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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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sein und die Vergangenheit ruhen lassen. Die Erinnerung an Jators glänzende Augen kam zurück, Augen voller Tränen. Der Vorwurf war wieder da, Babu wolle das Lange Tal, wolle ihn, Jator, verlassen. Und genau so war es gekommen. Warum? Weil Jator selbst ihn vertrieben hatte mit seinem furchtbaren, unerklärlichen Verrat. Weil Jator sein Freund gewesen war. Und nun war er sein Feind.
    Jator sah schweigend auf Babu. Er musterte Nuru. Dann machte er ein Zeichen, die Männer nahmen die Bögen herunter und er stieg ab.
    »Lass uns reden«, sagte er, »allein.«
    Babu schickte den Falken in die Luft und löste sich von Nuru. Ihr Gesicht war eine einzige große Frage. Er strich ihr über die Wange. Babu hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt, aber bis jetzt hatte er es sich nicht eingestehen können. Dabei war auch das eigentlich ganz einfach.
    »Alles gut«, sagte er. »Wir gehen auf die Jagd, später.«

 
    ZWEITES KAPITEL
VERRÄTER UND FREUND
     
    Babu und Jator entfernten sich ein Stück von den Reitern und den Zelten. Als sie schweigend nebeneinander hergingen, wurde Babu wehmütig. Nichts konnte den tiefen Graben zwischen ihnen wieder zuschütten, kein Wort, keine Tat. Aber es war immer noch Jator, der Filzkopf, der Nichtsnutz. Der Mensch, mit dem er mehr Zeit verbracht hatte als mit jedem anderen. Er hatte Jator vermisst. Den früheren Jator. Den, der sein Freund gewesen war. In der Erinnerung gab es ihn immer noch.
    Als sie außer Hörweite waren, blieb Jator stehen.
    »Du hättest die Vergangenheit ruhen lassen sollen, Babu. Du hättest auf mich hören sollen.«
    Der frühere Jator verschwand. Hier stand Jator der Verräter.
    »Was? Ich habe viel zu lange auf dich gehört! Du hast mich getäuscht. Du hast mich verraten!«
    »Ich habe dich
geschützt
«, sagte Jator. »Nur darum ging es mir   … Ich habe es versucht.«
    »Geschützt? Du kanntest die Wahrheit! Du hast mich belogen und   …
vertrieben

    Babu spürte die Wut. Sie hatte lange geruht, aber nun erhob sie sich in ihm wie ein hungriges Tier.
    »Babu«, sagte Jator ernst, »ich wollte dich nicht vertreiben, ich wollte immer nur, dass du
bleibst

    »Dann hättest du dich besser nicht mit dem Mörder meines Vaters eingelassen!«
    Babu funkelte Jator zornig an. Seine Wut setzte an zum Sprung, sie wollte Beute machen. Aber Babu musste sie bezähmen, denn er wollte noch eines wissen: »Was ist mit Dant? Wie geht es ihm?«
    »Der Gerber?« Jator wich seinem Blick aus. »Keine Ahnung, wie es ihm geht.«
    »Was soll das heißen,
keine Ahnung
? Tu nicht so. So   … unschuldig. Du wusstest doch alles! Lange schon!
Du
bist zum Thon gerannt. Zu diesem Mörder!« Er packte Jator bei den Schultern. »Ich frage dich noch einmal: Wie geht es Dant?«
    »Er ist tot. Er und seine ganze Sippe.«
    »Was?«
    »
Er ist tot!
«, brüllte Jator ihm ins Gesicht. »Dant und seine Söhne und seine Vettern und der ganze verdammte Tartor-Clan! Tot! Ausgerottet! Gestorben und vergessen! Alle!«
    Er schlug Babus Arme weg, drehte sich um und ging ein paar Schritte.
    »Das ist nicht wahr«, sagte Babu ins Gras.
    Jator fuhr herum.
    »Es
ist
wahr! Babu, du kapierst nichts, gar nichts! Bator Thon hat demjenigen, der dich nach Hause bringt, tot oder lebendig, seinen Platz angeboten. Verstehst du? Wer dich ihm bringt, wird der nächste Thon sein.«
    Er ging wieder auf Babu zu.
    »Und glaube nicht, dass auch nur einer das Wort gegen ihn erhoben hat. Nicht, nachdem die Tartor ausgerottet sind. Nein! Jeder gegen jeden, nur die Angst eint die Clans. Und die Gier.« Er lachte. »Jeder Mann, der reiten kann, ist hinter dir her   – alleträumen sie davon, groß und mächtig zu sein! Jeder der neue Thon!« Er konnte kaum sprechen vor Lachen, Babu schwieg fassungslos. »Allen voran die Söhne des Thons   … die sehen ihre Felle wegschwimmen   … Ha! Haha! Und wer hat dich als Erster gefunden? Ich! Der Nichtsnutz!«
    Babu schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.
    Jator taumelte zurück, aber Babu sah, wie er schnell etwas aus dem Ärmel in die Hand fallen ließ. Ein Messer. Babu griff nach seinem Dolch.
    Und als Jator sich auf ihn stürzte, noch benommen vom Schlag, und unbeholfen nach ihm ausholte, stach Babu zu.
     
    Jator klappte über Babus Faust zusammen. Sie gingen beide in die Knie, Babu ließ den Dolch los, Jator kippte nach hinten. Lag auf dem Rücken, schaute in den Himmel. Und lächelte.
    Bis zum Griff steckte der schwarze Dolch in Jators Bauch, er war durch die

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