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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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eingravierten Zeichen. Er kann der Sitz des Elan, der Le benskraft, des Geistes, des Wesens eines Menschen sein, so wie eine Donii den Geist der Großen Mutter in sich tragen kann. Der Elandon ist mächtiger als jeder andere persönliche Gegenstand. Er ist so mächtig, dass er dem Menschen Not und Leid zufügen kann, wenn er in die falschen Hände gerät und gegen ihn verwendet wird. Deshalb bewahrt eine Mutter die Elandons ihrer Kinder an einem Ort auf, der nur ihr bekannt ist und allenfalls noch ihrer Mutter oder ihrem Gefährten.« Ayla wurde bewusst, dass sie für den Elandon des Kindes verant wortlich sein würde, das sie in sich trug.
Zelandoni erklärte weiter, dass ein Erwachsener, nachdem ihm sein Elandon übergeben worden war, diesen an einem Ort versteckte, der nur ihm bekannt war und oft weit entfernt lag. Als Ersatz nahm er dann aus der näheren Umgebung einen harmlosen Gegenstand, etwa einen Stein, und vertraute ihn einer Zelandoni an, die ihn gewöhnlich in einem Spalt in der Felswand eines heiligen Ortes wie etwa einer Grotte verwahrte, als eine Gabe an die Große Mutter. Der Wert der Gabe selbst konnte gering sein, doch seine Bedeutung war um so größer. Man glaubte, dass Doni ausgehend von dem Ersatzgegenstand den eigentlichen Elandon und damit auch den Menschen finden konnte, dem er gehörte, selbst wenn niemand, nicht einmal eine Zelandoni, das Versteck des Elandon kannte.
Willamar warf taktvollerweise ein, dass die Zelandonia gro ßes Ansehen genossen und man ihnen großes Vertrauen entge genbrachte. »Aber sie verfügen auch über große Macht«, sagte er, »und deshalb ist der Respekt, mit dem man ihnen begegnet, manchmal mit einer ängstlichen Scheu vermischt. Dennoch ist jede einzelne Zelandoni auch nur ein Mensch. Von einigen weiß man, dass sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten miss braucht haben. Manche fürchten, dass Zelandonia, wenn sich ihnen die Gelegenheit dazu bietet, in Versuchung geraten könnten, ein so machtvolles Objekt wie einen Elandon gegen jemanden einzusetzen, der ihnen verhasst ist, oder jemandem eine Lektion zu erteilen, von dem sie sich unangemessen be handelt fühlen. Ich selbst habe dergleichen nie erlebt, aber die Menschen neigen dazu, Geschichten auszuschmücken.«
»Wenn der Elandon eines Menschen von jemandem in seiner Ruhe gestört wird, kann er krank werden und sogar sterben«, sagte Marthona. »Ich möchte euch eine Legende der Alten er zählen. In der Vergangenheit, so wird erzählt, haben die Fami lien und manchmal sogar ganze Höhlen ihre Elandons am sel ben Ort aufbewahrt. Es gab einmal eine Höhle, die alle ihre Elandons in einer eigens dafür vorgesehenen Grotte verbarg, die an einem Berghang in der Nähe ihrer Wohnplätze lag. Der Ort war so heilig, dass niemand es wagte, seine Ruhe zu stören. In einem äußerst regnerischen Frühling kam eine Lawine den Berg hinunter und zerstörte die Grotte und alles, was sich darin befand. Die Mitglieder der Höhle machten einander Vorwürfe und waren nicht mehr bereit, sich gegenseitig zu unterstützen. Ohne die Hilfe der anderen wurde das Leben jedoch sehr be schwerlich. Die Gemeinschaft zerfiel, und die Höhle wurde aufgegeben. So lernten die Menschen, dass Familien oder auch ganze Höhlen in ernste Schwierigkeiten geraten, wenn jemand den Frieden von Elandons stört, die an einem gemeinsamen Ort aufbewahrt sind, oder wenn Naturgewalten wie Wasser, Wind und Erdrutsche ins Spiel kommen. Das ist der Grund, weshalb jeder seinen eigenen Elandon verstecken muss.«
»Wenn man allerdings die Ersatzsteine zusammen aufbe wahrt, ist das in Ordnung«, fügte die Zelandoni hinzu. »Die Mutter kann sie als Hinweis verwenden, mit dessen Hilfe sie die echten Elandons aufzuspüren vermag.«
Ayla war von der »Legende« sehr angetan. Sie hatte gehört, dass es die Legenden der Alten gab, aber nicht gewusst, dass es sich dabei um Geschichten handelte, die den Menschen halfen, ihre Welt besser zu verstehen. Die Legenden erinnerten sie an die Geschichten, die der alte Dorv in Bruns Clan während des Winters zu erzählen pflegte.
»Der Abelan ist ein Symbol oder Zeichen oder Muster, das immer mit Lebenskraft zu tun hat«, fuhr die Donier fort. »Er wird vor allem verwendet, um einen Einzelnen oder eine Grup pe zu beschreiben und zu kennzeichnen. Der Abelan der Ze landonii ist unser gemeinsames und wichtigstes Erkennungs zeichen. Er ist ein Zeichen aus Vierecken und Rechtecken, das oft ein wenig abgewandelt und ausgeschmückt wird.

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