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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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cherweise kann die Mutter mit seiner Hilfe Thonolans Elan finden. Der beste und sicherste Ort dafür wäre eine Felsritze in einer heiligen Höhle, die nahe bei den Ersatzsteinen seiner Fa milie liegt. Von fast allen Ersatzsteinen der Neunten Höhle und von vielen aus anderen Höhlen wusste sie, wo sie aufbewahrt wurden. Und sie wusste nicht nur, wo ihr eigener Elandon war, sondern kannte auch die Verstecke einiger anderer.
Es war in der Vergangenheit manches Mal vorgekommen, dass sie sich an Stelle einer Mutter um den Elandon eines Kin des hatte kümmern müssen. Außerdem hatte sie die Elandons einiger Menschen versteckt, die dazu körperlich oder geistig nicht in der Lage waren. Sie redete nie darüber und würde auch niemals und unter keinen Umständen versuchen, aus ihrem Wissen einen Vorteil für sich zu ziehen. Zu gut kannte sie die Gefahren, denen sie sich selbst und die Menschen, denen die Elandons gehörten, dadurch aussetzen würde.
Auch Aylas Gedanken begannen abzuschweifen. Mit den Be stattungsritualen der Zelandonii war sie nicht vertraut und durchaus neugierig, etwas darüber zu erfahren, aber das Streit gespräch über nebensächliche Punkte, das kein Ende nehmen wollte, ermüdete sie. Außerdem hörte sie einige der Begriffe, die verwendet wurden, zum ersten Mal und konnte daher nicht immer nachvollziehen, worum es ging. Und so kam es, dass sie über einige der Dinge nachzusinnen begann, die sie in den letz ten Tagen gelernt hatte.
Man hatte ihr erzählt, dass die Toten meistens auf heiligem Boden beigesetzt wurden. Man achtete aber darauf, dass nur eine bestimmte Anzahl von Gräbern an der gleichen Stelle lag, denn wenn zu viele Geister an einem Ort verweilten, gewannen sie unter Umständen zu viel Macht. Tote, die gleichzeitig ver starben oder sich besonders nahe gestanden hatten, konnten am selben Ort bestattet werden. Es gab aber keine zentrale Be gräbnisstätte. Vielmehr waren die Gräber auf viele einzelne Stellen in der ganzen Gegend verstreut.
Hatte man sich für ein Terrain entschieden, wurde der Be reich mit Holzpflöcken abgesteckt, die in geringem Abstand voneinander um die Gräber herum und an der Kopfseite jedes einzelnen Grabes in die Erde eingepflanzt wurden. Die Abelans der Toten waren jeweils in den Pfahl geschnitzt oder aufge malt. Sie wiesen auf die Gefahr hin, die von diesen Bezirken ausging. Dort konnten Geister von Toten lauern, die keinen Körper mehr bewohnten. Die Zelandonia errichteten die Um zäunung, damit Geister, die ihren Weg in die Geisterwelt nicht fanden, darin gefangen waren und nicht den Körper eines Le benden in Besitz nehmen konnten.
Wer ohne einen mächtigen Schutz den umfriedeten Bereich betrat, begab sich in große Gefahr. Die Geister begannen sich bereits zu sammeln, bevor ein Leichnam in die Erde gelegt wurde. War ein Lebender Opfer eines umherirrenden Geistes geworden, kämpften die beiden Geister um die Vormacht in seinem Körper. Zu erkennen war dies an der abrupten Ver wandlung des Menschen, der plötzlich Dinge tat, die überhaupt nicht zu seinem Wesen passten, Dinge sah, die sonst niemand wahrnahm, aus unerfindlichen Gründen zu schreien anfing, gewalttätig wurde oder die Welt um sich herum nicht mehr zu verstehen schien und sich völlig in sich zurückzog.
Wenn die Pflöcke nach vielen Jahren von selbst umgeknickt und verrottet waren und sich Pflanzen über die Gräber ausbrei teten, galt ein Bezirk nicht länger als heilig oder gefährlich. Die Geister waren verschwunden. Man sagte dann, die Große Erd mutter habe die Ihren zu sich geholt und den Ort ihren Kindern zurückgegeben.
Ayla und alle anderen, die mit ihren eigenen Gedanken be schäftigt gewesen waren, wurden augenblicklich wieder auf merksam, als sie die Stimme der Ersten hörten. Da die anderen Zelandonia offenbar nicht in der Lage waren, ihre Meinungs verschiedenheiten auszuräumen, schritt die Donier ein. Sie griff Aspekte von sämtlichen Standpunkten auf, die geäußert worden waren, und bündelte sie zu einem Vorschlag, der allen als die einzig richtige Lösung erschien. Anschließend redeten sie über die Vorkehrungen, die notwendig sein würden, um diejenigen, die Shevonars Leichnam in den heiligen Bezirk brachten, vor umherirrenden Geistern zu schützen.
Zuvor würde es ein Fest geben, damit alle gestärkt wurden und der Geist jedes Einzelnen Kraft sammeln konnte, um die verlorenen Geister abzuwehren. Natürlich gingen alle davon aus, dass Proleva das Fest organisieren würde.

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