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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Schutzgestell, schlidderte ein Stück mit dem Läufer, den Mrs. North gerade geglättet hatte, fing sich wieder und ging auf den Seitentisch zu. Elisabeth drehte sich zu Oliver herum. »Sie sollte nicht...«
    »Ach, sie macht das immer. Sie ist ganz sicher.« Er lächelte ihr zu. »Sie brauchen sich nicht aufzuregen, Elisabeth. Mit der Zeit werden Sie sich an unsere Familie gewöhnen.«
    »Ja«, sagte sie, und er wünschte wieder, sie hätte irgendeine Andeutung darüber gemacht, wie sie über die Familie dachte. Evelyn kam an das Bett und erzählte etwas durch das Stück Apfelstrudel hindurch, das sie mit beiden Händen hielt. Sie hatte ein Paar kurze Hosen an, die mehr altmodischen Radfahrer-Knickerbockers glichen als Reithosen, Jungenstrümpfe, Turnschuhe und eine schlampige Windjacke. Ein Jungengürtel mit einer Schlangenschnalle war um ihre Taille gezerrt.
    »Ich war oben und habe Dandy besucht«, sagte sie, »er macht sich wunderbar auf dem Gras da oben auf der Hügelwiese. Vi und ich werden nächste Woche mit dem Zureiten anfangen, nicht wahr, Vi?«
    »Wenn er fit genug ist.«
    »Ach, er wird schon! Er muß, wenn ich Weihnachten zur Veranstaltung des Pony-Klubs auf ihm reiten will.«
    »Kein Mensch würde glauben, das sei der Knirps, den ich für einen Zwanziger kaufte, damals auf dem Markt in Dunster.«
    Violet schoß plötzlich eine lange Hand vor, zog Evelyn zwischen ihre Beine und klemmte sie mit ihren Knien ein. Sie zupfte etwas aus den Falten von Evelyns Windjacke, untersuchte es und sagte streng:
    »Du hast ihm doch wieder Hafer gegeben.«
    Evelyn wand sich.
    »Ehrenwort, Vi, hab’ ich nicht, bestimmt nicht. Na ja — vielleicht gerade eine winzig kleine Handvoll heute abend, weißt du, damit er sich bloß mal an den Geschmack gewöhnt.«
    »Vi, du weißt doch, daß ich das nicht kann — wenn du mir nicht hilfst!«
    Sie ließ einen flehenden Blick zu Oliver gleiten.
    »Ach, mach du doch, daß sie wieder nett ist, Onkel Ollie«, sagte sie voller Seelenangst.
    »Hafer ist sehr kostbar. Das Pony muß erst einmal arbeiten, ehe es welchen bekommt. Und wenn du denkst, du kannst es vorher mit Hafer vollfüttern und ich reite es dann ein — das kannst du dann alleine machen.« Sie schob das Kind beiseite, goß ihren »drink« hinunter und stand auf. Evelyn ließ ein Stück Apfelstrudel auf den Boden fallen.
    »Wie wollt ihr es anlernen?« fragte Oliver ablenkend. »Es gleich satteln oder warten, bis es an der Longe gehen kann?«
    »Ach, wir werden es gleich satteln«, haspelte Evelyn, »nächste Woche, und dann mit dem ganzen Zaumzeug longieren.«
    »Werden wir nicht«, sagte Violet und setzte ihr Glas auf das Sesselpolster. »Das Pony kommt erst einmal zwei Tage in festes Zaumzeug, kriegt eine Trense ins Maul und einen Sattel auf den Rücken, ehe wir es nur einen Schritt nach draußen führen.«
    Evelyn schenkte Oliver einen dankbaren Blick.
    »Meinst du die Gliedertrense, Vi, oder die Stange mit dem beweglichen Stückchen, an der es mit seiner Zunge spielen kann?«
    »Steht noch nicht fest«, sagte Violet, und sie wandelten in ernsthaftem Gespräch umher, wie Leute bei einem diplomatischen Lunch.
    Bald darauf kam Stanford Black in einer Uniform, die nicht gerade nach sechs Jahren Krieg aussah. Er hatte eine Schwadron unter sich, die während des letzten Jahres in der Nähe von Shrewsbury stationiert war. Er war nicht sehr groß, sein Haar war leicht gewellt, und er trug einen kleinen Schnurrbart auf der Oberlippe, der aussah, wie zwei von einem Malerpinsel hingewischte Striche. Er war allein hereingekommen, denn die Eingangstür von Hinkley stand immer offen, aber Mrs. North war ihm hart auf den Fersen, diesmal ohne Schürze, tanzte aufgeregt um ihn herum und stellte tausend Fragen nach seinem Befinden und dem seiner Familie, die sie überhaupt nicht kannte. Ihr amerikanisches Blut geriet bei jedem Besuch in Wallung. Er plauderte fröhlich und leicht mit Oliver und genoß die aufregende Situation, auf einen anderen Mann hinabsehen zu können, anstatt zu ihm aufblicken zu müssen. »Wann wird man Sie entlassen, Stan?« fragte Oliver. »Ach, nenn ihn doch nicht so«, sagte Heather, und bei ihrem Eintritt ins Zimmer hatte man die Vorstellung von fröhlichen Farben und entferntem Schlittengeläut.
    »Es klingt so simpel.«
    Simpel paßt zu ihm, dachte Oliver. Er mochte ihn nicht sehr, aber für Heather schien er einen gewissen verbotenen Reiz zu haben.
    Mrs. North erspähte erst Violet, dann Evelyn und dann

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