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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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arbeiteten den ganzen Tag an dem Vorhaben. Am späten Nachmittag hatten sie eine Art von Packsattelkorb fertiggestellt, der groß genug war, um Aylas Habe und Reiseausrüstung zu fassen, und den die Stute auf der Kruppe tragen konnte, ohne Roß und Reiterin zu stören. Sie begannen unverzüglich mit der Herstellung eines zweiten Korbes für Renner, was ihnen wesentlich schneller gelang.
    Am Abend drehte sich der Wind und wehte nun scharf von Norden. Als die Dämmerung in Dunkelheit überging, war der Himmel fast klar, aber es war viel kälter geworden. Sie planten, am nächsten Morgen aufzubrechen, und beide kamen überein, ihre Sachen durchzusehen und alles auszusondern, was nicht unbedingt nötig war. Die Packkörbe waren größer gewesen, und die neuen Packsättel boten einfach nicht genug Platz, um alles mitzunehmen. Sie breiteten ihre gesamte Habe auf dem Boden aus.
    Ayla deutete auf das Stück Mammutzahn, auf dem Talut den Weg ihres ersten Reiseabschnitts eingekerbt hatte. "Die Karte brauchen wir nicht mehr. Taluts Land liegt weit hinter uns", sagte sie mit einem Gefühl des Bedauerns.
    "Du hast recht, wir brauchen sie nicht mehr. Aber ich lasse sie nur ungern zurück", sagte Jondalar und verzog das Gesicht bei dem Gedanken, sich von ihr trennen zu müssen. "Es wäre nicht uninteressant, zu zeigen, wie die Mamutoi Karten anfertigen. Außerdem erinnert sie mich an Talut."
    Ayla nickte verständnisvoll. "Nun, wenn du noch Platz hast, nimm sie mit. Aber sie ist nicht unbedingt nötig." Jondalar schaute sich an, was Ayla auf dem Boden ausgebreitet hatte, und hob das seltsam verschnürte Päckchen auf, was er schon vorher gesehen hatte. "Was ist das?"
    "Etwas, das ich im letzten Winter gemacht habe", sagte sie und nahm es ihm aus der Hand. Sie blickte rasch in eine andere Richtung, als sie fühlte, wie sie errötete. Sie schob das Paket unter die Sachen, die sie mitnehmen wollte. "Ich lasse alle meine Sommersachen hier. Sie sind schmutzig und sowieso abgetragen. Ich nehme nur die Wintersachen mit. Das verschafft mir etwas Platz."
    Jondalar sah sie aufmerksam an, aber er machte keine weitere Bemerkung.
     
    Es war kalt, als sie am nächsten Morgen erwachten. Ihr Atem gefror zu kleinen Nebelwolken. Ayla und Jondalar kleideten sich hastig an, und nachdem sie ein Feuer für ihren heißen, morgendlichen Tee angezündet hatten, packten sie ihr Bettzeug zusammen und mahnten sich gegenseitig zur Eile. Aber als sie nach draußen gingen, blieben sie stehen und sahen sich ungläubig um.
    Ein dünner Überzug schimmernden Rauhreifs hatte die Hügel ringsum verwandelt. Er funkelte und glitzerte in der hellen Morgensonne. Als der Reif schmolz, wurde aus jedem Wassertröpfchen ein winziges Prisma, das alle Farben des Regenbogens brach und sich ständig veränderte, sobald sie sich bewegten und das Spektrum aus einem anderen Winkel betrachteten. Aber die Schönheit der kurzlebigen Edelsteine des Frostes rief ihnen auch ins Bewußtsein, daß die warme Jahreszeit nur mehr in einem flüchtigen Aufblitzen von Farben in einer Welt Ausdruck fand, die bereits vom Winter beherrscht wurde.
    Der kurze warme Sommer war vorüber.
    Als sie gepackt hatten und bereit waren, aufzubrechen, blickte Ayla noch einmal zurück auf das Sommer-Lager, das ihnen Zuflucht gewährt hatte. Es sah noch verfallener aus als vorher, weil sie Teile der kleineren Hütten niedergerissen hatten, um Holz für ihr Feuer zu gewinnen. Doch sie wußte, daß die provisorischen Unterkünfte ohnehin nicht mehr lange Bestand haben würden. Sie war dankbar, daß sie das Lager zur rechten Zeit gefunden hatten.
    Sie setzten ihre Reise nach Westen zum Schwester Fluß fort und ritten einen Abhang hinab, der sie zu einer weiteren Terrasse führte. Doch noch waren sie hoch genug, um das weite Grasland der Steppen an der anderen Seite des reißenden Flusses zu sehen, dem sie sich jetzt näherten. Die Perspektive, die sich ihnen eröffnete, vermittelte ihnen einen Überblick über das gewaltiges Ausmaß der vor ihnen liegenden Schwemm-ebene. Das tiefer gelegene Land, das während der Zeit, da der Fluß Hochwasser führte, gewöhnlich überschwemmt war, erstreckte sich über eine Breite von etwas fünfzehn Kilometern und am anderen Ufer noch darüber hinaus. Die Ausläufer des Gebirges auf ihrer Seite begrenzten die Ausdehnung der Schwemmebene, aber auch jenseits des Flusses erhoben sich Hügel und vereinzelte Felsen.
    Im Gegensatz zu den Grasländern war die Schwemmebene eine Wildnis

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