Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
wert waren; aber ich dachte auch nicht im entferntesten daran, dass es irgendwo eine Gefahr für meine persönliche Sicherheit geben könnte. Ich erinnere mich dass der Buchhalter, zu dem wir geschickt wurden, eine Notiz in einem großen Buch machte, welches vermutlich noch immer in seinem Büro liegt. Sollte jemand Zweifel haben an den hier gemachten Angaben haben wird ein Blick auf diese Eintragungen, die aus dem März oder April 1841 stammen, genügen, um die Echtheit zu bestätigen, wenigstens für diesen Teil der Erzählung.
Mit dem Beweis der Freiheit in meinem Besitz nahmen wir am Tag nach unserer Ankunft in New York die Fähre nach Jersey City und anschließend die Straße nach Philadelphia. Dort blieben wir eine Nacht und setzten die Reise früh am nächsten Morgen in Richtung Baltimore fort. Schließlich erreichten wir letztgenannte Stadt und stiegen in einem Hotel in der Nähe des Eisenbahndepots ab. Es war das Rathbone House, das vielleicht so hieß, weil sein Besitzer ein Mr. Rathbone war. Während der gesamten Fahrt war die Sorge meiner Begleiter, den Zirkus noch rechtzeitig zu erreichen, ständig größer geworden. Wir ließen das Fuhrwerk in Baltimore und stiegen in den Zug nach Washington, wo wir kurz vor Dunkelheit ankamen. Es war der Vorabend von General Harrisons Begräbnis und wir stiegen im Gadsbys Hotel an der Pennsylvania Avenue ab.
Nach dem Abendessen riefen sie mich in ihr Apartment und zahlten mir 43 Dollar – eine Summe, die um einiges größer war als mein verdienter Lohn. Sie begründeten diese Großzügigkeit damit, dass sie während unserer Reise von Saratoga hierher nicht so viele Vorstellungen gegeben hatten, wie sie es mir versprochen hatten. Darüber hinaus informierten sie mich, dass es die Absicht des Zirkus gewesen sei, Washington am nächsten Morgen zu verlassen und dass man beschlossen hatte, dies wegen des bevorstehenden Begräbnisses um einen Tag zu verschieben. Sie waren, wie die ganze Zeit seit unserem ersten Treffen, sehr zuvorkommend und nett. Sie ließen keine Gelegenheit aus, um mir schön zu reden; andererseits war ich auch sehr voreingenommen und zu ihren Gunsten gestimmt. Ich ließ sie mein vorbehaltloses Vertrauen spüren und hätte ihnen zu diesem Zeitpunkt alles abgekauft. Ihre Konversation mit mir und ihr ganzes Verhalten mir gegenüber, ihre Voraussicht bezüglich der Dokumente und viele andere Kleinigkeiten, die hier nicht erwähnt werden müssen – alles ließ mich glauben, dass sie echte Freunde waren und nur auf mein Wohlergehen bedacht. Ich weiß immer noch nicht, ob sie unbeteiligt waren an der ganzen Bosheit, derer ich sie heute beschuldige. Ob sie nur Helfershelfer meines Unglücks waren, raffinierte und unmenschliche Monster in Menschengestalt, einzig und allein darauf aus mich um des Geldes willen von Heim, Familie und Freiheit wegzulocken – derjenige, der diese Zeilen liest, möge dies selbst entscheiden, er hat nun die selben Kenntnisse wie ich. Wenn sie unschuldig waren, war mein plötzliches Verschwinden schlicht unerklärlich; zieht man aber alle Begleitumstände in Betracht ist es mir unmöglich, mich ihnen gegenüber nachsichtig zu zeigen und Milde walten zu lassen.
Nachdem ich das Geld, von dem sie anscheinend mehr als genug hatten, von ihnen erhalten hatte wiesen sie mich an, in dieser Nacht das Hotel nicht zu verlassen, umso mehr als ich mit den Regeln in dieser Stadt nicht vertraut war. Ich versprach ihnen, diesen Ratschlag zu beherzigen und wurde kurz danach von einem farbigen Diener zu einem Schlafraum im hinteren Teil des Erdgeschoßes des Hotels gebracht. Ich legte mich zur Ruhe und dachte an meine Heimat, meine Frau und meine Kinder und die große Entfernung zwischen uns. Schließlich schlief ich ein. Aber kein Engel des Mitleids erschien an meinem Bett und hieß mich zu fliehen – keine Stimme der Gnade warnte mich in meinem Traum vor den Prüfungen, die kurz bevor standen.
Am nächsten Tag gab es einen großen Umzug in Washington. Das Donnern von Kanonen und Glockengeläut erfüllte die Luft und viele Häuser waren mit Trauerflor verschleiert und die Straßen schwarz vor Menschen. Nach einiger Zeit kam die Prozession langsam die Straße herunter, Kutsche an Kutsche in endloser Reihenfolge und mit Tausenden Fußgängern, die sich alle zum Klang melancholischer Musik bewegten, im Schlepptau. Sie trugen den toten Körper Harrisons zu Grabe.
Vom frühen Morgen an war ich ständig in Begleitung von Hamilton
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