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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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zu werden. »Und ich möchte mich nicht an den Masern anstecken«, sagte er. »Ich habe sie noch nicht gehabt und nicht die Absicht, sie jetzt zu bekommen.«
    Dr. Trevor hatte endlich einen Mann aus London geschickt, der die Maße für ein künstliches Bein nehmen sollte. Den Erzählungen dieses Mannes nach mußte es ein Wunderwerk an Mechanik sein, und Oliver würde alles — wenn nicht mehr — damit machen können, wie mit seinem richtigen Bein. »Ja, natürlich«, sagte Oliver skeptisch. »Ich nehme an, ich werde gleich am nächsten Tag Fußball damit spielen.«
    »Na, hören Sie«, lachte der Mann nachsichtig und rollte sein Metermaß ein. »Man muß nicht zu laufen versuchen, ehe man gehen kann, nicht wahr?«
    Aber er würde immerhin umhergehen können, und sein Herz benahm sich schon sehr brav. Er und Fred hatten viele Besprechungen über ihre zukünftige Zusammenarbeit auf dem Gut, und Oliver nahm etwas von seinen Ersparnissen und kaufte einen Zuchtbullen; als dieser ankam, rollte er sich auf den Hof — noch nie war er so interessiert an Vieh gewesen. Was er auch immer seiner Mutter erzählt hatte, im Grunde seines Herzens hatte er doch gewußt, daß er nicht heiraten könnte, war es nicht so? Er würde niemals wieder völlig auf der Höhe sein; wie könnte er da heiraten? Und was machte es da schon aus, wenn Elisabeth Arnold Clitheroe heiratete? Gar nichts. Es würde eine saubere Trennung zwischen ihnen sein. In diesen letzten Tagen ging Elisabeth wie ein Geist durchs Haus. Sie pflegte Evelyn tüchtig und hingebungsvoll, aber ihr Geist war schon in London und sie selbst so bereit, ihm endgültig zu folgen, daß sie manchmal überrascht war, sich noch in Hinkley zu finden. Sie schlich blaß und wie um Vergebung bittend umher, konnte nicht zur Ruhe kommen und vermied Oliver so sehr wie möglich. Ein- oder zweimal schien es so, als ob sie den Versuch machen wollte, sich wieder mit ihm auszusöhnen, aber er wies sie jedesmal kurz ab, ehe sie den Mund aufmachen konnte. Frauen wollten immer beiderlei. Er wollte das Geschäft »Können wir nicht Freunde bleiben?« nicht eingehen.
    Als es Evelyn wieder besser ging und sie im Bett aufsitzen konnte mit einem Tablett voller Bleipferde auf ihrem Schoß, gab Elisabeth für das Wochenende die Pflege ab, um mit Arnold in London auf eine Party zu gehen. Sie wollte dann noch einmal für einige Tage bis zum Ende des Monats wiederkommen und sich ihre restlichen Sachen holen.
    Am Sonnabend regnete es, und da Oliver doch nicht hinausgehen konnte, wollte er sich nicht die Mühe machen, aufzustehen. Er fühlte sich nicht sehr wohl. Als er seiner Mutter sagte, er hätte Kopfschmerzen, war sie gerade damit beschäftigt, etwas für Evelyn zuzubereiten, das diese zum Lunch verlocken könnte, und meinte, das trübe Wetter sei wohl schuld daran, daß er sich so schlapp fühlte. Abends bat er um Fleischbrühe und Biskuits an Stelle des Abendbrotes, und Mrs. North sagte: »Ach, Liebling, sag mir jetzt nicht, daß du nichts essen willst; gerade eben habe ich Evie dazu gebracht, wieder damit anzufangen. Es macht mir so viel Mühe. Ich wollte gerade mit dir zusammen essen, aber wenn du nicht willst, brauche ich mir gar nicht erst die Arbeit zu machen. Dann werde ich eben etwas Suppe in der Küche essen.«
    »Dann kannst du auch nicht über die reden, die nichts essen.«
    »Das ist etwas anderes. Ich möchte gern etwas essen, aber ich habe wieder mit der Diät angefangen. Während des letzten Jahres habe ich sie nicht richtig einhalten können; es war so viel zu überlegen, dies und jenes, aber jetzt will ich mir wirklich Mühe geben und wieder damit anfangen. Du wirst bald mit mir ausgehen können. Vielleicht könnten wir einen kleinen Ausflug nach London machen, hm? Und du wirst dich doch bestimmt nicht mit einer so dicken Mutter sehen lassen wollen.« Sie wartete auf eine zustimmende Antwort, aber er lächelte nur, und sie ging hinaus. Nachdem er an der Fleischbrühe genippt und sie dann stehengelassen hatte, bis sie zu kalt zum Trinken war, und ein halbes Biskuit angeknabbert und den Rest aus dem Fenster geworfen hatte, las er und lauschte dem Radio, aber ihn ödete das Buch an und das Radio und er sich selber auch. Er fing an zu überlegen, was Elisabeth wohl machte, und versuchte zum hundertsten Mal, sich den Mann mit dem unmöglichen Namen vorzustellen. Sie hatte ihm einen Schnappschuß gezeigt, der aber bei so trübem Wetter gemacht worden war, daß man kaum erkennen konnte, was

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