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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gemacht wurde, löst sich, auch wenn sie hart geworden ist, in Wasser auf, um wieder zu dem Lehm zu werden, aus dem sie geformt worden ist, und zerfällt dann zu Staub. Aber wenn sie durch das heilige Feuer der Mutter zum Leben erweckt worden ist, bleibt sie für immer so, wie sie ist. Die Glut des Feuers läßt sie hart wie Stein werden. Der lebende Geist der Flamme bannt ihre Form."
    Ayla sah das Feuer der Begeisterung in den Augen der Frau und dachte dabei an die Erregung, von der Jondalar ergriffen worden war, als er seine Speerschleuder entwickelt hatte.
    "Die Figuren sind zerbrechlich, spröder als Feuerstein", fuhr die Frau fort. "Die Mutter selbst hat gezeigt, wie man sie zerbrechen kann. Aber Wasser verändert sie nicht. Eine aus Lehm geformte Munai kann, sobald sie einmal von dem lebenden Feuer berührt worden ist, in Regen und Schnee stehen, ohne sich aufzulösen."
    "Du kannst tatsächlich die Macht der Mutter anrufen", sagte Ayla.
    Die Frau zögerte einen Moment, dann fragte sie: "Wollt ihr es sehen?"
    "Oh ja, gern", sagte Ayla im gleichen Augenblick, als Jondalar antwortete: "Ja, ich möchte es sehen."
    "Dann kommt. Ich werde es euch zeigen."
    "Kann ich meine Jacke mitnehmen?" fragte Ayla.
    "Natürlich", sagte S'Armuna. "Wir sollten alle etwas Wärmeres anziehen. Bei der Feuer-Zeremonie selbst ist es freilich so heiß, daß ihr keine Felle braucht - nicht einmal an einem Tag wie heute. Alles ist fast fertig. Wir haben das Feuer angezündet, um heute mit der Zeremonie zu beginnen; aber es braucht Zeit und die richtige Konzentration. Wir warten bis morgen. Heute müs-sen wir an einem Fest teilnehmen."
    S'Armuna unterbrach sich und schloß die Augen, als ob sie einem Gedanken nachsänne, der ihr gerade gekommen war. "Ja, einem Fest, das sehr wichtig für uns ist." Sie blickte Ayla an. Weiß sie von der Gefahr, die ihr droht? fragte sie sich. Wenn sie die ist, für die ich sie halte, muß sie es wissen.
    Sie duckten sich, als sie den Eingang der Hütte S'Armunas betraten, und gingen hinein, um sich wärmere Sachen über-zuziehen. Dann führte S'Armuna sie ans andere Ende des Lagers zu einer Gruppe von Frauen, die an einem unauffälligen Gebilde arbeiteten, das einer kleinen Erdhütte mit schrägem Dach glich. Die Frauen trugen getrockneten Dung, Holz und Knochen in die Hütte - Brennmaterial, wie Ayla sah. Sie bemerkte die schwangere junge Frau unter den Arbeiterinnen und lächelte ihr zu. Cavoa lächelte schüchtern zurück.
    S'Armuna senkte den Kopf und trat durch den niedrigen Eingang. Dann drehte sie sich um und winkte den Besuchern, ihr zu folgen. Drinnen erwärmte ein Feuer mit flackernden Flammen den kleinen, kreisrunden Raum, dessen linke Hälfte fast völlig von einzelnen Knochen-, Holz- und Dunghaufen eingenommen wurde. Die rechte Seite der runden Wand nahmen mehrere rohgefertigte Regale ein - flache, von Steinen gestützte Schulter- und Hüftknochen des Mammuts -, auf denen viele kleine Gegenstände standen.
    Sie traten näher und stellten zu ihrer Überraschung fest, daß es aus Ton geformte Statuetten waren, die dort zum Trocknen abgestellt worden waren. Viele der Statuetten stellten Frauen dar. Muttergestalten, von denen einige noch nicht vollendet waren und nur die charakteristischen Merkmale von Frauen aufwiesen. Auf anderen Regalen standen Tiere, auch sie zum Teil noch nicht vollendet, Löwen- und Bärenköpfe und
     
    Mammute mit hochgewölbten Köpfen, buckligen Widerristen und abfallenden Körperpartien.
    Die Statuetten schienen von mehreren Leuten gemacht worden zu sein. Einige waren ziemlich roh und zeigten wenig handwerkliches Geschick; andere waren fein ausgearbeitet und zeugten von erlesenem Kunstverstand. Obwohl weder Ayla noch Jondalar verstanden, warum die Stücke so geformt waren, spürten sie, daß jedes von einem ganz persönlichen Gefühl inspiriert war, einem ganz persönlichen Ausdruckswillen.
    Dem Eingang gegenüber befand sich eine kleinere Öffnung, die zu einem abgetrennten Raum führte, der aus dem Lößboden des Hügels ausgegraben worden war und Ayla an einen jener Erdöfen erinnerte, die mit heißen Steinen beheizt und benutzt wurden, um Speisen zu garen. Aber sie hatte das Gefühl, daß in diesem Ofen noch nie Essen gekocht worden war. Als sie vortrat, um hineinzuschauen, sah sie ihn dem zweiten Raum eine Feuerstelle.
    Aus den verkohlten Überresten in der Asche schloß sie, daß Knochen als Brennmaterial gedient hatten, und als sie näher hinsah, erkannte sie, daß

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