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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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einen Augenblick so etwas wie Mitgefühl mit der Anführerin.
    "Er prahlte damit vor den anderen Männern, und sie ermun-terten ihn noch oder ließen ihn jedenfalls gewähren", sagte S'Armuna. "Je mehr sie sich ihm widersetzte, desto schlimmer schlug er auf sie ein, bis sie endlich zusammenbrach. Dann ver-langte ihn nach ihr. Ich habe mich oft gefragt, ob er, wenn sie von Anfang an nachgiebig gewesen wäre, ihrer nicht bald über-drüssig geworden wäre und von ihr abgelassen hätte."
    Ayla dachte darüber nach. Broud war ihrer überdrüssig geworden, als sie aufgehört hatte, sich ihm zu widersetzen.
    "Aber ich bezweifle es", fuhr S'Armuna fort. "Später, als sie gesegnet war und aufhörte, mit ihm zu kämpfen, blieb alles beim alten. Sie war seine Gefährtin. Er konnte mit ihr machen, was er wollte."
     
    Ich war nie Brouds Gefährtin, dachte Ayla. Und Brun hätte nicht zugelassen, daß er mich ein zweites Mal geschlagen hätte.
    "Brugar hörte nicht auf, Attaroa zu schlagen, obwohl sie schwanger war?" fragte Jondalar entsetzt.
    "Nein. Dennoch schien er froh zu sein, daß sie ein Kind bekommen sollte", sagte die Frau.
    Ich wurde auch schwanger, dachte Ayla. Ihr Leben hatte viel Ähnlichkeit mit dem Attaroas.
    "Attaroa kam zu mir, um ihre Wunden behandeln zu lassen", fuhr S'Armuna fort. Sie schloß die Augen und schüttelte den Kopf, als wollte sie die Erinnerung daran vertreiben. "Es war schrecklich, wie er sie zugerichtet hatte. Blaue Flecken waren noch das wenigste."
    "Warum hat sie sich das gefallen lassen?" fragte Jondalar.
    "Sie hatte niemanden, zu dem sie gehen konnte. Sie hatte keine Verwandten, keine Freunde. Ihre Leute aus dem anderen Lager hatten ihr zu verstehen gegeben, daß sie sie nicht haben wollten. Und dann war sie auch zu stolz, um zurückzugehen und zuzugeben, daß die Verbindung mit dem neuen Anführer so wenig ihren Erwartungen entsprach. In gewisser Weise kann ich sie verstehen", sagte S'Armuna. "Mich hat niemand geschlagen, obwohl Brugar es einmal versucht hat. Aber ich glaubte, hier ausharren zu müssen, obwohl ich Verwandte hatte, zu denen ich hätte gehen können. Ich war Die, Die Der Mutter Dient, und ich konnte nicht zugeben, wie schlimm die Dinge sich entwickelt hatten. Es wäre mir vorgekommen, als hätte ich versagt."
    Jondalar nickte verständnisvoll. Auch er hatte einmal geglaubt, versagt zu haben.
    "Attaroa haßte Brugar", fuhr S'Armuna fort. "Doch zugleich hat sie ihn auch geliebt. Manchmal provozierte sie ihn, glaube ich, absichtlich. Vielleicht hatte sie gelernt, seiner Grausamkeit eine perverse Art von Lust abzugewinnen. Jetzt braucht sie keinen mehr. Sie befriedigt sich, indem sie Männer leiden läßt. Wenn du sie beobachtest, kannst du ihre Erregung sehen."
    "Sie tut mir fast leid", sagte Jondalar.
    "Bemitleide sie, wenn du willst, aber traue ihr nicht", sagte die Schamanin. "Sie ist von einem bösen Geist besessen. Verstehst du das? Bist du je so von Wut und Haß erfüllt gewesen, daß dir alle Vernunft abhanden gekommen ist?"
    Jondalar mußte insgeheim die Frage bejahen. Er hatte einmal eine solche Wut gespürt. Er hatte einen Mann bewußtlos ge-schlagen und dennoch nicht von ihm ablassen können.
    "Attaroa scheint ständig von einer solchen Wut beherrscht zu werden. Sie zeigt es nicht immer - im Gegenteil, sie weiß es gut zu verbergen. Aber ihre Gedanken und Gefühle sind so von diesem bösen Haß erfüllt, daß sie nicht mehr wie normale Leute denken oder fühlen kann. Sie ist kein Mensch mehr", sagte die Schamanin.
    "Aber sie muß doch noch menschliche Gefühle haben", sagte Jondalar.
    "Erinnerst du dich an die Beerdigung, kurz nachdem du her-gekommen bist?" fragte S'Armuna.
    "Ja, drei junge Männer. Ich fragte mich, was die Ursache ihres Todes war. Sie waren so jung."
    "Attaroa war die Ursache ihres Todes", sagte S'Armuna.
    Sie hörten ein Geräusch am Eingang der Erdhütte und drehten sich gleichzeitig um.
     

31. KAPITEL
     
    Eine junge Frau stand am Eingang der Hütte und blickte die drei Leute im Inneren unsicher an. Jondalar bemerkte, daß sie sehr jung war, fast noch ein Mädchen. Ayla sah, daß sie hochschwanger war.
    "Was ist los, Cavoa?" fragte S'Armuna.
    "Epadoa und ihre Jägerinnen sind gerade zurückgekehrt. Und Attaroa ist wütend auf sie."
    "Danke, daß du es mir gesagt hast", sagte die alte Frau. Dann wandte sie sich wieder an ihre Gäste. "Die Wände dieser Hütte sind so dick, daß man kaum hört, was draußen passiert. Wir sollten

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