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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Alles war leicht, mü helos. Sie lächelte und lachte sogar leise, dann wanderte ihr Blick unwillkürlich zu Jondalar. Sie dachte an das Leben, das in ihr wuchs und eine plötzliche Woge heftiger Liebe zu ihm durchströmte sie. Er konnte nicht anders, er musste ihr strah lendes Lächeln erwidern, und als sie dies sah, war sie glücklich und fühlte sich geliebt. Das Leben war voller Freude, und sie wollte daran teilhaben.
Sie strahle auch Mejera an und wurde durch ein zaghaftes Lächeln belohnt; dann wandte sie sich Zelandoni zu und schloss auch sie in das Wohlgefühl ihres Glücks mit ein. In einem objektiven Winkel ihres Verstandes, der sich von ihr abgespalten zu haben schien, beobachtete sie alle Vorgänge mit eigenartiger Klarheit.
»Ich bin bereit, Shevonars Elan zu rufen und ihn in die Welt der Geister zu lenken«, unterbrach die Eine, Die Die Erste Ist, ihr Singen. Ihre Stimme schien von weit her zu kommen. »Wenn wir ihm geholfen haben, werde ich versuchen, den Elan von Thonolan zu finden. Jondalar und Ayla werden mich un terstützen müssen. Denkt daran, wie er starb und wo seine Ge beine ruhen.«
Für Ayla schwang in diesen Worten eine Musik mit, die im mer lauter und komplexer wurde. Sie hörte Töne, die an den Wänden um sie her abprallten und sah zu, wie die massige Do nier mit dem Gesang, den sie erneut anstimmte, ja, sogar mit der Höhle selbst zu verschmelzen schien. Zelandoni schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, schien sie etwas weit Ent ferntes zu erblicken. Dann rollten ihre Augäpfel zurück, bis nur noch das Weiße sichtbar war, und die Augen schlossen sich wieder, während sie auf ihrem Sitz vornübersackte.
Die junge Frau, deren Hand sie hielt, zitterte heftig. Ayla wusste nicht, ob Mejera Angst hatte oder einfach überwältigt war. Sie wandte sich wieder Jondalar zu. Er schien ihren Blick zu erwidern, und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, aber dann merkte sie, dass auch er ins Nichts starrte und nicht sie, sondern etwas tief in seinem Inneren wahrnahm. Plötzlich sah sie sich zurückversetzt in ihr Tal.
Ayla hörte etwas, das ihr kalte Schauer über den Rücken jag te und ihr das Herz bis zum Hals klopfen ließ: das gewaltige Gebrüll eines Höhlenlöwen - und den Schrei eines Menschen. Jondalar war bei ihr, in ihr, wie es schien; sie spürte den Schmerz in seinem Bein, das von einem Löwen schwer verletzt wurde, dann verlor er das Bewusstsein. Ayla erstarrte und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Es war so lange her, seit sie ein menschliches Geräusch gehört hatte, doch sie wusste so fort, dass es von einem Menschen stammte - und noch etwas. Es war ein Mensch von ihrer Art. Sie war wie betäubt und konnte nicht klar denken. Die Schrei zerrte an ihr - es war ein Schrei um Hilfe.
    Als Jondalars Anwesenheit nicht mehr alles überlagerte, konnte sie die anderen wieder wahrnehmen. Zelandoni, fern, aber mächtig, Mejera, näher, aber unbestimmter. Alles durch dringend die Musik, Stimmen und Flöten, schwach, aber hilf reich und tröstlich, und die Trommeln, tief und klangvoll.
    Sie hörte das Knurren des Höhlenlöwen und sah seine rötli che Mähne. Dann fiel ihr auf, dass Winnie nicht unruhig ge worden war und begriff, warum...
    »Das ist Baby! Winnie, das ist Baby!«
Zwei Männer waren es. Sie schob den Löwen, den sie aufge zogen hatte, beiseite und kniete nieder, um sie zu untersuchen. In erster Linie tat sie das als Medizinfrau, aber sie war auch erstaunt und neugierig. Sie wusste, dass es Männer waren, selbst wenn es die ersten Männer der Anderen waren, die sie je
    getroffen hatte.
    Sie sah sofort, dass dem Mann mit dem dunkleren Haar nicht mehr zu helfen war. Er lag in einer unnatürlichen Stellung da, sein Genick war gebrochen. Die Male der Reißzähne an seiner Kehle verrieten den Grund. Obwohl sie ihn nicht kannte, stimmte sie sein Tod traurig. Tränen stiegen ihr in die Augen. Nicht, weil sie ihn liebte, sondern weil es ihr vorkam, als habe sie etwas unendlich Wertvolles verloren, bevor sie es schätzen gelernt hatte. Sie war tief betroffen, dass bei ihrer ersten Be gegnung mit Menschen ihrer Art einer von ihnen tot war.
    Sie wollte sein Menschsein ehren, ihm eine Bestattung ge währen, aber beim Blick auf den anderen Mann erkannte sie, dass das unmöglich war. Der Mann mit dem gelben Haar atme te noch, aber sein Leben strömte durch eine klaffende Wunde im Bein aus ihm heraus. Die einzige Hoffnung bestand darin, ihn so schnell wie möglich in die Höhle zu

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