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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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wollte sie nicht kränken, aber eigentlich wollte er dieses Amulett des Clan-Totems nicht.
»Ich denke, du solltest einen kleinen Stein vom Grab deines Bruders hinzufügen. Ein Stück seines Geistes wird daran haf ten, und du kannst es in deinem Amulett zu deinem Volk zu rückbringen.«
Die Bestürzung auf Jondalars Gesicht verstärkte sich noch, doch dann erhellte sich seine Miene. Natürlich! Das könnte Zelandoni helfen, in der Trance diesen Ort zu finden. Vielleicht war an einem solchen Clan-Totem doch mehr dran, als er an genommen hatte. Hatte Doni nicht die Geister aller Tiere er schaffen? »Ja, ich werde es behalten und noch einen Stein von Thonolans Grab hineinlegen«, sagte er.
Er betrachtete die lockeren, schartigen Steine, die sich in ei nem fragilen Gleichgewicht gegen die Wand auftürmten.
plötzlich gab ein Stein dem kosmischen Gesetz der Schwer kraft nach und rollte, andere mitreißend, unter lautem Genras sel auf sie zu und landete zu Jondalars Füßen. Auf den ersten Blick sah er aus wie all die anderen unauffälligen, kleinen Stückchen Granit und Sedimentgestein. Doch als er ihn aufhob, stellte er überrascht fest, dass er an der Bruchstelle opalfarben schillerte. Feurige rote Lichter sprühten aus dem Herzen des milchig weißen Steins auf, und Streifen von Blau und Grün tanzten und funkelten in der Sonne, als er den Stein nach allen Seiten drehte.
»Ayla, schau!«, sagte er und zeigte ihr die opalisierende Seite des kleinen Steins. »Auf der Rückseite würdest du ihn für ei nen ganz gewöhnlichen Stein halten, aber sieh hierher, wo er losgebrochen ist. Die Farben scheinen von innen heraus zu leuchten. Man hat fast das Gefühl, als wäre der Stein leben dig.«
»Vielleicht ist er das. Aber vielleicht ist es auch ein Stück vom Geist deines Bruders«, erwiderte sie.
Nun spürte Ayla wieder Jondalars warme Hand und den Stein, der gegen ihre Handfläche drückte. Er wurde noch hei ßer, nicht unangenehm, aber doch auffällig. War das Thonolans Geist, der beachtet werden wollte? Sie wünschte, sie hätte die Chance gehabt, den Mann kennen zu lernen. Was sie seit ihrer Ankunft in der Neunten Höhle über ihn erfahren hatte, ließ darauf deuten, dass er beliebt gewesen war. Schade, dass er so jung gestorben war. Jondalar hatte oft erzählt, dass Thonolan den starken Wunsch zu reisen verspürt hatte. Er selbst hatte die Reise nur angetreten, weil es seinen Bruder in die Ferne zog und weil er sich nicht mit Marona verbinden wollte.
»O Doni, Große Mutter, hilf uns, den Weg zur anderen Seite zu finden, in deine Welt, zum jenseitigen Ort, der innerhalb der unsichtbaren Räume dieser Welt liegt. Wie der sterbende alte Mond den neuen in seinen schmalen Armen hält, so hält die Welt der Geister und des Unbekannten diese Welt des Greifba ren, bewohnt von Fleisch und Blut, Gras und Stein in ihrer un sichtbaren Umarmung. Doch mit deiner Hilfe kann sie gesehen, kann sie erkannt werden.«
Ayla vernahm die Bitte, die in einem seltsam gedämpften Singsang von der großen Frau vorgebracht wurde. Ihr war et was schwindelig, obwohl das im Grunde nicht der richtige Ausdruck für ihre Empfindungen war. Sie schloss die Augen und glaubte zu fallen. Als sie sie wieder aufschlug, zuckten wie von innen her Blitze über ihr Gesichtsfeld. Sie hatte sich die Tiere an den Höhlenwänden zuvor nicht sehr aufmerksam betrachtet, doch nun erinnerte sie sich, neben diesen noch andere Abbildungen, Zeichen und Symbole bemerkt zu haben, die mit dem übereinstimmten, was sie jetzt sah. Es schien ohne Belang zu sein, ob sie ihre Augen geöffnet oder geschlossen hielt. Sie stürzte in einen langen, dunklen Tunnel, sie wehrte sich mit aller Kraft gegen den Sog.
»Kämpfe nicht dagegen an, Ayla. Gib dich hin«, sagte die große Donier. »Wir sind alle bei dir. Wir werden dir beistehen, Doni wird dich beschützen. Lass zu, dass sie dich führt, wohin sie will. Lausche der Musik, sie wird dir helfen, erzähle uns, was du siehst.«
Ayla tauchte mit dem Kopf voran in den Tunnel, als würde sie unter Wasser schwimmen. Die Wände des Tunnels, der Höhle, begannen zu leuchten und sich aufzulösen. Sie konnte durch sie hindurchsehen, in sie hinein, über sie hinaus in eine Steppe, auf der in der Ferne zahllose Wisente weideten.
»Ich sehe Wisente, riesige Wisentherden auf einer großen Ebene«, sagte Ayla. Einen Augenblick lang verfestigten sich die Wände wieder, aber die Wisente blieben. Sie bedeckten die Wände dort, wo vorher die Mammute

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