Zwölf um ein Bett
scheint soweit perfekt.«
»Ja, genau wie bei den Hausarbeiten. Ich muß sagen, es ist wirklich ein Segen, jemanden zu haben, der flink und tüchtig ist. Natürlich lasse ich sie nur einfache Dinge erledigen. Kochen und solche Sachen vertraue ich keinem anderen an.«
»Du glaubst, keiner außer dir könnte ein Ei kochen, nicht wahr, Ma?«
»Na ja, du weißt doch, daß ich es gern glaube.« Sie lächelte nachsichtig über sich selbst. Dann, ernsthaft: »Und ganz ehrlich, manchmal frage ich mich, ob sie es wirklich können. Denk nur daran, wie Sandy alle Frühstückseier hart kochen ließ, als ich meine Migräne hatte. Wenn die Hühner damals nicht so gut gelegt hätten — ich hätte sie umgebracht.«
»Warum schaffst du dir keine tüchtigen Hausangestellten an?« fragte Oliver. »Setz Mutter Cowlin in den Ruhestand und nimm dir eine anständige Köchin und ein Mädchen, anstatt dich mit der Rennerei durch das Haus halb umzubringen.«
»Du weißt, daß es mir nichts ausmacht, den Haushalt in Gang zu halten. Und wir können etwas sparen, wenn wir so lange leben, bis jemand kommt und das Steueramt wieder zur Vernunft bringt. Es ist kein billiger Haushalt — weiß Gott.« Sie strich mit der Hand über die Schnitzereiarbeit, die um das Paneel herumlief. »Und wir brauchen Cowlin und den Jungen für den Garten. Ich will ihn nicht völlig verunkrauten lassen. Außerdem bekommst du weder eine Köchin noch ein Mädchen, wozu also darüber reden? Wir werden schon weiter durchkommen wie bisher, wenn es Elisabeth nicht zuviel wird. Ich fragte sie heute abend, ob sie denkt, daß sie’s schaffen wird, und sie sagte nur: >Sicher, vielen Dank<, mit ihrer komischen, gekünstelten kleinen Stimme.«
»Sie ist nicht sehr gesprächig, wie?«
»Da ist irgend etwas mit ihr, worüber ich nicht ganz glücklich bin.« Sie spielte mit den Sachen auf seinem Nachttisch. »Sie scheint ganz zufrieden und ist sehr höflich — ein bißchen zu höflich für dieses Haus — , aber sie sondert sich gewissermaßen ab. Scheint keine Freundschaften schließen zu wollen!«
»Vielleicht hat sie Hemmungen«, vermutete Oliver und nahm ein Stück ZAZZ.
»Das glaube ich nicht. Sie ist ganz ausgeglichen. Nein, ich hatte sie aufgefordert, mit uns im Wohnzimmer >Siebzehn und vier< zu spielen, sobald sie mit dir fertig wäre, aber sie sagte, sie wollte gleich in ihr Zimmer gehen. Ich dachte, sie wäre vielleicht müde, aber als ich nach einer ganzen Weile zu ihr ging und fragte, ob sie alles hätte, was sie brauchte, saß sie im Dunkeln auf ihrem Bett und sah zum Fenster hinaus. Ich dachte, wir hätten noch einen kleinen Schwatz, aber sie wollte nicht. Gerade, daß sie aufstand und >ja< und >nein< antwortete. Da gab ich’s auf.«
»Komisches Mädchen«, sagte Oliver.
»Ich denke, ich gehe noch einmal ‘rein, ehe ich zu Bett gehe, und gucke nach, ob sie vielleicht einen Kummer hat. Ich habe es gern, wenn in meinem Haus alle glücklich sind.«
»Ich würde sie in Ruhe lassen, Ma. Schließlich ist sie gerade erst gekommen. Wahrscheinlich ist sie jetzt schon eingeschlafen.«
»Meinst du, Liebling? Nun, meist hast du ja recht. Dann werde ich also schlafen gehen. Ich habe ja auch die Zeitung noch nicht gelesen. Aber Oliver, mußt du denn dieses ungesunde Zeug essen, nachdem du dir schon die Zähne geputzt hast?«
»Ja, ich fürchte, ich muß.«
»Ich möchte Bob schreiben, er soll dir nichts mehr schicken. Ich werde dir die Zahnbürste und die Paste hinlegen, ehe ich gehe.«
»Aber Ma.«
»Schon gut, sag nichts mehr. Ich werde mich nicht aufregen.«
Sie gab ihm einen ihrer duftenden Küsse. »Lies nicht so lange, Liebling«, sagte sie aus dem Dunkel der Tür. Sie konnte abends nicht eher gehen, bis sie diesen Satz gesagt hatte, so wie ein Priester sein »Ite missa est« am Ende der Messe nicht auslassen kann.
Eine halbe Stunde später, als er gerade die beiden oberen Kopfkissen hinausgeworfen und das Licht ausgemacht hatte, öffnete sie die Tür und wollte schon wieder gehen, als er rief: »Komm nur. Ich bin noch nicht eingeschlafen.« Sie sah die weißen Schatten der Kissen auf dem Boden. »Oliver! Deine Kissen! Du weißt, du sollst sie alle im Bett behalten.« Sie kam und stopfte sie ihm in den Rücken, nicht gerade sehr bequem, aber er würde sie doch wieder hinauswerfen, wenn sie gegangen war.
»Du bist wirklich schlimm. Ich bin froh, daß ich hereingekommen bin. Ich wollte dir nur sagen, daß ich doch bei Elisabeth hineingeschaut habe und
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