Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
tatsächlich mit einer gewissen Portion Wehmut an meine Zeit als Single denke.
Bin ich eigentlich bekloppt? Single sein, Single bleiben – das stand NIE auf der Tageskarte! Reiß dich zusammen, verdammt. Vor dir steht ein feiner Kerl, der mehr möchte, als dich nur ausprobieren. Also zier dich nicht so. Schau es dir wenigstens an. Und halt die Klappe.
High Noon
Freitag, 27. August um 11:42 Uhr
Heute Morgen bin ich Moritz und unserem Beziehungsversuch gegenüber wieder gnädig gestimmt. Es gibt keinen besonderen Grund, warum sich mein Fähnlein im Wind dieses Mal wieder in Moritz’ Richtung gedreht hat. Ich höre auch besser auf, den negativen Schwingungen bedingungslos nachzugehen, und halte mich strikt an Monas Mantra: Wir sind einfach verkorkst.
Dies zur Erkenntnis des Tages. Die nächsten Erkenntnisse knüppeln meine Erwartungen an ein geregeltes Leben mal wieder darnieder und zerschlagen meinen Wunsch nach einem Nanogramm Normalität.
Es ist neun Uhr morgens. Moritz hat mich gerade mit einer Tasse Kaffee am Bett und einer frühen erotischen Sporteinlage überrascht, da klingelt es an der Haustür.
»Ich mach auf«, sagt Moritz, schlüpft in seine Boxershorts und geht aus dem Schlafzimmer. Ich drehe mich noch einmal im Bett um. Wie schön, wenn jemand da ist, der sich um alles kümmert. Der dampfende Pott Kaffee auf dem Nachtisch lächelt mich an. Na gut, ich weiß schon, warum ich heute diesem Beziehungsexperiment gegenüber so milde gestimmt bin.
Im Flur wird es ein wenig lauter. Ich lausche. Zwei männliche Stimmen erkenne ich da, die von Moritz – und … äh … klingt so mein Briefträger?!
Moritz kommt mit angespanntem Gesichtsausdruck ins Schlafzimmer. »Kommst du mal bitte? Da draußen steht ein Typ, und er sagt, er ist dein Freund.«
Ich erstarre. Und muss nicht lange überlegen, wer mich da mit einem Überraschungsbesuch heimtückisch überfällt. Ich werfe mir schnell meinen viel zu kleinen Kinderbademantel über und haste in den Flur. Da steht er, wie eines der sieben Weltwunder. Konrad. Und ich stehe da, wie ein Vollidiot. In hellblauem, abgegrabbelten Frottee mit verblichenem Bibi-Blocksberg-Print.
Vor Enttäuschung, dass ich in dieser filmreifen Situation noch nicht einmal einen seidenen, figurumschmeichelnden Kimono besitze, sage ich nichts. Außer: »Konrad.«
Konrad starrt mich an. Der große Strauß bunter Wiesenblumen in seiner Hand welkt innerhalb einer halben Sekunde.
»Wer ist der Typ?«, fragt Konrad mit großen Augen.
»Die Frage sollte eher lauten: Wer ist DER Typ?!«, fragt mich Moritz, während das Entsetzen seinen kompletten Körper überrollt.
Ich friemle an der Kordel um meine Taille. Ich – verdammt, was soll ich denn jetzt sagen? »Moritz – das ist Konrad. Konrad – das ist Moritz.« Na ja. Das ist immerhin schon mal ein Anfang.
»Darf ich vielleicht erst mal reinkommen?«, startet Konrad einen weiteren Versuch.
Moritz’ Blick verursacht Magenschmerzen. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
Die Frage hat er leider an mich gerichtet, nicht an Konrad. Konrad wertet mein Schweigen als Einladung, kommt rein, schließt die Haustür und zieht sich mit einer Hand die Schuhe aus.
»Wollen wir in die Küche?«, fragt Konrad zielstrebig. Scheiße, denke ich, und stimme seinem Vorschlag mit einem schüchternen Nicken zu. Ein paar verwirrende Momente später sitzen wir am Tisch. Moritz versucht mich weiter mit seinem Blick zu erdolchen, Konrad, der ja schon mal in meiner Wohnung war und sich mittlerweile allem Anschein nach heimisch fühlt, hat sich nicht nur selbständig eine Tasse Kaffee geholt, sondern zu allem Überfluss (und wohl auch um ein wenig Platzhirsch zu mimen) Moritz eine Tasse angeboten. Der hat schweigend abgelehnt. Ich sitze auf meiner Eckbank und vergrabe die Hände in meinen ungekämmten Haaren.
»So«, eröffnet Konrad die Verhandlung, »ich möchte jetzt sehr gerne wissen, was hier eigentlich vor sich geht.«
»Ich schließe mich an«, erwacht Moritz aus seinem Schweigen, »und ich will auch wissen, was das alles soll.«
Jupp. Das war’s dann wohl. Der große Moment ist gekommen, ich darf jetzt gleich zwei Typen auf einmal in den Wind schießen. Moritz werde ich sagen müssen, dass ich gar nicht mit Konrad zusammen bin, ja nie zusammen war, dass mein Herz (wenn auch noch nicht in dem Takt, der vorgesehen ist) nur für ihn schlägt. Das wiederum wird Konrad nicht auf sich sitzen lassen und Moritz haarklein von jeder Situation, jedem
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