Zwischen Wind und Wetter
zurückschaue, sitzt Ilse
klein und verloren vor dem Hexenturm. An Malen ist wirklich nur zu denken. Wir
frieren. Manchmal wünschen wir uns an den heimischen Kaminofen...
Kann man
hier Wünsche äußern? Am Hexenturm? Wenn sie denn käme, die Hexe!
»Hoch über der brodelnden
Gischt,
auf millionen Jahre altem
Stein,
gemeißelte Würmerschrift,
wacht Hag’s Head, der
Hexenkopf.
Wartet der Turm auf Napoleon,
der nie kam, stattdessen
Wanderer und wirbelnder Wind,
Wasser aus Wolkenmassen.
Lugt durch die Finger die Hexe:
Hab’ keine Zeit für dich,
Fish’n Chips gibt’s bei
O’Brien,
Wer’s glaubt !«
BEI MC
GANN’S IN DOOLIN
Gut, daß wir
heute bei den Cliffs of Moher waren, denn morgen wird das Wetter noch
schlechter, diesig und nebelig sein. Aber gestern, gestern sind wir bei
Sonnenschein vom Black Head über Fenore kommend nach Doolin hineingefahren.
Zweimal mußten wir absteigen und schieben. Aber die Hügel sind hier nicht so
steil wie in Wales, St. Patrick sei Dank oder wem, vielleicht auch dem Erzengel
Gabriel, oder der Gabriel, denn in Irland können Engel auch weiblich sein, wie
in dem wunderbaren Roman ‘Mr. White treibt auf der tosenden Liffey nach Dublin’
von T. H. White nachzulesen ist.
Doolin
lebte. Menschen saßen draußen vor den Pubs, standen auf den Straßen,
diskutierten. In der Nähe von Doolin Pier, hier legen die Boote zu den Aran
Islands ab, fanden wir eine schöne Campingplatzwiese mit Küche und nagelneuen
sanitären Anlagen.
Der junge
Campingplatzwirt wies uns die beste Stelle an: dort wo die Mauer gegen den Wind
von Westen am höchsten war. Nebenan zelteten zwei Mädchen aus Deutschland, die
sich ihre Hintern rieben. Sie waren frisch mit dem Flugzeug nach Shannon
Airport gekommen, hatten sich Bikes geliehen und ihre erste Tagestour hinter
sich.
»An das
Gewicht auf dem Gepäckträger müssen wir uns noch gewöhnen ,« meinte die eine und stöhnte. Ja, das konnten wir bestätigen.
Und dann
saßen auch wir draußen vor dem Pub, vor Mc Gann’s, wo auf gelbgrün bemalten
Schildern Bar Meals und Evening Meals, kleine, preiswerte Gerichte, jede Menge
Sea Food, Music und natürlich Guinness angepriesen wurden.
Zwei Guinness,
please. Wir saßen an einem grünen Tisch, Ilse malte ein grünes, ein giftgrünes
Flaus gegenüber, und ich schrieb mal wieder auf, wie grün Irland doch sei. Bis
auf den Himmel natürlich, der eher grau war und auch das Meer himmelgrau
färbte.
Am Abend
zogen wir es vor, das Innere von Me Gann’s zu begutachten. Die Wände hingen
voll mit Plakaten, Sprüchen, Postkarten und Notizen von Gästen.
Die Tische
und Hocker waren, wie es sich gehörte, niedrig und aus dunkelrotbraunem Holz,
glänzend, die Tische voller Ringe von vergangenen Bieren.
No beer comes near Guinness! Immer wieder
die Werbung, wir wissen, was wir davon zu halten haben. Wir nahmen es von der
sportlichen Seite: was machte die Konkurrenz? Beamish und Murphy’s brauten
ebenfalls sehr schmackhafte Stouts. Sicher, manchmal konnte man schon dem ganz
alten Werbespruch von Guinness folgen: Take up some irish history tonight! Das
Bier lockerte die Zungen, die Iren erzählten ihre Geschichten, und man konnte
der Geschichte des Landes vielleicht näher kommen. Doch Guinness war längst
nicht immer good for you oder die irische Volkswirtschaft. Vor einigen Jahren
gab es einen handfesten Finanzskandal, in den Vorstandsmitglieder der Brauerei
verwickelt waren. Man hatte, um bei der Übernahme einer weiteren Whiskey
Destille die Konkurrenten auszustechen, über Strohmänner Guinness-Aktien
aufkaufen und so die Kurse steigen lassen. Der Coup gelang zwar, aber bei der
Auszahlung der Provisionen fiel irgendjemand den Behörden auf. Gleichzeitig
wurden unreine Praktiken im Zusammenhang mit der New Yorker Börse entdeckt. Und
seitdem Guinness auch Biere wie zum Beispiel Budweiser braut und vertreibt,
lassen die Gerüchte nicht nach, daß es sich vielleicht gar nicht um eine
Lizenz, sondern um die Übernahme von Guinness durch die US-Brauerei
Anheuser-Busch (Budweiser) handeln könnte.
‘Guinness is good for you!’ Klar, es
schmeckte, und es schmeckte mir eindeutig besser als die sonstigen
Bitter-Biere; die hellen Lagerbiere ließen sich mit Stout nicht vergleichen.
Doch es gab eben auch Beamish. Und Beamish war im Kommen, zumal die Manager der
Guinness-Brauerei einen Fehler gemacht und die Preise aller Biere angehoben
hatten. Sie hatten dabei
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