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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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Land,
und das Meer ist nur die Bucht von Galway, kein Schiff zieht vorbei.
    Ich blicke
empor zur Leuchtturmkuppel. Das waren noch Zeiten, als die Leuchtfeuer mit
Holz, Torf oder Kohle betrieben wurden, als ‘geblüst’ wurde. In einer
windstillen Nacht benötigte man vierhundert Kilogramm Kohle, bei mäßigem Wind
fünfhundert und bei starkem Wind bis zu siebenhundertfünfzig Kilogramm. Drei
bis vier Männer mußten dafür jede Nacht ziemlich schuften. Außerdem standen
viele Leuchttürme längst nicht gut erreichbar und sicher an Land. Zum Beispiel
der berühmte englische Leuchtturm von Eddystone, einer gefährlichen Klippe
fünfundzwanzig Kilometer südwestlich von Plymouth mitten im Ärmelkanal.
    Der
Eigentümer des Felsens ließ ausgangs des 17. Jahrhunderts einen Leuchtturm
bauen, um von den Schiffen Leuchtfeuergebühren ein treiben zu können. Zunächst
gab es einen achtzehn Meter hohen hölzernen Turm, dessen Lichtquelle mit Kerzen
betrieben wurde. Doch die Wellen brachten die Kerzen häufig zum Erlöschen. Der
Turm wurde auf sechsunddreißig Meter Höhe aufgestockt, das Fundament verstärkt.
Trotzdem hielt die Konstruktion nur fünf Jahre. Im Jahr 1703 riß ein Orkan den
Turm samt Baumeister, der zufällig an Bord war, in die Tiefe.
    Da sich ein
Leuchtturm an dieser Stelle als notwendig erwiesen hatte, baute man einen
neuen, stärkeren Turm, ebenfalls aus Holz. Der hielt siebenundvierzig Jahre dem
nassen Element und den Stürmen stand, brannte dann ab, durch seine eigene
Lichtquelle, die Kerzen, entzündet.
    Der dritte
Leuchtturm, diesmal aus Stein, von einem Ingenieur für Seezeichenwesen
konstruiert, stand bis 1883. Dann wurde in einiger Entfernung der noch heute
existierende vierte Turm von Eddystone gebaut, weil der usprüngliche Felsen
nach und nach vom Meer unterwaschen worden war. Der heutige Turm ist vierzig
Meter hoch und in Betrieb. Allerdings wird nicht mehr geblasen, geblüst, und
man sagt auch nicht mehr Feuerturm...
     

AM
HEXENKOPF
     
     
    Der neue Tag
beschert uns von Sonne durchbrochene Wolkenschichten. Schade, leider nicht die
großen weißen Wolkenballen, die Cumuluswolken, die Ilse so gern malt und die
ohne zu regnen weiterziehen.
    Wir brechen
auf zu einem Tagesausflug. Unser Ziel sind die bekannten Klippen von Moher, the
Cliffs of Moher, die ungefähr zehn Kilometer von Doolin entfernt liegen. Einige
starke Steigungen sind zu erklimmen, ohne unser normales Reisegepäck gelingt
das gut; wir haben nur einen kleinen Rucksack mit Proviant und die Malsachen
mitgenommen. Die Malerin ist optimistisch. Doch bezieht sich der Himmel,
drohende graue Wolkenberge kommen von Ost-Nordost zurück, woher sie der Wind
der letzten Tage getrieben hatte.
    Als wir den
Parkplatz am O’Brien’s Tower erreichen, fallen die ersten Tropfen. Aus Bussen
und Autos strömen Menschen zum O’Brien-Aussichtsturm, zu den Souvenir-Buden und
Getränkeverkaufsstellen. The American Way of Life? Ach Europa! Cornelius
O’Brien war der Initiator des nach ihm benannten Aussichtsturm ,
den er Mitte des vorigen Jahrhunderts bauen ließ, um in dieser Gegend den
Tourismus anzukurbeln. Heute würden wir die Aktion eine
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nennen.
    Zweihundert
Meter hoch ragen die steilen Felsnasen der Cliffs of Moher empor, stemmen sich
den Wogen des Atlantiks entgegen, werden ständig angenagt und abgenagt. Vor
über dreihundert Millionen Jahren wurden die Gesteinsschichten aufgebaut.
Während der Eiszeiten lag der Meeresspiegel noch einhundert Meter tiefer, seit
ungefähr zwanzigtausend Jahren branden die Wellen so an, wie wir es heute
sehen. Wer schwindelfrei ist, kann sich auf den Bauch legen und senkrecht an
der Felswand hinunterschauen... Unterhalb des O’Brien’s Turms schäumt eine
einsame Felsspitze aus dem Wasser, sicherlich Rest einer einstmals höheren
Felswand.
    Funde aus
der Steinzeit belegen, daß sich hier schon früh Menschen angesiedelt hatten.
Später entstand ein sogenanntes Promontory — Fort, ein Ringsteinfort, das mit
dem Rücken zur See lag: ‘Mothar Ui Ruain’; die ‘Ruinen von O’Ruan’s zerstörtem
Fort’ gaben den Klippen ihren Namen.
     

     
    Die Räder
sind an einem Zaun vertäut. Wir zurren unseren Rucksack fest, binden die
Kapuzen zu und wandern los nach Süden, direkt oberhalb der Klippen. Es gibt
zwei Wanderwege. Der eine, außerhalb der Weidezäune am Kliff entlang, ist bei
Wind und Regen nicht zu empfehlen, es gibt keine Sicherheitsvorkehrungen. Bei
zunehmendem Regen

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