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Zwischenfall in Lohwinckel

Titel: Zwischenfall in Lohwinckel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baum Vicki
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zwischen Rheinsberg und Globsow. Er war so still gestorben, ganz ohne Aufhebens davon zu machen.
    ›Wie geht's, Fobianke?‹
    ›Danke, gut.‹
    ›Haben Sie Schmerzen?‹
    ›Nein, jetzt nicht mehr.‹
    Aus. Fobianke blieb in Lohwinckel zurück mit seinem Kranz aus Glasperlen, und der junge Weichen, der schon lange auf die Stelle gespitzt hatte, wurde sein Nachfolger. Peter Karbon seufzte. Er hatte, verflucht noch einmal, einen melancholischen Morgen heute.
    »Da kommt der Doktor«, sagte er und trat vom Fenster fort; er mußte sich bücken, denn es hingen überall geleimte Fliegenfänger von der Decke.
    Weder war Doktor Persenthein von Mordgelüsten gegen Peter Karbon erfüllt, noch empfand dieser Schuldbewußtsein oder bedrücktes Gewissen gegen den Arzt. Um die Wahrheit zu sagen, hatten beide Männer in dem Moment, da sie zusammentrafen – was zwischen den beiden Oleanderbäumchen vor dem Tor des ›Weißen Schwanen‹ geschah –, wichtigere Dinge im Kopf als den Gedanken an die Frau, die zwischen ihnen stand. Persenthein war bis an den Rand gefüllt mit Aufregung, als er dem berühmten Kollegen vorgestellt wurde. Karbon hingegen wurde angesichts des Autos von Schwindel und Ohrensausen befallen, von einer schwachen Wiederholung seines Nervenschocks, und er mußte sich ganz ordentlich zusammenreißen, um einzusteigen und neben dem ungeduldigen Herrn von Mollzahn Platz zu nehmen.
    »Na, nun hoppla, nun dalli!« sagte dieser und schaltete bereits.
    »Wo ist Simotzky?« hieß es.
    »Schon bei seinem Kleinen«, wurde geantwortet.
    »Na also – dann los«, sagte Peter Karbon und biß die Zähne zusammen; der Benzingeruch brachte eine kleine, schwankende Übelkeit in ihm hoch, aber das verzog sich.
    »Ich habe nämlich geglaubt, daß ich mich nie wieder in ein Auto setzen werde«, sagte er nachher zu Herrn von Mollzahn, weil er spürte, daß er blaß war und diese Blässe einer Erklärung bedurfte.
    »Kenne ich. Wie ich zum erstenmal Bruch machte mit meiner Maschine, habe ich auch das Fliegen abgeschworen. Man läßt's ja doch nicht. Es gibt kein zäheres Tier als den Menschen«, antwortete der Flieger. »Gott sei Dank«, antwortete Peter Karbon.
    Die beiden Ärzte hatten sich auf dem Rücksitz miteinander eingerichtet. Doktor Persenthein war nach einigem Gestammel automatisch in den Ton seiner Studenten- und Volontärzeit verfallen, mit ›Haben Herr Geheimrat‹ – und ›Herr Geheimrat werden auch der Meinung sein‹. Professor Raiffeisen fuhr mit der glatten Liebenswürdigkeit des berühmten Mannes mechanisch wie auf Schienen ins Gespräch. Er benahm sich wie bei jenen Konsilien, wo unbegüterte Familien in verpfuschten Fällen die teure Kapazität für ihr letztes Geld zu Rate zogen. Doktor Persenthein erklärte den Fall Lania; es lag eine Ruptur der Oberlippe vor, er hatte vier Nadeln gebraucht, der Verlauf war soweit zufriedenstellend –
    »Eventuell muß eine neue Schleimhautplastik gemacht werden«, vermutete der Geheimrat.
    »Ich denke nicht –«, sagte Persenthein.
    »Haben Sie die Schleimhautinsertion durchtrennt?« fragte der Geheimrat.
    »Nein – das – allerdings – ich dachte –«, stammelte Doktor Persenthein kleinlaut.
    »Da wird aber vermutlich eine Einziehung am Lippenrand bleiben«, sagte der Geheimrat.
    Doktor Persenthein verstummte daraufhin.
    »Hm«, machte der Geheimrat.
    »Da kann man schon das Gut sehen«, sagte Karbon vorne zu Mollzahn.
    »Sieht Bibi – sieht es – sehr schlimm aus?« fragte Mollzahn im letzten Moment, als sie schon in die ausgefahrene Kurve zum Gattertor einbogen, und hatte mehr Angst in den Augen, als er wußte.
    »Kann ich nicht finden. Aber ich bin nicht objektiv«, antwortete Karbon bockig. Ihn wurmte es schon die ganze Zeit, daß dieser Junge so tat, als wäre Pittjewitt sein spezielles Eigentum und als hätte er, Pitt, Pflicht und Verantwortung gegen sie sträflich vernachlässigt. Dabei stand es nicht einmal klar, wie dieser herbeigeeilte Flieger dem korrekten Herrn von Raitzold vorzustellen sei, der sich vor dem niedrigen Herrenhaus bereithielt, die Gäste zu begrüßen. Problematische Stellung: Herr von Mollzahn, der Mann von Frau Lania? Nicht mehr. Der verflossene Mann? Geschmacklos. Der Freund – Aber Leores Freund bin ich selber, hatte Peter Karbon innerlich einzuwenden. Übrigens ging die Schwierigkeit ohne sein Zutun vorüber, denn die Raitzolds und die Mollzahns hatten gemeinsame Vettern zu entdecken, irgendwelche Dohnas in

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