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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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Schwertern.«
    Kersted stutzte.
    »Was denn?«, fragte Marken leise. »Ihr könnt nicht vergessen haben, welche Klingen ihr da an den Gürteln tragt. Wollt ihr euch umbringen?« Er hob die Stimme. »Fander, Strommed! Die Herren Offiziere brauchen Bewegung. Wenn ihr so freundlich wärt, ihnen eure Waffen zu borgen.«
     
    Felt und Kersted nahmen Aufstellung. Kersted hob das Schwert hoch über den Kopf und ließ die Spitze Richtung Felt hängen.Seine rechte Hand umfasste den Griff direkt unterhalb der Parierstange, den Daumen legte er darüber auf die flache Seite der Klinge. Die linke Hand griff den Knauf, sodass die Arme sich überkreuzten. Dazu machte er ein grimmiges Gesicht. Gerder rief: »Ho!«, und Felt musste lächeln. Er fasste das Schwert ebenfalls mit beiden Händen, hob es aber nur bis zur Brust und ließ die Schneide gemütlich gegen die rechte Schulter lehnen.
    Kersted fackelte nicht lange. Begleitet von einem kehligen Schrei rannte er auf seinen Gegner zu, als wolle er, einem brünftigen Nukkbock gleich, den unbewegt stehenden Felt aufspießen. Was er nicht tat. Im letzten Moment sprang Kersted zur Seite und neben den Gegner. Er holte nicht aus, sondern drehte seinen ganzen Körper und zog am Griff, sodass die eben noch überkreuzten Hände nun parallel waren   – dieser Hebel und der Schwung seiner Drehung gaben seinem Hieb eine unglaubliche Wucht und Geschwindigkeit, die Klinge des Schwerts würde Felt das Schädeldach von Schläfe zu Schläfe abrasieren. Indes, er wollte seinen ganzen Kopf behalten. Er parierte den Schlag, indem er das Schwert erst von der Schulter zur Seite fallen ließ   – die Spitze schlug eine Kerbe ins Parkett   – und dann wieder aufwärts in einem Halbkreis vor seinem Körper führte, als würde er einen großen Fächer aufschlagen, und zwar blitzschnell. Felt trat aus Kersteds Schlaglinie und wischte den Angriff weg, mit so wenig Aufwand wie möglich.
    Schon diese einfache Parade hob Felts Laune. Er hatte oft mit Kersted gefochten, er kannte den ungestümen Stil des Jüngeren gut. Felt lehnte abermals die Klinge gegen die Schulter.
    »Fällt dir nichts Besseres ein?«, rief Kersted und nahm seinen Griff diesmal auf Hüfthöhe. Sie schlugen gleichzeitig, die Klingen kreuzten sich zwischen ihnen mit kurzem, kaltem, hohem Ton. Felts Brust wurde weiter, das war der Klang der Heimat, Stahl auf Stahl. Ohne die Schwerter voneinander zu lösen,bewegten sie sich aufeinander zu, dann, schnell, hob Kersted das Schwert, um Felt von oben auf den Kopf zu schlagen. Das hatte er geahnt. Mit einer Hand griff Felt nach Kersteds Ellbogen und drückte ihn hoch, noch höher, mit der anderen hieb er dem Pfadmeister den Knauf seines Schwerts ins Gesicht. Kersted verlor das Gleichgewicht, fiel nach hinten, landete rücklings auf dem Tisch und in den Resten des Frühstücks. Die Soldaten lachten, riefen Kersteds Namen. Der rappelte sich wieder auf, Blut schoss ihm aus der Nase, er schnäuzte sich ins Tischtuch, grinste: »Damit kriegst du mich jedes Mal.«
    Felt ließ das Schwert sinken, legte die Hand aufs Herz, machte eine Verbeugung. Zeit, die Kersted nutzte, um auf den Tisch und dann gegen Felt zu springen. Kersted war schnell, Felt gelang nur noch eine notdürftige Parade und Kersted überraschte ihn abermals: Er ließ sein Schwert fallen, griff Felts Ellbogen und Handgelenk und hebelte. Felt war in die Falle getappt, es riss in der Schulter, er musste das Schwert ebenfalls loslassen und in die Knie gehen. Kersted gab ihm noch einen Tritt und Felt fiel mit dem Gesicht in die Scherben des Frühstücksgeschirrs.
    »Was denn«, rief Marken lachend, »wollt ihr heute ringen statt fechten?«
    »Nur Geduld, mein Freund«, sagte Felt und kam auf die Füße. »Das war bloß Geplänkel, das Vorspiel, ein bisschen warm werden, du verstehst?«
    Er kniff kurz die Augen zu, wischte sich das Blut ab, das aus einem Augenbrauenschnitt quoll.
    Beide sahen sie auf die am Boden liegenden Schwerter.
    »Also, was ist?«, sagte Felt. »Unsere Zuschauer wollen was geboten bekommen, meinst du, du bekommst das hin?«
    »An mir soll’s nicht liegen«, antwortete Kersted.
    Und sie stürzten sich auf ihre Schwerter und aufeinander. Jetzt nahmen sie sich den ganzen Raum   – ohne Rücksicht aufMobiliar oder die anderen Männer, die in Bewegung bleiben mussten, um ihren schwingenden, klingenden, kreischenden Schwertern nicht in die Quere zu kommen. Aber auch wenn der kraftvolle, schnelle Tanz nun viel gefährlicher,

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