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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Jondalar, »schmückt er ihn manchmal nicht nur mit dem Abelan desjenigen, für den er bestimmt ist, son dern auch mit seinem eigenen.«
Bei der Jagd am Vortag hatte Ayla erfahren, wie wichtig die Zeichen auf den Speeren waren. Sie wusste, dass jeder Speer das Zeichen seines Besitzers trug, damit es nicht zum Streit darüber kommen konnte, wer ein Tier erlegt hatte. Mit eigenen Augen hatte sie gesehen, wie schnell dadurch ein Streit ge schlichtet werden konnte: Ein Tier war von zwei Speeren ge troffen worden, doch nur einer hatte ein lebenswichtiges Organ verletzt. Sie hatte weder gewusst, dass man diese Zeichen Abe lans nannte, noch dass sie eine so große Bedeutung für die Ze landonii besaßen.
Ayla hatte die Jäger über die Speermacher reden hören. Sie schienen auf Anhieb zu erkennen, wer einen Speer gefertigt hatte, ob nun sein Symbol darauf zu finden war oder nicht.
»Wie sieht dein Abelan aus, Jondalar?«, fragte Ayla.
»Es ist ein recht einfaches Zeichen.« Mit dem Handrücken glättete er den Sand und zeichnete erst eine, dann eine zweite Linie hinein, die zunächst parallel zur ersten verlief und schließlich mit deren Spitze zusammentraf. Dort, wo sie sich berührten, entsprang eine dritte, kleinere Linie. »Ich glaube, als ich auf die Welt kam, hatte der Zelandoni einen schlechten Tag. Ihm fiel einfach nichts ein.« Er blickte lächelnd zur Ersten hinüber. »Vielleicht stellt es den Schwanz eines Hermelins dar, der weiß und an der Spitze schwarz ist. Mir haben diese klei nen Hermelinschwänze immer gut gefallen. Glaubst du, mein Abelan könnte ein Hermelin sein?«
»Nun, als Totem hast du den Höhlenlöwen, genau wie ich«, sagte Ayla. »Ich glaube, dein Abelan kann das sein, was du darin siehst. Warum also kein Hermelin? Hermeline sind fre che kleine Wiesel mit einem wunderbaren Winterfell, ganz weiß, mit schwarzen Augen und einer schwarzen Schwanzspit ze. Aber eigentlich mag ich ihr braunes Sommerfell ebenso gerne.« Ayla dachte einen Augenblick nach und fragte dann: »Was ist Shevonars Abelan?«
»Ich habe einen seiner Speere dort gesehen, wo er aufgebahrt ist«, sagte Jondalar. »Ich hole ihn her.«
Schnell war er wieder zurück und ließ Ayla das Symbol be trachten. Es war das stilisierte Abbild eines Mufflons, eines Bergschafs mit langen gekrümmten Hörnern.
»Ich sollte den Speer mitnehmen, damit ich den Abelan ab zeichnen kann«, sagte Zelandoni.
»Wozu ist das nötig?«, wollte Ayla wissen. »Das Symbol, das seinen Speer, seine Kleidung und seine anderen Besitztü mer zierte, wird auch seinen Grabpfahl schmücken«, antworte te Jondalar.
Auf dem Weg zu Marthonas Wohnplatz dachte Ayla noch einmal über die Unterhaltung nach. Der Elandon eines Men schen wurde versteckt, doch das Zeichen, das er trug, der Abe lan, war nicht nur demjenigen bekannt, den es symbolisierte, sondern auch allen anderen. Dem Zeichen wohnte eine gewisse Macht inne, die vor allem derjenige nutzen konnte, dem es zu gewiesen war. Es war aber zu gut bekannt, als dass es jemand hätte missbrauchen können. Wahre Macht gründete im Unbe kannten, in einem Wissen, das Eingeweihten vorbehalten war.
Am nächsten Morgen klopfte Joharran an den Pfosten neben Marthonas Eingang. Jondalar schob den Vorhang beiseite und war überrascht, seinen Bruder zu sehen. »Solltest du nicht bei dem Treffen sein?« »Ja, aber vorher muss ich mit dir und Ayla reden.«
»Komm herein!«
Joharran trat ein, und der schwere Vorhang verschloss den Eingang wieder. Marthona und Willamar kamen aus ihrem Schlafraum und begrüßten ihn herzlich. Ayla war gerade dabei, die Reste des Frühstücks in die Holzschale zu geben, die sie für Wolf vorgesehen hatte. Sie blickte auf und lächelte Joharran an.
»Joharran ist gekommen, um mit uns zu reden«, sagte sein Bruder.
»Ich will euch nicht lange aufhalten. Ich habe noch einmal über diese Speerschleudern nachgedacht. Etwas geht mir nicht aus dem Kopf: Wenn jeder von uns seine Speere aus so großer Entfernung hätte abschießen können wie du, Jondalar, hätten wir den Wisent zu Fall gebracht, bevor er Shevonar nieder trampelte. Shevonar können wir nun nicht mehr helfen, aber ich möchte dafür sorgen, dass das Jagen für alle in Zukunft weniger riskant ist. Wärt ihr beide bereit, uns zu zeigen, wie man diese Waffe baut und wie man sie benutzt?«
Jondalar lächelte. »Natürlich. Ich habe gehofft, dass du mich darum bitten würdest. Ich kann es gar nicht erwarten, euch zu zeigen, wie die Speerschleuder

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