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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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ignorant, vielleicht zu unabhängig, um zu verstehen wie hier jemand in dem absurden Abhängigkeitsverhältnis eines Sklaven leben konnte. Ich konnte die Gerechtigkeit eines Gesetzes, oder einer Religion, die die Prinzipien der Sklaverei aufrechterhält nicht nachvollziehen; und nicht ein einziges Mal, das sage ich mit Stolz, habe ich nicht darauf hingewiesen, dass jeder seinen Kampf für die Freiheit selbst führen muss.
     
    Ich lebte in Saratoga bis ins Frühjahr 1841. Die Verlockungen, denen wir vor sieben Jahren in unserer ruhigen Farm am Ufer des Hudsons erlegen waren, hatten sich nicht erfüllt. Obwohl wir immer bequem gelebt hatten, waren wir nicht zu Wohlstand gelangt. Die Gesellschaft und die Vereine in dem weltbekannten Kurort waren nicht in Übereinklang zu bringen mit den Idealen von Fleiß und Sparsamkeit, die ich gelernt hatte; ganz im Gegenteil herrschte hier Unbeholfenheit und Extravaganz.
     
    Zu dieser Zeit waren wir Eltern dreier Kinder - Elizabeth, Margaret, und Alonzo. Elizabeth, die Älteste, war zehn; Margaret war zwei Jahre jünger und Alonzo war gerade erst fünf geworden. Sie erfüllten unser Haus mit Freude und ihre jungen Stimmen waren Musik in unseren Ohren. Ich und ihre Mutter haben manches Luftschloss für sie gebaut. Wenn ich nicht gearbeitet habe, bin ich immer mit ihnen durch die Straßen und Haine von Saratoga gegangen. Ihre Gegenwart war eine Lust für mich; und ich drückte sie an meine Brust mit so warmer und zärtlicher Liebe, als ob ihre dunkle Haut so weiß wie Schnee gewesen wäre.
     
    Soweit gibt die Geschichte meines Lebens nichts Unübliches her - nichts außer der gewöhnlichen Hoffnung, der Liebe und dem Leid eines dunkelhäutigen Mannes, der sein bescheidenes Leben auf dieser Welt fristet. Aber nun hatte ich einen Wendepunkt meines Lebens, die Schwelle unsagbaren Leidens, der Sorge und der Verzweiflung erreicht. Ich hatte den Schatten jener Wolke erfühlt, deren trübe Dunkelheit mich schon bald verschlucken sollte, um von da an aus den Augen all meiner Verwandten zu entschwinden und für viele ermüdende Jahre das süße Licht der Freiheit nicht mehr zu erblicken.
 
 
Kapitel 2
     
    Eines Morgens, gegen Ende des Monats März im Jahr 1841, hatte ich keine Arbeit, der ich mich zuwenden hätte können. So ging ich durch die Straßen von Saratoga Springs und dachte darüber nach, wo ich schnell eine Beschäftigung bekommen könnte, um die Zeit bis zur Saison zu überbrücken. Anne hatte wie gewöhnlich die 20 Meilen hinüber nach Sandy Hill hinter sich gebracht, um die Leitung der Küche in Sherrills Coffee House während der Gerichtswochen zu übernehmen. Elizabeth, glaube ich, hatte sie begleitet. Margaret und Alonzo waren bei ihrer Tante in Saratoga.
     
    An der Ecke Congress Street und Broadway, nahe der Gaststätte die damals und – soweit mir bekannt – auch später noch im Besitz von Mr. Moon war, traf ich auf zwei Gentlemen von bemerkenswerter Erscheinung. Keinen von ihnen hatte ich jemals vorher gesehen. Ich hatte den Eindruck, dass sie durch einen meiner Bekannten erfahren hatten, dass ich ein ausgezeichneter Geigenspieler war. Leider kann ich mich bis heute nicht erinnern, wer dieser Bekannte war.
     
    Auf jeden Fall begannen sie sofort eine Unterhaltung über dieses Thema und stellten einige Fragen, um den Stand meines Könnens auszuloten. Nachdem meine Antworten augenscheinlich zufriedenstellend waren boten sie an, meine Dienste für eine kurze Zeit in Anspruch zu nehmen -  immer betonend dass ich genau die Person war, die sie suchten. Ihre Namen, die sie mir später nannten, waren Merrill Brown und Abram Hamilton - wobei ich starke Zweifel habe, dass dies ihre wirklichen Namen waren. Ersterer war ungefähr 40 Jahre alt, etwas kleiner und untersetzt und seine Haltung verriet Verschlagenheit und Intelligenz. Er trug einen schwarzen Gehrock und einen Hut gleicher Farbe und sagte, dass er in Rochester oder Syracuse beheimatet war. Der zweite war ein junger Mann von normaler Gestalt und mit leuchtenden Augen; ich würde sagen, dass er nicht älter als 25 war. Er war groß und schlank und mit einem mehrfarbigen Mantel, einem glänzenden Hut und einer Weste mit elegantem Muster bekleidet. Seine ganze Kleidung war sehr modisch. Sein Gehabe war irgendwie weibisch, nichtsdestotrotz besitzergreifend und ihn umhüllte eine Aura die verriet, dass er die Welt gesehen hatte. Sie gehörten, so sagten sie mir, zu einem Zirkus, der gerade in Washington war; dass sie auf

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