Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Durchschnitt …) und die Sonne scheint uns auf den Arsch. Recht so!
In den ersten Tagen war ich ganz wider meine Natur eher zurückhaltend. Ich wähnte mich in einem Swinger-Club-ähnlichen Moloch, als ich gemeinsam mit meiner Flugzeugbekanntschaft Bernd die Lobby und somit »Das Ende Ihrer Singlezeit« betrat. Bernd kniff an der Rezeption lüstern ein Auge zu und schielte, während ich eincheckte, nach der Nummer meines Zimmerschlüssels. Gleich am ersten Abend setzte er sich zutraulich zu mir und erzählte von seiner Scheidung (unspektakulär, weil einvernehmlich), seinem Job (unspektakulär, weil Beamter) und seinen Hobbys (unspektakulär, weil nicht vorhanden). Er versuchte es mit so einem ekligen »Komm mal zum Onkel«-Flirt, und ich machte ihm ein für alle Mal unmissverständlich klar, dass zwischen uns nie mehr passieren würde als dieses Abendessen. Das fand er zwar ein wenig traurig, ist aber seitdem mein netter Tischherr und Badeliegenfreihalter.
Ansonsten plaudere ich mal mit diesem und jenem und mache viele lange und einsame Spaziergänge. Nix mit Segeln, Kegeln, Biken und Flirten. Ich bin etwas soziophobisch gestimmt, deswegen bleibe ich lieber unter uns. Also bei mir. Ich erkunde alleine die Insel, habe mir sogar einen klapprigen Fiesta geliehen und den Palast von Knossos und ein paar andere sehr antike Bruchstücke angesehen. Ansonsten liege ich faul und nachdenklich am Strand und schaue den anderen beim Flirten zu. Mich lassen sie in Ruhe, sie haben wohl gemerkt, dass ich gerade nicht in der Stimmung bin, um beim gemeinsamen Hufeisenwerfen den Mann fürs Leben zu finden.
Reisen sind super, um sich Gedanken zu machen, und obwohl ich auch ein bisschen Angst davor hatte, tut das Nachdenken über die beiden Jungs gar nicht so weh. Ich rekapituliere mein Experiment, mich und das Singlesein. Und stelle fest: Single sein ist eigentlich nur blöd, weil man ständig denkt, man bräuchte einen Mann. Das ist der einzige Druck, der tatsächlich und ernsthaft auf einem lastet. Und ich habe das Ganze auch noch übertrieben, indem ich fast mein ganzes Dasein auf eben diese Suche konzentriert habe. Nun sitze ich auf Kreta, mit zwei Männern im Herzen und einem Haufen Erfahrungen. Dies ist der letzte Monat des Experiments. Wie endet das Ganze? Wenn ich das wüsste.
Planänderung
Samstag, 18. September um 17:44 Uhr
Ich habe eine mehr oder weniger unspektakuläre, aber sehr entspannende und beruhigende Woche auf Kreta hinter mir. Ich habe viel gedacht, wenig geschrieben und bin, zumindest ein kleines bisschen, zur Ruhe gekommen. Gestern Abend ging mein Flieger zurück nach Deutschland. Frankfurt, eigentlich. Die Fluggesellschaft meinte es aber besonders gut und überbuchte den Flieger, man bot mir 100 Kröten dafür, dass ich bis nach Hamburg flog und ich sagte spontan zu. In Hamburg angekommen nahm ich planmäßig den Shuttle zum Bahnhof. In der Wartehalle glotzte ich geschlagene 25 Minuten auf die klappernde Anzeigentafel und stellte ohne Erschrecken fest, dass meine Lust, wieder nach Hause zu fahren, gegen null tendierte. Nach Hause, wo meine Arbeit auf mich wartete, wo meine Probleme sich stapelten und mein Leben seltsame Kapriolen schlug.
Ich entschied mich sehr schnell. Im Servicebereich der Deutschen Bahn stieß ich mit viel Glück auf eine sehr freundliche, sehr interessierte und sehr verständnisvolle Angestellte, die sehr angetan und empathisch auf den Schnelldurchlauf der letzten Wochen meines Lebens reagierte. Ich erzählte ihr restlos alles. Als ich bei der furchtbaren Situation in meiner Wohnung, dem unheilvollen Aufeinandertreffen von Konrad und Moritz, ankam, drückte sie mir die Hand, mit der ich mich zitternd auf dem Tresen aufgestützt hatte; Moritz’ Abfuhr im Café kommentierte sie stillschweigend, indem sie eine Packung Taschentücher anreichte. Und da sage nochmal einer, wir leben in einer Servicewüste! Und wenn wir doch in einer leben, dann habe ich in Britta die einzige Oase gefunden!
Britta entschied für mich, dass ich besser noch nicht nach Hause fahren, sondern noch zwei, drei Tage Urlaub extra brauchen könnte. Single-Urlaub extrem, sozusagen, nur ich und das Meer. Das klang hervorragend! Gemeinsam mit Britta suchte ich mir eine günstige Verbindung nach Bremen, von dort weiter nach Bremerhaven. Umsteigen auf die Fähre, rüber auf die andere Seite des Flusses, nach Blexen, Blexenwurp und Schockumerdeich. Dort hat Britta eine Cousine, die eine kleine Pension betreibt, aber zu
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