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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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optische Täuschung erzeugt wurde. Denn auf den ersten Blick sah man keine Vertiefung, sondern den vor gewölbten Bauch des Mammuts. Ayla musste zweimal hin schauen und die Wand berühren, um sich zu überzeugen, dass die Stellen nicht konvex, sondern konkav, nicht Wölbungen, sondern Mulden waren.
»Das ist großartig!«, sagte Ayla. »Die Stellen sind so bemalt, dass sie genau andersherum erscheinen, als sie wirklich sind!«
»Das sind neue Bilder, nicht wahr?«, fragte Jondalar. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich sie früher gesehen habe. Hast du sie gemalt, Jonokol?«
»Nein, aber ich bin sicher, ihr werdet die Frau kennen lernen, von der sie stammen.«
»Alle finden, dass sie außerordentlich talentiert ist«, sagte die Gehilfin, »so wie Jonokol. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir zwei so begabte Künstler haben.«
»Dort drüben sind noch einige weitere kleine Bilder«, meinte Jonokol zu Ayla. »Sie zeigen ein Wollnashorn, einen Höhlen löwen und ein Pferd. Der Durchgang ist aber sehr eng, und man kommt nur schwer hin. An einer Markierung mit mehre ren Linien erkennt man, wo die Malereien aufhören.«
»Inzwischen dürften die anderen aber bereit sein«, sagte die Gehilfin. »Ich glaube, wir sollten zurückgehen.«
Auf dem Rückweg blickte Ayla rechts an der Wand empor, die gegenüber dem kapellenartigen Raum mit den Mammuts lag. Ein merkwürdiges Unbehagen befiel sie, und sie ahnte sogleich, was nun kommen würde. Das erste Mal war sie in diesen Zustand geraten, als sie für die Mogurs den Trank aus den Wurzeln zubereitet hatte. Iza hatte ihr gesagt, das der Trank zu heilig sei, als dass man etwas davon verschwenden dürfe. Das war auch der Grund, warum es Ayla nicht gestattet gewesen war, die Zubereitung im Voraus zu üben.
Ayla musste die Wurzeln kauen, um sie weicher zu machen, und nahm im Lauf des Abends außerdem verschiedene Geträn ke zu sich, die Teil des Festes und der Zeremonie waren. Sie war deshalb bereits einigermaßen benebelt und verwirrt, als sie sah, dass in der alten Schale noch Flüssigkeit übrig war, und schlürfte sie, damit sie nicht verschwendet wurde. Die Wurzeln hatten lange gezogen, so dass der Trank noch stärker geworden war. Die Wirkung war verheerend. In ihrer Verwirrung war sie den Lichtern nach und in die wabenartige Tiefe der Höhle hin eingetaumelt, und als sie auf Creb und die anderen Mogurs getroffen war, hatte sie nicht mehr umkehren können.
Nach dieser Nacht war Creb nicht mehr derselbe gewesen, und auch sie selbst hatte sich verändert. Damals hatten die ab gründigen Träume begonnen und die rätselhaften Zustände und Visionen, die sie manchmal auch tagsüber befielen. Sie wurde darin an andere Orte versetzt und erhielt manchmal auch eine Warnung. Auf der Großen Reise waren diese Momente häufi ger aufgetreten und hatten an Intensität zugenommen.
Als sie nun zu der Wand hochstarrte, kam ihr diese plötzlich zart und dünn vor, als könne man durch sie hindurch- oder in sie hineinblicken. Der Kalkstein warf nicht mehr glitzernd das Licht der Flammen zurück, sondern war weich, tief und pech schwarz geworden. Ayla wurde in diesen bedrohlichen, nebel haften Raum hineingezogen und fand nicht mehr heraus. Sie fühlte sich völlig entkräftet, und tief in ihr wühlte ein Schmerz. Plötzlich tauchte Wolf vor ihr auf. Er war auf der Suche nach ihr und stürmte durch das hohe Gras auf sie zu.
»Ayla! Ayla! Ist alles in Ordnung?«, rief Jondalar.

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    »Ayla!«, rief Jondalar lauter.
»Was? Oh, Jondalar. Ich habe Wolf gesehen.« Ayla kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, um ihre Benom menheit und ihre dunklen Vorahnungen zu verscheuchen.
»Was meinst du damit, du hast Wolf gesehen? Er ist nicht mit uns gekommen. Erinnerst du dich nicht? Du hast ihn bei Folara gelassen«, meinte Jondalar besorgt.
»Ich weiß, aber er war dort«, entgegnete sie und deutete auf die Wand. »Er kam zu mir, wenn ich ihn brauchte.«
»Das hat er früher getan«, sagte Jondalar. »Er hat dir mehr als einmal das Leben gerettet. Vielleicht hast du dich daran erin nert.«
»Vielleicht«, räumte Ayla ein, aber sie glaubte nicht wirklich daran.
»Hast du gesagt, du hättest dort an der Wand einen Wolf ge sehen?«, fragte Jonokol.
»Nicht wirklich darauf«, erwiderte Ayla, »aber Wolf war da.«
»Ich glaube, wir müssen umkehren«, sagte die Gehilfin, doch sie schien sich unsicher zu sein.
»Da seid ihr ja«, sagte Zelandoni von der Neunten, als sie in die Ausbuchtung im

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