Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
herum; Einge-weide liebte er besonders. Ayla zögerte einen Moment. Sie hätte sie für verschiedene Zwecke brauchen können, als Fett-behälter ebenso wie als wasserdichte Auskleidung, aber im Augenblick hatte sie keinen Bedarf dafür, und sie konnten nicht noch mehr mitnehmen, als sie ohnehin schon bei sich hatten.
Wie kam es, dachte sie, daß sie nur, weil sie Pferde hatten und deshalb mehr mitführen konnten, auch mehr zu brauchen schienen? Sie erinnerte sich, daß sie damals, als sie den Clan verlassen hatte und zu Fuß davongewandert war, alles, was sie brauchte, auf dem Rücken getragen hatte. Zugegeben, das Zelt war bequemer als das flache Schutzdach, unter dem sie damals geschlafen hatte, und sie hatten Kleidung zum Wechseln und Wintersachen, die sie jetzt nicht brauchten, und mehr Nahrung und Gerätschaften. Sie wäre nie imstande gewesen, das alles in einem Korb auf dem Rücken zutragen.
Sie warf Wolf die Eingeweide hin; dann machten sie und Jondalar sich daran, das Wildrind zu zerlegen. Nach ein paar strategischen Schnitten zerrten sie gemeinsam die Haut ab, ein Verfahren, das sinnvoller war als das Abhäuten mit einem Messer. Sie benutzen ein scharfes Werkzeug nur, um sie an ein paar Stellen zu lösen. Sie brauchten sich nicht übermäßig anzustrengen, und schließlich hatten sie ein einwandfreies Fell mit nur den beiden Löchern, die ihre Speerspitzen hineingebohrt hatten. Sie rollten es zusammen, damit es nicht zu schnell austrocknete; dann legten sie den Kopf beiseite.
Zunge und Gehirn waren zart und schmackhaft, sie hatten vor, diese Delikatesse am Abend zu verzehren. Den Schädel mit seinen großen Hörnern dagegen wollten sie für die unbekannten Bewohner des Lagers zurücklassen.
Dann begab sich Ayla mit dem Magen und der Blase zu dem Bach, der das Lager mit Wasser versorgte, um sie zu waschen, und Jondalar stieg zum Fluß hinunter, um nach Sträuchern und schlanken Baumstämmen zu suchen, die er zu einem schüsselförmigen Rahmen für sein kleines Boot verarbeiten konnte. Außerdem sammelten sie Treibholz. Sie würden mehrere Feuer anzünden müssen, um Tiere und Insekten von ihrem Fleisch fernzuhalten, und eine weiteres in der Hütte.
Sie arbeiteten, bis es fast dunkel war, zerteilten die Kuh in große Brocken, schnitten das Fleisch dann in kleine, zungen-förmige Streifen und hängten sie zum Trocknen über improvisierte Gestelle und brachten die Gestelle für die Nacht in die Hütte. Ihr Zelt war noch immer feucht, aber sie falteten es zusammen und brachten es gleichfalls hinein. Am nächsten Morgen würden sie es ebenso wie das Fleisch wieder hinausbringen, damit Wind und Sonne Gelegenheit hatten, es weiter zu trocknen.
Am Morgen, nachdem sie das restliche Fleisch aufgeschnitten hatten, begann Jondalar mit dem Bau des Bootes. Mit Hilfe von über Dampf und Feuer erhitzten Steinen bog er das Holz für den Rahmen. Ayla schaute interessiert zu und wollte wissen, von wem er das gelernt hatte.
"Von meinem Bruder Thonolan. Er war ein Speermacher", erklärte Jondalar und drückte ein Ende eines kleinen, geraden Baumes, den er rund gebogen hatten, nieder und band es mit einem Stück Sehne aus einem Hinterbein des Auerochsen zum Kreis.
"Aber was hat die Speermacherei mit dem Bootsbau zu tun?"
"Thonolan konnte einen Speerschaft völlig gerade machen. Aber wenn man lernen will, wie man einem Stück Holz die Biegung nimmt, muß man zuerst lernen, wie man es biegt, und
das konnte er ebenso gut, viel besser als ich. Er hatte ein Gefühl dafür. Man könnte sagen, sein Handwerk war nicht nur das Speermachen, sondern das Formen von Holz. Er konnte die besten Schneeschuhe anfertigen, und das bedeutet, daß man einen geraden Stamm oder Ast nehmen und ihn vollständig rundbiegen muß. Vielleicht hat er sich deshalb bei den Sharamudoi so wohl gefühlt. Sie sind Meister im Formen von Holz. Sie benutzen heißes Wasser und Dampf, um ihren Einbäumen genau die Form zu geben, die sie haben wollen."
"Was ist ein Einbaum?" fragte Ayla.
"Das ist ein Boot, das aus einem ganzen Baum herausgeschnitzt wird. Das vordere Ende läuft spitz zu, ebenso das hintere Ende, und es gleitet so mühelos und glatt durch das Wasser, als schnitte man mit einem scharfen Messer hinein. Es sind wundervolle Boote. Im Vergleich dazu ist das, was wir hier machen, ziemlich plump, aber hier gibt es keine großen Bäume. Wenn wir bei den Sharamudoi sind, wirst du ihre Einbäume sehen."
"Wie lange wird es dauern, bis wir dort
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