Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
brauchte.
„Sex mit einem Blinden, ist das ein besonderer Kick für dich?“ Die Worte waren heraus, ehe er es verhindern konnte.
Chloe erstarrte. Wollte er sie etwa nicht bei sich haben?
Jetzt, als er hier im Schein der Nachttischlampe vor ihr stand, nackt und unübersehbar erregt, hätte sie am liebsten einen Rückzieher gemacht. Sich in Routine und Unverbindlichkeit geflüchtet, um keine Gefühle an sich heranzulassen.
Doch sie blieb. Sie brauchte Declan wie die Luft zum Atmen. Sie begehrte ihn – mit Macht, aber es steckte noch viel mehr dahinter.
Zum Umkehren war es längst zu spät. Seit dem Moment, da Declan sie zum ersten Mal in die Arme genommen hatte.
Sie sagte sich, was sie schon lange wusste: dass sein Zorn nicht ihr, sondern ihm selbst galt. Und dass seine Schroffheit kein Zeichen von Abneigung, sondern von innerer Anspannung war.
Und doch musste sie allen Mut zusammennehmen, um nicht davonzulaufen.
Die Gläser auf dem Tablett, das sie mit zitternden Händen hielt, klirrten leise.
„Was hast du da?“
„Wein und etwas zu essen.“ Sie ging um das breite Bett herum und stellte das Tablett auf der Kommode ab.
„Wie romantisch.“ Sein spöttisches Lächeln kränkte sie.
„Du hast nicht zu Abend gegessen. Ich dachte, du hättest vielleicht Hunger“, erwiderte sie leise. Dass sie die kurze Unterbrechung in der Küche gebraucht hatte, um ihre flatternden Nerven zu beruhigen, erwähnte sie lieber nicht. Trotz allem, was im Pool geschehen war – sie war eigentlich nicht der Typ für schnellen unverbindlichen Sex.
„Musst du immer so grantig sein?“ Die Hände in die Hüften gestemmt, funkelte sie Declan über das Bett hinweg an. Er sah umwerfend aus, aber in emotionaler Hinsicht war er das reinste Minenfeld. „Oder willst du mich nicht? Bin ich dir vielleicht nicht gut genug?“
„Aber natürlich will ich dich! Oder was glaubst du, was das ist?“ Ihr Blick folgte seiner Hand, und ihr Mund wurde trocken vor Aufregung. Sie konnte es nicht erwarten, ihn anzufassen.
„Also, wo liegt das Problem? Hast du Angst, ich könnte mehr von dir wollen, als du zu geben bereit bist? Glaubst du, ich könnte morgen früh vergessen haben, dass ich nur eine kleine Hausangestellte bin?“
Adrian Carstairs hatte versucht, seine überlegene Position auszunutzen, um sie ins Bett zu bekommen. Erst mit Schmeicheleien, dann mit Drohungen.
„Es ist mir egal, welchen Beruf du ausübst.“
„Und warum magst du mich nicht?“
„Wie kommst du darauf, dass ich dich nicht mag?“ Schon im Anzug strahlte er diesen urwüchsigen Sex-Appeal aus, doch jetzt, nackt, erregt und sprühend vor Zorn, wirkte er einfach atemberaubend.
„Wenn es nicht an mir liegt, muss es an dir liegen. Wovor hast du Angst, Declan?“
„Vor gar nichts.“
„Beweis es. Leg dich hin.“
Erst wirkte er verblüfft, dann lächelte er gequält. „Was hast du vor? Willst du dem Krüppel etwas Gutes tun? Wie großherzig von dir.“
Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Er war der attraktivste, vitalste, anziehendste Mann, der ihr je begegnet war, und sie war gerade dabei, sich rettungslos in ihn zu verlieben. Glaubte er wirklich, sie wäre nur aus Mitleid zu ihm gekommen?
„Du bist genauso wenig ein Krüppel wie ich. Aber wir können gern so tun, als wäre ich nur hier, um meine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, wenn dein Ego damit besser klarkommt.“
„Chloe …“
„Nein, Declan. Bitte.“ Sie war mit den Nerven am Ende. Er hatte Sehnsüchte und Gefühle in ihr geweckt, die ihre ganze kleine Welt aus den Angeln hoben, doch gegen seinen inneren Dämon kam sie einfach nicht an.
„Verzeih mir.“ Seine Miene war ernst, seine Stimme warm und ruhig. Nur seine unruhigen Hände verrieten seine Nervosität. „Ich will dich. So sehr, dass ich mich schon seit Wochen kaum noch beherrschen kann. Die Frage ist, ob du mich willst.“
Wusste er das denn nicht? „Ja, ich will dich. Unbedingt.“
Er stand noch einen Moment mit aufmerksamer Miene da, als wollte er ganz sichergehen, dass er sich nicht getäuscht hatte. Dann legte er sich auf das Bett, die langen Arme und Beine entspannt von sich gestreckt.
Von seinem verletzten Bein bis hinauf zu seinem energischen Kinn, der vernarbten Wange und dem schwarzen Strubbelhaar sah er so unverschämt gut aus, dass Chloe ihn mehr denn je begehrte.
Sie war gerührt von seiner Verletzlichkeit, die er so mühsam zu verbergen suchte. Und beeindruckt von seiner Stärke und seinem unbeugsamen
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