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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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selbst eingestandenen Wunsch, der sich aus nichts anderem speiste als aus einem im Mondlicht glitzernden Rinnsal, das durch Asche lief. So dünn, so fein, so winzig. So lebendig. So beschützenswert.
    Er riss sich zusammen.
    Er konzentrierte sich auf das, was war, jetzt, in diesem Raum.
    Er berichtete von Wigos Version der Feuerschlacht. Er erzählte von den Schwestern Asing und Asli, vom Dämonenfeuer und vom Opfertod Aslis. Und davon, dass die Seguren angeblich schon vor langer Zeit Probleme mit Dämonen gehabt hatten.
    Kersted aß drei Bratenscheiben, während Felt redete, und Marken nickte immer wieder. Die neue Fassung schien ihn nicht sehr zu überraschen.
    »Es gab schon immer Leute«, sagte Marken, »die ihre Zweifel hatten, was die Geschehnisse jener Nacht angeht. Immerhin, es ist eine Leistung, ein ganzes Land niederzubrennen   – in einer einzigen Nacht. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Ich weiß, dass du nichts von Dämonen hältst, Felt. Und ich weiß auch, dass du dich nie besonders für die Vergangenheit interessiert hast. Aber selbst du musst zugeben: Es wäre eine Erklärung. Nicht einmal die schlechteste, wenn du mich fragst.«
    »Mag sein. Aber diese Vermutungen führen zu nichts. Wir sollten uns nicht um die Vergangenheit kümmern, sondern um das, was hier und jetzt vor sich geht. Gerder! Kommt mal her, alle drei, das geht auch euch an.«
    Die Soldaten setzten sich zu ihnen.
    »Folgendes«, begann Felt wieder, »es ist gut möglich, dass nicht alle Soldaten von Pram dem Fürsten treu ergeben sind. Kandor verfolgt eigene Interessen, es heißt, er kauft nicht nur Waffen, er kauft auch Soldaten. Wir müssen uns vorsehen, mitwem wir sprechen und was wir sagen. Am besten gar nichts. Kandor hat wahrscheinlich den Kommandanten des Postens gekauft, er wollte uns nicht in der Stadt haben. Er will nicht, dass Welsen und Pramer sich näherkommen. Das ist schlecht für sein Geschäft. Alles, was die Situation verändert, ist schlecht für ihn. Er hat außerdem eine eigene Miliz, diese Soldaten in Weiß sind seine Privatarmee.«
    »Die sind nicht gerade zum Fürchten«, sagte Gerder.
    »Meinst du?«, fragte Felt. »Sie sind leicht bewaffnet, das ist wahr. Aber wir wissen nicht, wie gut sie ausgebildet sind. Seid auf der Hut. Für einen Hinterhalt braucht man nicht viel mehr als eine dunkle Gasse und ein Messer.«
    »Verstanden, Herr Offizier.«
    Die Soldaten erhoben sich, grüßten und setzten sich wieder an ihren Tisch. Marken strich sich seinen Bart.
    »Bist du so sehr in Sorge?«, fragte Kersted.
    »Ja«, sagte Felt, »denn wir blicken nicht durch. Es scheint alles ganz friedlich zu sein, wir können ausgehen, wir sitzen gemütlich beim Frühstück und niemand stört uns   … aber wir sind Welsen. Draußen, vor dieser Tür dort, stehen Wachen. Bloß weil wir nicht gleich erschlagen werden, heißt das nicht, dass wir geliebt werden.«
    »Und das Lager«, sagte Marken. »Glaubst du, unsere Leute sind in Gefahr?«
    Felt schüttelte den Kopf. Ob Estrid noch dort war?
    »Nein. Das wäre nicht in Kandors Interesse. Er hätte nichts davon, unseren Leuten etwas anzutun. Ich habe die halbe Nacht über Kandor nachgedacht   … Er ist hungrig, egal wie fett er ist, er hat einen unstillbaren Hunger, einen Hunger nach Macht. Wir wissen, was der Hunger aus einem Menschen machen kann. Kandor wagt sich weit vor, er blickt schon auf den Thron   … und den Weg dahin, den bereitet das Geld. Wenn ichauch sonst nichts von dem verstehe, was in dieser Stadt vor sich geht   – Geld ist entscheidend hier, Geld ist die Macht. Sein Geld verdient Kandor mit uns, mit unserem Können und unserem Stahl. Insofern: Nein, Marken. Er will uns nicht umbringen. Er will uns nur klein halten.«
    Aber Welsien sollte wieder groß werden. Es war absurd. Es war unmöglich. Das Land war tot. Eine einzige dünne Ader konnte es nicht wieder zum Leben erwecken   – wenn Felt daran glaubte, war er kaum weniger wahnsinnig als Belendra. Die Begegnung mit ihr erschien ihm im Licht dieses strahlenden Morgens noch dunkler, als sie es ohnehin gewesen war. Der kleine Rest von Logik, der ihn gestern dazu veranlasst hatte, seine Familie in die Obhut dieser Frau zu geben, war in der hellen Morgensonne verdampft.
    Felts Hand wanderte zum Schwertgriff, umfasste ihn, fühlte die kalte Silberschnur.
    »Kersted?«
    »Hm?«
    »Wie wär’s?«
    »Aber immer!« Kersted sprang auf und zog sich die Handschuhe an.
    Marken seufzte.
    »Her mit euren

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