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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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größerer Entfernung war.
Jagdunfälle ereigneten sich zwar nicht allzu häufig, aber auch nicht gerade selten. So mancher Jäger war schon von einem vor Schmerzen rasenden, verwundeten Tier schwer verletzt oder sogar getötet worden. Die Frage war, wie viel Zeit und Auf wand es erfordern würde, um die Speerschleuder zu handha ben, vielleicht nicht ganz so geschickt wie Jondalar und Ayla, aber doch wenigstens ausreichend. Einige meinten, die bisher gängigen Jagdmethoden würden durchaus genügen, während andere, vor allem die Jüngeren, mehr Lernbereitschaft und In teresse erkennen ließen.
Auf den ersten Blick wirkte die neue Waffe sehr einfach, und sie war es auch. Sie gründete auf intuitiv verstandenen Prinzi pien, die man aber erst sehr viel später in Begriffe fassen wür de. Die Speerschleuder war ein Griff, mit dem man sich den mechanischen Vorteil der Hebelwirkung zunutze machen konnte, um einem Speer mehr Schwung zu geben, so dass er weiter und schneller flog, als wenn man ihn allein mit dem Arm geworfen hätte.
Solange die Menschen zurückdenken konnten, hatten sie an ihren Werkzeugen Griffe verschiedener Art angebracht, die die eingesetzte Muskelkraft verstärkten. Zum Beispiel konnte man eine scharfkantige Steinscherbe - etwa aus Feuerstein, Jaspis, Chert, Quarz oder Obsidian - einfach in die Hand nehmen, um damit zu schneiden, doch wenn man sie mit einem Griff ver band, ließ sich der mit der Klinge ausgeübte Druck vervielfa chen und zudem der Schnitt besser steuern.
Die Speerschleuder war aber mehr als nur die Umsetzung von intuitiv erfassten Grundprinzipien. In ihr kam ein angeborenes Merkmal von Menschen wie Jondalar und Ayla zum Ausdruck, das ihre Überlebenschancen um einiges verbesserte: jene Fä higkeit, eine zunächst abstrakte Idee so in die Tat umzusetzen, dass ein nützlicher Gegenstand daraus hervorging. Dies war ihre größte Gabe, auch wenn ihnen das selbst nicht bewusst war.
In den verbleibenden Stunden des Nachmittags wurde be sprochen, wie man bei der bevorstehenden Jagd vorgehen soll te. Man beschloss, der gesichteten Wisentherde nachzustellen, weil sie mehr Tiere umfasste. Jondalar gab noch einmal zu be denken, dass man seiner Ansicht nach sowohl auf die Wisente als auch auf die Riesenhirsche Jagd machen konnte, beharrte aber nicht darauf. Ayla sagte nichts dazu und wartete lieber weiterhin ab. Ein weiteres Mahl wurde aufgetragen, und man lud die Besucher ein, doch über Nacht zu bleiben. Einige gin gen auf das Angebot ein, doch Joharran wollte für die Jagd noch Verschiedenes vorbereiten, und außerdem hatte er Kareja versprochen, auf dem Rückweg der Elften Höhle noch einen kurzen Besuch abzustatten.
Die Sonne näherte sich dem westlichen Horizont, doch es war noch immer hell, als sich die Abordnung der Neunten Höhle auf den Weg machte. Als sie den verhältnismäßig ebe nen Abschnitt nahe dem Ufer des Hauptflusses erreichten, drehte sich Ayla um und blickte noch einmal zu den überein ander liegenden Felsnischen der Zwei Flüsse empor. Einige Leute winkten in einer häufig benutzten Gebärde, die »Kommt wieder!« bedeutete. Die Besucher antworteten mit einer ähnli chen Geste, um auszudrücken: »Kommt und besucht uns!«
Sie wanderten am Ufer des Hauptflusses entlang und folgten dabei der Felswand, die in einem Bogen nach rechts wieder Richtung Norden führte. Je weiter sie stromaufwärts kamen, umso niedriger wurde die Felswand auf ihrer Seite des Flusses. Kurz vor ihrer niedrigsten Stelle sahen sie am Fuß eines Ab hangs auf einem Felsenabsatz eine Nische. Etwa vierzig Meter von ihr entfernt und etwas weiter den Hang hinauf lag, mehr oder weniger auf demselben Sims, ein zweiter Abri und dicht daneben eine kleine Höhle. Die zwei Abris, die Höhle und die lange Terrasse bildeten die Wohnstätte einer weiteren Gemein schaft in dieser dicht besiedelten Region - der Elften Höhle der Zelandonii.
Kareja und die Mitglieder von der Elften Höhle hatten den Felsen der Zwei Flüsse schon frühzeitig verlassen, und die An führerin sowie der Zelandoni standen nun bereit, um die An kömmlinge der Neunten Höhle zu begrüßen. Als Ayla sie ne beneinander sah, fiel ihr auf, dass Kareja, obgleich nicht auffäl lig hoch gewachsen, doch größer als der feingliedrige Mann war. Der kraftvolle Händedruck, mit dem er Ayla begrüßte, überraschte sie von neuem. Sie spürte auch, dass er sie nicht auf dieselbe Art wie die meisten Zelandonii-Männer offen oder versteckt taxierte und dass das

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