Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
gebaut und war nur ein paarmal in einem gefahren. Bei den Sharamudoi hatte er gelernt, mit den schlanken Einbäumen umzugehen; doch als er versucht hatte, die Rundboote der Mamutoi zu lenken, waren sie ihm sehr unbeholfen vorgekommen. Sie kenterten kaum jemals, aber sie waren schwer auf Kurs zu halten.
Sharamudoi und Mamutoi verwendeten zum Bau ihrer Boote nicht nur unterschiedliche Materialien, die Fahrzeuge dienten auch unterschiedlichen Zwecken. Die Mamutoi waren in erster Linie Jäger der offenen Steppe und fischten nur, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot. Ihre Boote hatten fast ausschließlich den Zweck, sie und ihre Habseligkeiten über Wasserläufe zu befördern, kleinere Nebenflüsse oder die Ströme, die von den Gletschern im Norden zu dem Binnenmeer im Süden herabrauschten.
Die Ramudoi, der am Fluß lebenden Teil der Sharamudoi, fischten im Großen Mutter Fluß - auch wenn sie ihre Be-mühungen, die dreißig Fuß langen Störe zu erbeuten, als Jagen bezeichneten -, während die andere Gruppe, die Shamudoi, Jagd auf Gemsen und andere Tier machte, die auf den hohen Felsklippen und Bergen lebten, die den Fluß, nicht weit von ihren Behausungen entfernt, in eine enge Schlucht zwängten. In der warmen Jahreszeit lebten die Ramudoi auf dem Fluß und nutzten alles, was er zu bieten hatte, einschließlich der großen Steineichen, die seine Ufer säumten und aus denen sie ihre leicht zu manövrierenden Boote anfertigten.
"Also, ich meine, wir sollten einfach alles hineinlegen", sagte Jondalar und ergriff einen seiner Packkörbe. Dann setzte er ihn wieder ab und nahm dafür den anderen. "Wahrscheinlich empfiehlt es sich, die schwersten Sachen auf den Boden zu packen, und in dem hier stecken meine Feuersteine und mein Werkzeug."
Ayla nickte. Auch sie hatte darüber nachgedacht, wie sie es schaffen könnten, den Fluß mit all ihren Habseligkeiten ungefährdet zu überqueren. Sie erinnerte sich an ihre wenigen Fahrten in einem der Rundboote des Löwen-Lagers. "Wir sollten an einander gegenüberliegenden Seiten Platz für uns lassen, damit das Gewicht gleichmäßig verteilt ist. Ich richte es so ein, daß Wolf neben mir sitzen kann." .
Jondalar fragte sich, wie sich der Wolf in der schwimmenden Schüssel verhalten würde, hütete sich aber, etwas zu sagen. Ayla bemerkte sein Stirnrunzeln, sagte aber gleichfalls nichts. "Außerdem sollten wir jeder ein Paddel haben", sagte er und reichte ihr eines.
"Ich hoffe nur, daß bei all dem Zeug auch für uns noch Platz bleibt", sagte sie und verstaute das Zelt im Boot. Vielleicht konnte sie es als Sitz benutzen.
Es wurde zwar eng, aber sie schafften es, alles im Boot zu verstauen - bis auf die Pfähle. "Die müssen wir wohl zurücklassen. Für sie ist kein Platz mehr da", sagte Jondalar mit neuerlichem Stirnrunzeln. Sie hatten sie als Ersatz für die verlorengegangenen gerade neu angefertigt.
Ayla lächelte und hielt ein Seil hoch. "Nein, das brauchen wir nicht. Sie schwimmen. Ich binde sie einfach an das Boot, damit sie nicht abgetrieben werden", sagte sie.
Jondalar war nicht sicher, ob das eine gute Idee war, und wollte gerade einen Einwand vorbringen, aber Aylas nächste Frage brachte ihn davon ab.
"Was machen wir mit den Pferden?" fragte sie.
"Die Pferde? Die können doch hinüberschwimmen, oder etwa nicht?"
"Ja, aber du weißt, wie sehr sie sich aufregen können, besonders über etwas, das sie noch nie zuvor getan haben. Was ist, wenn irgend etwas im Wasser sie erschreckt und sie beschließen, umzukehren? Von sich aus würden sie nie versu-chen, ein zweites Mal hinüberzuschwimmen. Sie würden nicht einmal wissen, daß wir auf der anderen Seite sind. Wir würden umkehren und sie hinüberbegleiten müssen. Wäre es nicht richtiger, wenn wir sie von Anfang an führen würden?"
Ayla hatte recht. Die Pferde würden sich wahrscheinlich ängstigen, und es war durchaus möglich, daß sie umkehrten, dachte Jondalar. "Aber wie wollen wir sie führen, wenn wir im Boot sitzen?" fragte er. Das wurde allmählich kompliziert. Auch ohne scheue Pferde war es schwierig genug, das Boot zu steuern.
"Wir legen ihnen die Halfter mit den Führleinen an und binden sie an das Boot", sagte Ayla.
"Ich weiß nicht recht ... Das ist vielleicht nicht die beste Methode. Vielleicht sollten wir noch eingehender darüber nachdenken", sagte er.
"Was gibt es da nachzudenken?" sagte sie, während sie eine Schnur um die drei Pfähle wickelte und sie damit am Boot befestigte. "Du warst es, der
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