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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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in die dunklen Winkel streckte, die Finsternis vertrieb und vereinzelte Formen aus dem verhüllenden Schatten hervortreten ließ. Als die dunkle Nacht einem matten Zwielicht wich, war sie hellwach und konnte nicht mehr einschlafen.
    Sie löste sich behutsam von Jondalars Wärme und schlich hinaus. Die Nachtluft, gekühlt von der dicken Eisbarriere im Norden, legte sich auf ihre Haut. Sie blickte über das nebelverhangene Tal des Flusses und sah, wie sich die undeutlichen Umrisse des Landes am gegenüberliegenden Ufer vor dem rötlich glühenden Himmel abhoben. Sie wünschte sich, bereits drüben zu sein.
    Rauher, warmer Pelz schmiegte sich an ihre Beine. Der Wolf war erschienen, und sie klopfte ihm, in Gedanken versunken, den Kopf und kraulte seine Mähne. Er schnupperte in die Luft, schien etwas Interessantes entdeckt zu haben und rannte den Abhang hinunter. Sie sah sich nach den Pferden um und entdeckte das falbe Fell der Stute, die auf einer der Lichtungen in der Nähe des Wassers graste. Der dunkelbraune Hengst war nicht zu sehen, aber sie zweifelte nicht daran, daß er in der Nähe war.
    Zitternd ging sie durch das feuchte Gras auf den kleinen Bach zu, ahnte die im Osten aufgehende Sonne, beobachtete, wie der Himmel im Westen seine Farbe von leuchtendem Grau zu Pastellblau änderte. Vereinzelte rosa Wolken verkündeten die Pracht der hinter dem Kamm des Abhangs verborgenen Morgensonne.
    Ayla war nahe daran, hinaufzusteigen, um die aufgehende Sonne zu sehen, blieb aber stehen, als in der entgegengesetzten Richtung eine blendende Helligkeit aufstrahlte. Obwohl der von Rinnen zerrissene Abhang jenseits des Flusses nach wie vor in düsteres Grau gehüllt war, lagen die Berge im Westen im klaren Sonnenlicht des neuen Tages, zeichneten sich im Relief
    ab, und jedes Detail trat so deutlich hervor, daß es war, als brauchte sie nur die Hand auszustrecken, um sie berühren zu können. Die eisbedeckten Kuppen der Bergkette funkelten wie Geschmeide. Sie beobachtete voller Staunen das sich langsam verändernde Bild, wie gebannt von der Großartigkeit der Gegenseite des Sonnenaufgangs.
    Als sie den kleinen Bach erreicht hatte, dessen klares Wasser den Abhang hinunterplätscherte, war die Morgenkühle bereits fortgebrannt. Sie setzte den Wasserbeutel ab, den sie aus der Erdhütte mitgebracht hatte, betrachtete ihre Mufflonwolle und stellte fest, daß ihre Mondzeit offensichtlich vorüber war. Sie löste die Riemen, nahm ihr Amulett ab und stieg in den seichten Tümpel, um sich zu waschen. Als sie fertig war, füllte sie den Wasserbeutel unter dem kleinen Wasserfall, der sich in den Tümpel ergoß, dann stieg sie heraus und streifte erst mit der einen und dann mit der anderen Hand das Wasser ab. Sie legte das Amulett wieder um und machte sich auf den Rückweg.
    Als sie in die halb unterirdische Erdhütte trat, war Jondalar gerade dabei die aufgerollten Schlaffelle zusammenzuschnüren. Er blickte auf und lächelte, und als er bemerkte, daß sie ihre Lederriemen nicht mehr trug, verwandelte sich das Lächeln in eine eindeutige Aufforderung.
    "Vielleicht hätte ich mich mit dem Aufrollen der Schlaffelle nicht so sehr beeilen sollen", sage er.
    Sie errötete, als ihr bewußt wurde, daß er begriffen hatte, daß ihre Mondzeit vorüber war. Dann schaute sie ihm direkt in die Augen, die voll waren von neckischem Lachen, Liebe und aufkommendem Verlangen, und erwiderte das Lächeln:
    "Du kannst sie jederzeit wieder entrollen."
    "Und dabei hatte ich eigentlich früh aufbrechen wollen", sagte er und löste den Knoten der Schnur, die die Schlaffelle zusammenhielt. Er entrollte sie und erhob sich, als sie auf ihn zukam.
    Nach ihrer Morgenmahlzeit wurden sie schnell mit dem Packen fertig. Mit ihren sämtlichen Habseligkeiten, dem Boot und ihren vierbeinigen Reisegefährten stiegen sie den Abhang
    hinunter zum Fluß. Doch dann standen sie vor dem Problem, ihn zu überqueren. Sie starrten auf das an ihnen vor-überrauschende Gewässer; es war so breit, daß sie kaum irgendwelche Einzelheiten der jenseitigen Uferböschung erkennen konnten. Die Geräusche, die der tiefe Fluß mit der starken Strömung, in sich wirbelnd und kurze, kleine Wellen aufwerfend, hervorbrachte, waren fast noch aufschlußreicher als sein Aussehen. Sie bezeugten seine Kraft mit einem gedämpften, gurgelnden Tosen.
    Während er das Rundboot baute, hatte Jondalar oft an den Fluß gedacht und daran, ihn mit seiner Hilfe zu überqueren. Er hatte noch nie zuvor ein Rundboot

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