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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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eine außergewöhnlich gute Malerin.«
»Ja, aber ich denke, ihr Schüler hat sie überflügelt«, sagte Jondalar.
Die Erste Gehilfin der Zweiten warf ein: »Aus Sicht der Ze landonia steht das Künstlerische nicht im Vordergrund, auch wenn sie es zu schätzen wissen. Für sie sind die Erfahrungen wichtiger, die ein solches Bild anregen kann. Die Malereien sind nicht nur dafür gedacht, dass wir sie betrachten.«
»Das stimmt sicherlich, aber ich muss sagen, dass mir das Betrachten lieber ist«, entgegnete Jondalar trocken. »Ich bin nicht gerade erpicht auf diese ... Zeremonie, die uns bevorsteht. Natürlich bin ich bereit, dabei mitzumachen, und sie wird si cher faszinierend werden. Aber im Großen und Ganzen bin ich froh, wenn ich solche Erfahrungen den Zelandonia überlassen kann.«
Jonokol schmunzelte. »Du bist nicht der Einzige, dem es so geht. Die meisten Menschen bleiben lieber auf dem festen Bo den unserer diesseitigen Welt. Kommt mit, ich zeige euch noch etwas anderes, bevor es wirklich ernst wird.«
Der Gehilfe und Künstler führte sie zu einer Stelle auf der rechten Seite des Ganges, wo sich an der Wand besonders viele Stalagmiten und Stalaktiten gebildet hatten. Man hatte zwei Pferde darauf gemalt und dabei die Kalkgebilde so geschickt einbezogen, dass der Eindruck eines langen zotteligen Winter fells entstand. Das hintere Pferd schien einen Luftsprung zu machen.
»Sie wirken sehr lebendig«, sagte Ayla fasziniert. Sie hatte Pferde oft auf ähnliche Weise umherspringen sehen.
»Wenn Jungen das hier zum ersten Mal sehen«, erklärte Jon dalar, »sagen sie immer, das hintere Pferd würde einen ›Won nesprung‹ machen.«
»Ja, so kann man das deuten«, sagte die Gehilfin. »Es könnte ein Hengst sein, der die Stute vor sich bespringen will. Ich glaube aber, es ist mit Absicht so gemalt, dass es vieldeutig bleibt.«
»Hat deine Lehrerin das gemalt, Jonokol?«, fragte Ayla.
»Nein. Ich weiß nicht, von wem die Pferde stammen. Nie mand weiß es. Sie sind vor langer Zeit entstanden, als auch die Mammuts gemalt wurden. Man sagt, sie sind das Werk der Vorfahren.«
»Ich möchte dir noch etwas zeigen, Ayla«, sagte die Gehilfin.
»Willst du sie zu der Vulva führen?«, fragte Jonokol über rascht. »Leuten, die zum ersten Mal hier sind, zeigt man die Stelle gewöhnlich noch nicht.«
»Ich denke, bei Ayla sollten wir eine Ausnahme machen.« Die Gehilfin hielt die Fackel hoch und ging zu einer Stelle voraus, die nicht weit von den beiden Pferden entfernt lag. Dort blieb sie stehen und senkte die Fackel, um das Licht auf eine Steinformation fallen zu lassen, die aus der Wand hervortrat und parallel zum Boden verlief.
Ayla fiel zunächst nur auf, dass ein Teil des Vorsprungs mit roter Farbe hervorgehoben war. Erst als sie genauer hinschaute, erfasste sie, was sie vor sich hatte. Vielleicht erkannte sie es auch nur, weil sie mehr als einer Frau geholfen hatte, zu gebä ren. Ein Mann hätte es wohl rascher gesehen. Durch Zufall - oder Fügung - war im Stein das genaue Abbild eines weibli chen Geschlechtsorgans entstanden. Der Stein war so gefurcht, dass Ayla Schamlippen zu sehen glaubte, und hatte sogar eine Vertiefung, die dem Eingang zur Vagina entsprach. Man hatte lediglich die rote Farbe hinzugefügt, um die Stelle hervorzuhe ben und dafür zu sorgen, dass sie leichter zu finden war.
»Es ist eine Frau!«, staunte Ayla. »Das sieht genau wie eine Frau aus! Ich habe noch nie so etwas gesehen.«
»Verstehst du jetzt, warum diese Höhle so heilig ist?«, sagte die Gehilfin. »Die Mutter selbst hat dies für uns gemacht. Es ist der Beweis dafür, dass die Höhle der Eingang zum Schoß der Mutter ist.«
»Hast du es zuvor schon einmal gesehen, Jondalar?«, fragte Ayla.
»Nur einmal. Zelandoni hat mich hierher geführt. Es ist ein zigartig. Wenn ein Künstler wie Jonokol sieht, dass in einer Höhlenwand eine Gestalt verborgen ist, und sie an die Oberflä che holt, damit alle sie sehen können, ist das schon beeindru ckend genug. Aber das hier hat man so vorgefunden, wie es jetzt ist. Es ist nur durch die Farbe ein wenig besser zu sehen.«
»Eine letzte Stelle möchte ich euch noch zeigen«, sagte Jo nokol.
Sie gingen ein Stück zurück, durchquerten den Bereich, in dem alle anderen warteten, und bogen dann in den Hauptgang ein. Wo dieser zu enden schien, öffnete sich zur Linken ein kreisförmiger Raum, an dessen Wänden es mehrere runde Ver tiefungen gab. Über einige davon hatte man Mammute so ge malt, dass eine

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