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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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Nach meiner emotionalen Abkühlung finde ich es – und ja, ich weiß, welche niederen Charakterzüge mich gerade treiben – gar nicht mehr sooo unerträglich, schlimm und furchtbar. Gut, Lust habe ich immer noch nicht, und das hängt nicht nur daran, dass ich der Methode nicht unbedingt viel zutraue. Kontaktanzeige? Wer bitte antwortet auf Kontaktanzeigen? Und wer, bitteschön, schaltet welche?
    Ich. Und nicht nur das. Weil ich mal wieder alles auf den letzten Drücker mache, muss ich im schlimmsten Medium der Welt inserieren: im örtlichen Stadtanzeiger. Nur die haben einen so kurzfristigen Anzeigenschluss, dass ich diesen Monat noch ein Inserat ins Blatt kriege. Toll. Man überlege sich, wer das Käseblatt so liest. Pfui bäh! Von denen will ich bestimmt keinen kennenlernen.
    Muss ich ja auch nicht. Mona hat mich zwar dazu gezwungen, eine Anzeige zu schalten, sie hat aber vergessen, mir den genauen Wortlaut zu diktieren. Und weil ich gerade ordentlich auf Krawall gebürstet bin, keine Lust auf irgendjemanden und BESONDERS nicht auf Käseblattleser habe, mir dieser ganze Singlezirkus mit seinem Affentheater, seinem Sich-besser-verkaufen-als-man-ist und gleichzeitig Nur-das-Allerallerbeste-haben-wollen gehörig auf den Keks geht und ich ohnehin beschlossen habe, mich nicht mehr in Traumfrau-Rollenmodelle hineinquetschen zu lassen, bin ich mal so richtig ehrlich: Ich (w, 28) neige zu Melodramatik, Unordnung und Übergewicht. Du (m, 25–35) suchst eine liebe, zärtliche Frau, die dich im Alltag unterstützt und dir jeden Wunsch von den Lippen abliest? Dann antworte doch lieber auf die Anzeige nebenan.
    Also, wer sich darauf meldet, dem ist ja nicht mehr zu helfen.
    Lonesome Cowgirl
    Sonntag, 15. August um 16:21 Uhr
    Ich habe aufgeräumt bzw. mich wieder eingerichtet. In meiner Schublade liegen wieder einzelne Socken, ich habe demonstrativ ein benutztes Tempo neben meinem Bett fallen lassen und immerhin einen fast leeren Badezusatz gefunden, den ich wieder auf meine Ablage stellen konnte.
    Das Wetter ist heute schlecht, passend für einen Sonntag, passend für mich, denn ich habe heute vor nachzudenken. Gestern Nacht erreichte mich eine SMS, ganz lieb, ganz Zucker, eine Traum-SMS für jede Frau. Ich bin verliebt in dich. Und genau das ist das Problem. Ich bin nicht verliebt. Aber warum?
    Als es klingelt und ich das Klappern viel zu hoher Absätze auf der Treppe höre, geht’s mir gleich besser. Mona kommt. Mit Pflaumenkuchen. In SIE bin ich verliebt. Kann ich ganz einfach sagen! Nach zwei Stunden und zwei Kannen Kaffee haben wir raus, woran es liegt: Bereits vor diesem Experiment, das mich manchmal an die Grenzen meiner Belastbarkeit trieb, hatte ich ja nun auch schon einige Erfahrungen mit Männern gemacht. Und wenig gute, zumindest was das Ende betrifft. Und so hat Mona nicht unrecht, wenn sie sagt, dass ich Angst habe. Angst davor, mich zu verlieben, denn wer sich verliebt, begibt sich in Gefahr, man riskiert was, man ist von den Gefühlen eines anderen abhängig und muss aus seiner weichen, kuschligen und mit Sicherheit rosafarbenen Höhle raus und ernsthaft mitspielen bei dem Pärchen-Roulette, bei dem jederzeit »rien ne va plus« sein kann. Und dann? Sitze ich da und kann mir wieder einen Trümmerhaufen angucken, mir einreden, ich sei trotzdem toll und nachts die Kissenbezüge wechseln, weil sie nassgeweint sind. Wenn ich daran denke, geht’s mir nicht gut. Ja, ich will einen Freund, ja, ich will mich verlieben. Ja? Bin ich mir da sicher?
    Liegt es an mir oder an Moritz? Ist er es einfach nicht, der mein Herz gewinnen kann, obwohl ich es ihm wirklich, wirklich gerne geben möchte? Oder liegt es an mir? Ich kann ihm mein Herz nicht zuwerfen, weil ich es so fest in meinen Armen halte und an mich drücke, weil es vielleicht kaputt gehen könnte. Schon wieder.
    Mona und ich gucken uns traurig an. »Wir sind einfach verkorkst«, stellt sie fest.
    Ich werde warten, bis Moritz wiederkommt, und sehen, was dann passiert. Ich will ihn nicht anlügen, ihm nichts vormachen, aber ich habe Angst, dass er geht, wenn er die Wahrheit kennt. Ich muss reinen Tisch machen! Bald.
    The day after tomorrow
    Dienstag, 17. August um 17:27 Uhr
    Morgen kommt Moritz wieder. Ich freu mich, dass ich mich freue! Er kommt direkt vom Bahnhof hierher, und ich deute es als sehr gutes Zeichen, dass ich umgehend begonnen habe, meine Augenbrauen zu zupfen und meine schönen Schlafsachen zu waschen! Ich mache mich bereit – für meinen Freund.

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