Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
abgeben ..."
"Du hast recht, Tholie. Jondalar ist ein Ramudoi!" rief ein Mann. "Zumindest ein halber!" meinte Barono unter dem Gelächter der ganzen Gruppe. "Nein, nein, was er über das Wasser wissen muß, hat er erst lernen müssen, aber er kennt das Land", sagte eine Frau. "Das stimmt! Fragt ihn selbst! Er hat den Speer geworfen, bevor er zu seiner ersten Harpune gegriffen hat. Er ist ein Shamudoi!" meinte ein älterer Mann. "Er mag sogar Frauen, die jagen!"
Ayla blickte auf, um zu sehen, wer die letzte Bemerkung gemacht hatte. Es war eine junge Frau, etwas älter als Darvalo, namens Rakario. Sie hatte die ganze Zeit Jondalars Nähe gesucht - recht zum Verdruß des jungen Mannes. Er hatte sich schon darüber beklagt, daß sie ihm dauernd im Wege sei.
Jondalar lächelte über das gutgemeinte Argument. Der Streit war ein Ausdruck der freundschaftlichen Rivalität zwischen den beiden Gruppen, einer Rivalität innerhalb der Familie, die eine gewisse Aufregung mit sich brachte, aber nie bestimmte Grenzen überschreiten durfte. Spaße, Prahlereien und kleine Sticheleien waren erlaubt; alles, was ernsthaft verletzen oder unnötigen Ärger verursachen konnte, wurde im Keim erstickt, wobei sich beide Gruppen Mühe gaben, die Gemüter zu
beruhigen und den Schmerz verletzter Gefühle zu lindern.
"Wie gesagt, ich glaube, Jondalar würde einen guten Fluß-Mann abgeben", fuhr Tholie fort, als alle zur Ruhe gekommen waren, "aber Ayla ist vertrauter mit dem Land. Deshalb würde ich Jondalar raten, bei den Land-Jägern zu bleiben, wenn er es will und sie ihn aufnehmen. Wenn Jondalar und Ayla bei uns bleiben und Sharamudoi werden, würden wir ihnen anbieten, uns mit ihnen überkreuz zu verbinden; aber weil Markeno und ich Rumudoi sind, müßten sie Shamudoi werden."
Eine allgemeine Aufregung bemächtigte sich der Leute; Zustimmung wurde laut, und den beiden Paaren wurde Glück gewünscht.
"Das ist ein großartiger Plan, Tholie", sagte Carolio. "Es war Roshario, die mich auf den Gedanken brachte", sagte Tholie.
"Aber was hält Dolando davon, Jondalar zu akzeptieren -und Ayla, eine Frau, die bei denen aufgewachsen ist, die auf der Halbinsel leben?" fragte Carolio und sah den Führer der Shamudoi an.
Ein plötzliches Schweigen trat ein. Jeder kannte die Hintergründe dieser Frage.
Würde Dolando, nachdem er so heftig auf Ayla reagiert hatte, bereit sein, sie zu akzeptieren? Ayla hatte gehofft, daß sein Ausfall gegen sie vergessen wäre; sie fragte sich, warum Carolio die Sache wieder zur Sprache gebracht hatte. Aber sie wußte es. Es war ihre Pflicht.
Carlono und seine Gefährtin hatten sich ursprünglich mit Dolando und Roshario verbunden, und als sie mit einigen anderen aus ihrem übervölkerten Geburtsort wegzogen, hatten sie die Sharamudoi-Gruppe gegründet. Fragen der Führung wurden im allgemeinen durch formlose Einigung geregelt, und dabei war die Wahl auf sie gefallen. In der Praxis übernahm die Gefährtin des Anführeres gewöhnlich die Aufgaben eines Mit-Führers, aber Carlonos Frau war gestorben, als Markeno noch sehr jung war. Der Anführer der Ramudoi nahm nie wieder offiziell eine andere Gefährtin, und seine Zwillingsschwester
Carolio, die eingesprungen war, um für den Knaben zu sorgen, begann auch die Aufgaben einer Mit-Führerin zu übernehmen. Im Laufe der Zeit wurde sie als Mit-Führerin akzeptiert, und deshalb war es ihre Pflicht, die Frage zu stellen.
Die Leute wußten, daß Dolando keine Einwände erhoben hatte, als Ayla seine Frau heilte; Roshario brauchte Hilfe, und Ayla konnte ihr offensichtlich diese Hilfe geben. Das aber hieß nicht, daß er sie dauernd um sich haben wollte. Vielleicht unterdrückte er nur seine Gefühle, und obgleich sie eine Heilerin brauchten, war Dolando einer der Ihren. Sie wollten keine Fremde, die ihrem Anrührer nicht genehm war und möglicherweise Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe hervorrief.
Während Dolando über seine Antwort nachdachte, fühlte Ayla, wie ihr Magen sich zusammenzog. Sie hatte das unangenehme Gefühl, etwas Unrechtes getan zu haben und dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Aber sie wußte, daß sie nichts Unrechtes getan hatte. Sie wurde zornig und wollte aufstehen und fortgehen. Das Unrecht bestand darin, die zu sein, die sie war. Das gleiche war ihr bei den Mamutoi widerfahren. Sollte es immer wieder geschehen? Würde es auch bei Jondalars Leuten so sein? Nun, dachte sie, Iza und Creb und Bruns Clan hatten für sie gesorgt, und
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