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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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getan.
    »That’s good .«
    Darauf
tranken wir noch einen.
    Dann kam sie
auf die IRA und Nordirland zu sprechen. Sie wußte, daß England in die sechs
Ulster-Counties sehr viel Geld hineinpumpt, wartete hoffnungsvoll auf den Tag,
an welchem der Londoner Regierung das Geld dafür ausgehen würde.
    Und daß die
IRA sehr viele Sympathisanten hat, berichtete sie. Die Leute sagen es nicht
laut, auch nicht in der Kneipe. Aber — ihr Blick schweifte gar nicht traurig
durch das Lokal — heute sei ja niemand hier. Da sage sie es auch laut, das mit
der Sympathie für die IRA und mit der Abneigung gegenüber Großbritannien.
    Yes,
Britannia rules over the waves, Britannien als Herrscher über alle Weltmeere,
das ist vorbei, spätestens seitdem ich diesen Spruch vor einigen Tagen auf
einer zerdötschten Streichholzschachtel gefunden hatte, die verloren am
Wegesrand lag.
    Der
Fernseher lief und lief, wir wandten ihm den Rücken zu. Die Irinnen und Iren
des Ortes kamen an diesem Abend nicht mehr.
    Spät, nach
dem letzten Pint, gab es einen sehr herzlichen Abschied, und hinter uns
schaltete Ryan’ s Daughter die Lampen mit dem Siemens-Schuckertschen Strom aus,
auch die einsame Außenbeleuchtung. Alles lag im Dunkeln und war schon fast
nicht mehr wahr.
    Leb wohl,
Ina Ryan, wir werden dich kaum Wiedersehen. Schwebte da nicht wieder eine
Postkarte zu Boden?
    Später haben
wir ihr eine Farbkopie des Aquarells ‘Ryan’s Inn’ geschickt. Und eine Kopie der
‘Metzgerei’ für ihren Nachbarn, den Butcher.
    Irgendwann
kam ein Antwortbrief mit vielem Dank, auch vom Butcher. Das Bild hängt an der Kneipenwand — wahrscheinlich zu
hoch — , und: thousand thanks for the lonely thought
in remembering me, nice people like you are rare in these modern times. Und sie
würde trotz der großen Entfernung an uns denken und hoffen, daß wir uns
Wiedersehen.
    Your’s sincerely...
     

DAS
LEUCHTFEUER AM BLACK HEAD
     

     
    Die ‘English
Times’ zeigt ein Titelbild von Kanzler Kohl mit der Hand vor dem Gesicht: Bonns
Boom goes to Dust! Soll wohl heißen: Bonns Aufschwung verflüchtigt sich. Unsere
Wünsche nach besserem Wetter werden ebenfalls zu Staub. Der Wind ist auf
Nordwest umgesprungen und hat Wolken mitgebracht. Die ganze Nacht hat es
geregnet, wohlig haben wir es in unseren Luxusbetten registriert und uns noch
einmal umgedreht.
    Die
morgendlichen Schauer muß man ausschlafen! Der Spruch des Tages frei nach
Kanzler Kohls Devise, alle Probleme auszusitzen, ist von Ilse.
    Wir
frühstücken um zehn Uhr.
    Unsere
Wirtsleute haben das Frühstück gemacht: Cornflakes, Milch, Muesli, Schinken,
Würstchen, Toast, Ei, Brot, Scones (Brötchen aus feinem, festem Teig),
verschiedene Marmeladen, gebackene Tomaten, Orangensaft, Tee.
    »Are you right ?« fragen sie.
    Oh ja, sehr,
es ist alles in Ordnung, wir platzen fast.
    Gut gestärkt
und trocken starten wir um elf. Das Zimmer hat (mit Dusche und Frühstück)
vierzehn Pfund pro Person gekostet. Bye, bye!
     
    Durch kleine
Ortschaften, durch grüne Landschaften mit mäanderndem Flußlauf gelangen wir in
die Burren, eine grauweiß wirkende Karstlandschaft. Sie entstand während der
letzten Eiszeit; tiefe Risse durchfurchen das Kalksteinplateau, unterirdische
Höhlen haben sich gebildet. Die vielfältige Flora entstand durch nordische
Samen, die das Eis hinterlassen hat, gemischt mit südländischen Pflanzen.
Während der Steinzeit siedelten sich Menschen an, die durch Rodung für die
endgültige Verkarstung der Burren sorgten.
    Fast
schlagartig beginnt die steinige, flach geplattete, einzigartige Urlandschaft
mit ihren vielfältigen Pflanzen, mit Seen, die austrocknen (Angeln
vergeblich!), Flüssen, die verschwinden und unterirdisch weiterfließen, mit
Dolmen und weiten Blicken auf kahle Berge.
    Die Sonne
kommt durch. Wir genießen die Fahrt auf den sich windenden Straßen mit rauhem
Asphalt trotz der Steigungen. Die Steigungen sind mäßig, leisten sich im
Gegensatz zu Wales (straight ahead!) auch die Andeutung der Anfänge eines
Versuchs von Serpentinen (lat. serpens, serpentis, f. = die Schlange). Obwohl
daraus nicht viel werden kann, denn in Irland gibt es der Sage nach, aber auch
in Wirklichkeit, keine Schlangen.
    Uns voraus haben sich riesige Wasserwolken gebildet, deren
Formationen uns faszinieren. Wir rollen mitten hindurch die Abfahrt nach
Ballyvaughan hinunter zur Bucht von Galway.
    Ballyvaughan
ist ein Fischerdorf mit kleinem Hafen; drei oder vier Boote liegen am Kai im
Niedrigwasser.

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