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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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das Bild eingehend betrachtet hatte, wusste sie nun, woher dieser Eindruck rührte. Andernfalls aber hätte sie leicht zu der Überzeugung kommen können, das Mammut würde sich tatsächlich bewegen.
Sie dachte an das Clan-Miething zurück, bei dem sie für die Mogurs einen besonderen Trank zubereitet hatte, so, wie sie es von Iza gelernt hatte. Der Mogur hatte ihr gezeigt, wie sie im Schatten stehen konnte, ohne dass jemand sie bemerkte, und ihr erklärt, wann genau sie daraus hervortreten sollte, damit es wirkte, als würde sie plötzlich aus dem Nichts erscheinen. Das magische Gebaren derer, die für den Umgang mit der Geister welt zuständig waren, war oft sorgfältig in Szene gesetzt. Aber es gab auch echten Zauber.
Als sie die Wand berührte, stieg eine Empfindung in ihr auf, die sie sich noch immer nicht recht erklären konnte. Es war jener seltsame Zustand, in den sie zuweilen verfiel, seit sie ver sehentlich die Überreste vom Trank der Mogurs geschlürft hat te und ihnen in die Höhle gefolgt war. Seit jener Zeit wurde sie manchmal von verstörenden Träumen heimgesucht oder geriet sogar im Wachen in einen beunruhigenden Zustand.
Sie schüttelte den Kopf, um das beklemmende Gefühl zu ver treiben, blickte dann auf und sah, dass die anderen sie beobach teten. Rasch zog sie, mit einem verlegenen Lächeln, die Hand von der Wand zurück. Sie fürchtete, sie hätte etwas Falsches getan, und schaute fragend die Gehilfin an, die sich aber nur schweigend umdrehte und wieder vorausging.
Sie stießen immer weiter ins Innere des Felsens vor, und Ayla war froh, dass sie nicht allein war. Wäre sie auf eigene Faust in die Höhle vorgedrungen, hätte sie sich bestimmt verirrt. Plötzlich wurde sie von Angst gepackt und begann zu beben, als die dunkle Ahnung in ihr aufstieg, wie es wäre, allein in dieser Höhle zu sein. Sie versuchte das Grauen abzuschütteln, doch in der dunklen, kühlen Höhle wollte ihr das nicht recht gelingen.
An den Wänden entdeckte sie weitere Mammuts und dann zwei kleine Pferde. Sie blieb erneut stehen, um sie näher zu betrachten. Auch hier waren in den Kalkstein Linien geritzt, die die Gestalt der Tiere vollendet wiedergaben und von einer schwarzen Linie akzentuiert wurden. Auch die Fläche inner halb der Umrisse war schwarz bemalt, und wie bei den anderen Bildern erzeugten die Schattierungen eine verblüffend realisti sche Wirkung.
Auch auf die rechte Wand waren Tiere gemalt, von denen ei nige nach draußen und einige nach drinnen blickten. Die Mammuts überwogen, und es schien, als habe man eine ganze Herde darstellen wollen. Mithilfe der Zählwörter stellte Ayla fest, dass auf beiden Seiten des Ganges mindestens zehn von ihnen dargestellt waren. Im Licht der Fackel tauchten die Bil der kurz auf, um dann wieder im Dunkel zu versinken. Als sie an der linken Wand eine Szene mit zwei sich begrüßenden Rentieren erkannte, blieb sie abermals stehen. Sie musste sie unbedingt eingehender betrachten.
Das erste Rentier, ein Bulle, war zum Höhleninneren hin ge wandt. Es war mit schwarzer Farbe gemalt, und Gestalt und Umrisse waren wirklichkeitsgetreu wiedergegeben. Das riesige Geweih war indes nur mit gekrümmten Linien angedeutet und nicht in allen einzelnen Verzweigungen dargestellt. Der Kopf war gesenkt, und Ayla sah staunend, dass der Bulle zärtlich eine Rentierkuh an der Stirn leckte. Wie in der Natur hatte die Rentierkuh, anders als bei den meisten anderen Hirscharten, ein Geweih, auch wenn es kleiner als das des Männchens war. Die Kuh war in Rot gemalt und ging vorne in die Knie, um die sanfte Liebkosung entgegenzunehmen.
Es war eine Szene voller Zärtlichkeit und Zuneigung, und Ayla dachte an Jondalar und sich selbst. Ihr war nie der Ge danke gekommen, dass Tiere ineinander verliebt sein könnten. Diese beiden schienen es zu sein. Sie war so bewegt, dass ihr fast die Tränen kamen. Die Gehilfen ließen ihr Zeit, zu verwei len. Sie verstanden, was in ihr vorging, denn die herrliche Sze ne berührte sie nicht weniger.
Auch Jondalar stand staunend davor. »Das ist eine neue Zeichnung«, sagte er. »Ich dachte, hier wäre ein Mammut ge wesen.«
»Hier war auch eines«, erwiderte der junge Gehilfe. »Wenn du das Weibchen genauer anschaust, kannst du darunter noch das Mammut erkennen.«
»Es ist Jonokols Werk«, sagte die Gehilfin.
Jondalar und Ayla betrachteten den Künstler und Gehilfen plötzlich mit neuen Augen. »Jetzt verstehe ich, warum du Ze landonis Gehilfe bist«, sagte Jondalar. »Du

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