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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Spitze war in das vordere Ende des langen Schaftes eingefügt. "Ich habe sie zusammengesteckt. Nun will ich sehen, ob es funktioniert."
    Sie folgte ihm zum Wurfstand und sah zu, wie er den Speer auf die Schleuder legte, zielte und dann den Speer mit aller Kraft schleuderte. Das lange Geschoß traf sein Ziel, dann prallte es ab. Aber als Jondalar nachschauen ging, stellte er fest, daß die an dem kurzen, zugespitzten Schaft sitzende Spitze fest im Zielpolster steckte. Der lange Schaft hatte sich gelöst, aber als er ihn untersuchte, stellte er fest, daß er unbeschädigt war.
    "Ayla! Ist dir klar, was das bedeutet?" Jondalar war so aufgeregt, daß er fast geschrien hätte.
    "Ich bin mir nicht sicher", sagte sie.
    "Die Spitze hat ihr Ziel getroffen und sich dann, ohne zu brechen, von dem langen Schaft gelöst. Das bedeutet, daß ich beim nächstens nur eine neue Spitze zu machen und sie an einem kurzen Stück wie diesem befestigten brauche. Ich brauche keinen ganzen neuen, langen Schaft zu machen. Ich kann soviele Spitzen wie diese machen, wie ich will, und brauche nur einige wenige lange Schäfte. Wir können viel mehr kurze Schäfte mit Spitzen transportieren als lange Speere, und wenn wir einen davon verlieren, ist er nicht so mühsam zu ersetzen. Hier, versuch es auch einmal", sagte er und löste die geborstene Spitze aus dem Zielpolster.
    Ayla betrachtete sie. "Ich bin nicht besonders gut darin, einen langen Speerschaft zu begradigen, und meine Spitzen sind bei weitem nicht so schön wie deine", sagte sie. "Aber ich glaube, so etwas brächte ich auch fertig."
    Am Tag, bevor sie abreisen wollten, überprüften sie noch einmal ihre Reparaturen der Schäden, die der Dachs angerichtet hatte, legten sein Fell so hin, daß, wie sie hofften, offensichtlich war, daß er der Missetäter gewesen war, und legten ihre Geschenke aus. Den Korb mit dem getrockneten Fleisch hängten sie an einen Dachsparren aus Mammutknochen, damit herumstöbernde Tiere ihn nicht erreichen konnten. Ayla hinterließ weitere Körbe und hängte außerdem mehrere Büschel von getrockneten Heilkräutern und eßbaren Pflanzen auf, besonders solchen, die den Mamutoi wohlbekannt waren. Jondalar hinterließ dem Besitzer der Hütte einen Speer.
     
    Außerdem steckten sie den Schädel des Auerochsen mit seinen gewaltigen Hörnern auf einen Pfosten vor dem Eingang der Hütte, damit Aasfresser nicht an ihn herankommen konnten. Die Hörner und andere Teile des Schädels waren nützlich; außerdem konnte der Schädel als Hinweis darauf dienen, was für Fleisch sich im Korb befand.
    Wolf und die Pferde schienen die Aufbruchsstimmung zu spüren. Wolf sprang aufgeregt und tatendurstig um sie herum, und die Pferde waren rastlos. Renner machte seinem Namen Ehre und verfiel immer wieder in einen kurzen Galopp; Winnie hielt sich in der Nähe des Lagers, beobachtete Ayla und wieherte, wenn sie sie sah.
    An ihrem letzten Abend in der Hütte beobachtete Ayla das Spiel des verlöschenden Feuers an den Wänden, und ihr war, als flackerten ihre Gefühle auf ähnliche Art, Licht und Schatten werfend, durch ihren Kopf. Sie freute sich darauf, wieder unterwegs zu sein, aber gleichzeitig bedauerte sie, einen Ort verlassen zu müssen, der für sie in der kurzen Zeit, die sie hier verbracht hatten, so etwas wie ein Heim geworden war - nur daß hier keine Menschen dagewesen waren. In den letzten Tagen hatte sie sich immer wieder dabei ertappt, daß sie zum Kamm des Abhangs hinaufblickte und gehofft hatte, daß die Bewohner des Lagers zurückkehrten, bevor sie weiterreisten.
    Auch Jondalar lag noch lange wach. Er war froh, daß sie weitherzige würden, obwohl er überzeugt war, daß sich die Unterbrechung gelohnt hatte. Ihr Zelt war trocken, sie hatten einen Vorrat an Fleisch, hatten die beschädigten oder verlorengegangenen Ausrüstungsgegenstände ersetzt, und er freute sich über die Erfindung des zweiteiligen Speers. Außerdem war er froh, daß sie das Rundboot hatten; dennoch machte ihm die Überquerung des Flusses Sorgen. Es war ein mächtiger Wasserlauf, breit und reißend. Sie waren vermutlich nicht weit vom Meer entfernt, und er würde stromaufwärts bestimmt nicht schmaler werden. Alles mögliche konnte passieren. Er würde froh sein, wenn sie das andere Ufer erreicht
    hatten.
     

10. Kapitel
     
    In der Nacht wachte Ayla mehrmals auf, und ihre Augen waren offen, als das erste Licht der Morgendämmerung durch den Rauchabzug hereinfiel, seine schwach leuchtenden Fingen

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