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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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Zahnputzbecher wohnt. Moritz ist, wenn auch nur ein bisschen, bei mir eingezogen. Hach. Verschlafen reibe ich mir die Augen und greife kurzsichtig nach dem Duschgel. Beziehungsweise: Ich greife ins Nichts. Hm. Eigentlich standen hier immer mehrere Flaschen. Wo sind die denn hin? Ich blicke mich in der Duschkabine um. Eigentlich nicht viel Platz, um irgendwas zu übersehen – und ich bin mir sicher, dass hier vorgestern noch viel mehr Duschgels standen. Zugegeben: Einige waren schon leer, oder fast – aber bei weitem nicht alle! Moritz hat mich doch gerade erst noch gefragt, warum ich die leeren Flaschen in meiner Dusche aufbewahre, da habe ich ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass diese Flaschen bei Weitem nicht leer seien, sondern durchaus noch verwendet werden. Vielleicht nicht jetzt. Aber ganz bestimmt später. Mit tropfenden Haaren steige ich aus der Dusche und laufe klatschnass in die Küche. Meine Müllecke, also eine einzige, übersichtliche Tonne für alles, existiert nicht mehr, jedenfalls nicht so wie noch vor ein paar Wochen. Moritz ist überzeugter Mülltrenner und hat mir schon nach wenigen Tagen einen Ständer für den Gelben Sack, einen Biomülleimer und eine Papiertonne gekauft. »Müll trennen ist doch selbstverständlich, Süße. Das tut doch gar nicht weh!« Und dann hat er gelacht und mir einen Kuss gegeben. Das hat mich zu dem Zeitpunkt noch gnädig gestimmt.
    Nun stehe ich vor den unzähligen Müllaufbewahrungsmöglichkeiten und bin kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich wühle mich durch die Restmülltonne (zugegeben, seit der Biomüll outgesourced wird, ist das nicht mehr ganz so eklig wie früher), finde meine Duschgels aber nicht. Da glänzt es mich orange durch die Folie vom Gelben Sack an. Nein! Moritz! Du hast mein »Oriental Grapefruit Spa« weggeschmissen? Das war doch noch fast voll!! Beziehungsweise: Da konnte man doch noch was rauskratzen! Und nicht nur das hat er weggeschmissen, auch mein »Beauty Holunder« und mein sauteurer »Fleur de Sel«-Badezusatz liegen einträchtig neben Milchkarton und Ravioli-Büchse.
    Ich knurre. Die Fenstersache habe ich ja noch zähneknirschend hingenommen. Aber über die Duschgels müssen wir reden!
    Leicht angekekst setze ich meine Körperhygiene fort. Im Schlafzimmer trifft mich wenige Minuten später der nächste Schlag, als ich die Sockenschublade aufziehe. Irgendjemand hat mein strukturiertes Sockenchaos domestiziert. Meine Socken sind jetzt nicht nur paarweise, sie sind GEBÜNDELT und zu kleinen, handlichen Packen zusammengefaltet. Hallo?! Moritz? Schon mal was von Privatsphäre gehört? Ich bin entsetzt.
    Wann hat Moritz das gemacht? Ich meine: Wann hatte er Zeit dafür? Und warum habe ich das nicht mitbekommen? Ich gebe gerne zu, dass ich mich wahnsinnig gefreut habe, dass Moritz initiativ und ohne zu fragen das Altpapier und das Leergut weggebracht hat. Ich fand es süß, wenn nicht sogar charmant, dass er die Küchentücher ordentlich faltete, nachdem er meinen Abwasch abgetrocknet hat. Abwasch abtrocknen – welche Verschwendung!, habe ich mir damals noch gedacht, aber er hat mir sehr ausführlich erklärt, warum das unbedingt notwendig ist (um Wasserflecken später zu vermeiden), also habe ich lieb genickt und dämlich gegrinst und mich über einen so aufmerksamen und lebenstauglichen Freund gefreut. Bis heute.
    Weiblich, ledig und richtig schlecht gelaunt
    Freitag, 13. August um 15:52 Uhr
    Ich gebe zu, dass meine Euphorie ein wenig schockgefroren ist. Die Erkenntnis, dass Moritz einen systematisch durchorganisierten Aufräumfimmel hat, der auch vor meinem Privateigentum nicht Halt macht, hat mich ziemlich ernüchtert. Wenn der Hormon-Cocktail der Liebe gerade romantisch aus der Tiefe um meine Füße blubbern würde, dann würde ich das leichte Missverhältnis vielleicht gar nicht bemerken. Oder ignorieren. Im wahrscheinlichsten Fall: schönreden.
    Ich BIN aber nicht Hals über Kopf in Moritz verliebt. Meine rosarote Brille reicht nur bis in meine Duschkabine. Das ist MEIN Chaos, MEIN Wirrwarr, und genau in diesem Kuddelmuddel fühle ich mich wohl. Mag sein, dass reinlichere Gemüter davon genervt sind, dass bei mir viel … rumsteht. Aber das ist Dekor! Das ist Schmuck! Das ist Seele!!! Und: mein Geschmack. Ich mag es gemütlich. Wenn ich in einem Museum für Moderne Kunst hätte leben wollen, wäre ich mit Niko zusammengeblieben. Und Moritz räumt bei mir auf. Also ehrlich.
    Apropos ehrlich: Ich muss eine Kontaktanzeige schalten.

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