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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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selbstverständlich, dass sie da arbeiten. Ja, deshalb erinnerte es mich wohl an die Werkstätten. Es machte den Eindruck von Arbeit, von ganz normaler Arbeit. Telden ist wahrscheinlich nicht einmal auf die Idee gekommen, dass mir das fremd sein könnte. Oder er wusste es sehr genau und musste sich deshalb keine Gedanken machen. Wie ihr seht, kann ich euch das alles nicht einmal richtig beschreiben, geschweige denn erklären. Daher kann ich auch keine Geheimnisse ausplaudern. Leider.«
    »Die Seguren versuchen, ein Problem zu lösen«, sagte Felt. »Ich erzähle es gleich. Rede du erst weiter, Marken.«
    »Nun gut«, fuhr er fort, »Telden führte mich also durch all diese Gänge und Säle und Werkstätten, bis wir in seinen Arbeitsraum kamen. Ihr wisst ja, er macht Karten. Aber nichtvom Himmel, sondern von der Erde. Karten und Nachbildungen   – er hat eine Nachbildung von Pram da unten, jedes Haus, alle Straßen, der Fluss, der See, sogar der Wald ist nachgebaut in Holz, winzig kleine Bäumchen   … bis zum Uferposten. Ich kam mir vor wie ein Riese, als ich es mir anschaute. Die Vorstadt, man mag es kaum glauben, wenn man so durchreitet, soll neu angelegt werden, sie haben das alles schon geplant. Pram wird noch größer werden, viel größer.«
    Sie schwiegen. Eine noch größere Stadt war nicht vorstellbar. Felt spürte eine Wut in sich aufsteigen. Sie kam aus dem Gefühl, unterlegen und unwissend zu sein. Felts Welt wurde zu schnell zu groß und unübersichtlich. Ein Blick über den Berst, ein Marsch über den Wall, das hätte helfen können. Aber Goradt war fern.
    »Marken«, begann Felt schließlich wieder, »du hast uns noch nicht erzählt, was der Kartograf dir nicht zeigen wollte.«
    »Genau«, sagte Marken und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Telden hat mir also Karten in verschiedenen Maßstäben gezeigt; es hat ein wenig gedauert, bis ich das kapiert hatte, bis ich mir Entfernungen und so weiter vorstellen konnte. Und dann ist mir aufgefallen, dass er zwar ganz genaue Pläne hat von Pram, von Bosre, sogar von Goradt, stellt euch das vor, sie kennen jede unserer Gassen. Das waren uralte Pläne, aber wir haben ja praktisch nichts verändert   …«
    Felt schluckte. Er fühlte sich zunehmend ohnmächtig im Gewirr der Zusammenhänge von Vergangenheit und Gegenwart, Markens Worte flossen an ihm vorbei.
    »…   Ich habe auch einen Plan gesehen von Wandt. Was für eine Stadt das gewesen sein muss! Unsere Hauptstadt war uneinnehmbar. Auch Telden war dieser Meinung. Aber, und darauf wollte ich eigentlich hinaus: Er hat mir Agen nicht gezeigt. Ich habe ihn natürlich gefragt, ich habe mir überhaupt nichtsdabei gedacht. Doch da wich er mir aus, behauptete, er sei niemals da gewesen. Und er hätte auch keinen Plan von Agen.«
    »Er, der angeblich den ganzen Kontinent bereist hat? Kennt seine eigene Heimatstadt nicht?«, fragte Kersted.
    Marken nickte.
    »Hm«, machte Kersted. »Erinnert euch an das, was die Undae uns sagten:
Aus dem fernen Süden Zorn. Wütendes Brodeln und Kreischen in Gefangenschaft
…«
    »…  
Ein schwaches Echo nur, das sich in Wind zerstäubt, unverständlich und fremd
«, komplettierte Marken die Passage und sprach dann weiter. »Der ferne Süden ist Segurien. So wenigstens kann man das verstehen. Nendsing erwartet die Ankunft eines besonderen Sterns über Agen, sagt aber nicht, was das zu bedeuten hat. Telden verheimlicht im Grunde alles, was mit seinem Heimatland zusammenhängt   … Gibt es eine Quelle in Agen? Wird einer von uns nach Agen gehen?«
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte Felt. »Je länger ich hier in dieser Stadt bin und je mehr ich erfahre, desto weniger weiß ich!«
    Die beiden blickten ihn aufmerksam an. Die Ungeduld, die aus Felt gesprochen hatte, war untypisch für ihn. Er kämpfte. Er wollte sich von nichts mehr ablenken lassen, sondern endlich weitergehen   – damit er zurückkehren konnte. Felt wehrte sich verbissen gegen die Eindrücke, die auf ihn einstürzten. Gegen eine Stadt unter der Stadt. Gegen Berge auf dem Mond und Schweifsterne. Gegen die Vermutungen der Kameraden, die an seinen Nerven zerrten, weil sie Felt das Gefühl gaben, er müsse die Antwort kennen. Aber mehr noch als diese unausgesprochene Erwartung, er habe die Führung und nicht Marken, machte Felt Belendras Forderung zu schaffen:
Welsien soll wiederauferstehen
. Denn was sie ausgesprochen hatte, entsprach seinem Wunsch. Einem geheimen, weder vor anderen noch vorsich

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