne sich umzudrehen. „Das bedeutet nicht, dass ich dich nicht noch immer liebe.“
In diesem Augenblick verließ ich sie. Ging nach oben in das Zimmer, das sie mir zur Verfügung gestellt hatten, das sich aber nie richtig wie meines angefühlt hatte. Ich wusste, dass sie mir folgen würde, so wie ich wusste, dass Charlie es nicht tun würde.
„Und was ist mit dir, Tesla?“, fragte Meredith mich vom Türrahmen aus.
„Ich liebe Charlie. Ja.“
„Und mich?“
Schweigen legte sich zwischen uns, bis ich endlich sagte: „Lass mich dir noch eine Geschichte erzählen.“
39. KAPITEL
„Es ist an der Zeit für mich, zu gehen“, sagte Vic über die Haube einer alten Karre gebeugt, die er schon seit zwanzig Minuten
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