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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Ayla. Das könnte schwieriger werden, dachte sie. »Zuerst verteilen wir etwas Seifenkraut auf dem Hinterkopf. Du kannst ihr die Ohren und den Hals waschen.«
Sie beobachtete das Mädchen und stellte fest, dass Lanoga das Baby mit ruhiger Souveränität anfasste und sich mit dem Vorgang des Badens anzufreunden schien. Ayla hielt plötzlich inne, als ihr einfiel, dass sie bei der Geburt von Durc nicht viel älter als Lanoga gewesen war. Vielleicht ein oder zwei Jahre älter, mehr nicht. Natürlich hatte ich Iza, dachte sie, die mir beigebracht hat, wie ich mit ihm umgehen soll, aber letztlich war ich es, die alles lernen musste.
»Als Nächstes legst du sie auf den Rücken, hältst sie mit der einen Hand und wäschst ihr mit der anderen Hand die Haare. Lass ihr Gesicht dabei über Wasser.« Ayla zeigte Lanoga, wie sie das Baby am besten ins Wasser gleiten ließ. Lorala sträubte sich ein wenig, aber das Mädchen fasste ihre Schwester mit festem Griff, und bald wehrte sich das Kind nicht mehr gegen das warme Wasser, weil es sich im Arm der Schwester sicher fühlte.
Ayla half mit beim Haarewaschen, bevor sie die Beine und den Po der Kleinen einseifte. Das Wasser im Becken war mitt lerweile trüb geworden.
»Und nun wasch ihr vorsichtig das Gesicht, nur mit Wasser. Pass auf, dass sie nichts davon in die Augen bekommt. Es tut nicht weh, aber es ist unangenehm.«
Danach setzten sie das Baby wieder aufrecht hin. Die Frau zog eine sehr weiche, gelbliche Lederhaut aus ihrem Beutel, hob das Baby aus dem Wasser und wickelte es darin ein. Dann übergab sie es Lanoga. »Hier ist sie, sauber und frisch.« Sie sah, wie das Mädchen versonnen über das weiche Wildleder der Wickeldecke strich.
»Das ist schön weich, nicht?«
»Ja«, sagte Lanoga und hob den Blick.
»Es ist ein Geschenk von Leuten, die ich auf unserer Reise traf. Sie hießen Sharamudoi und sind für ihr weiches Gämsen leder bekannt. Es stammt von Gämsen, das sind Tiere, die in den Bergen leben. Sie ähneln Bergziegen, aber sie sind kleiner als Steinböcke. Weißt du, ob es hier in der Nähe Gämsen gibt, Lanoga?«
»Ja«, antwortete das Mädchen. Ayla wartete und lächelte er mutigend. Sie hatte entdeckt, dass Lanoga auf Fragen oder di rekte Aufforderungen reagierte, aber offenbar nicht wusste, wie man ein Gespräch führte. Ayla wartete geduldig. Lanoga run zelte die Stirn und sagte schließlich: »Jäger haben eine ge bracht.«
Sie kann sprechen! Sie hat freiwillig etwas gesagt, dachte Ayla und war froh darüber. Sie braucht nur etwas Ermutigung. »Du kannst das Leder behalten, wenn du willst«, sagte sie.
In Lanogas Miene spiegelten sich widersprüchliche Gefühle. Zuerst leuchteten ihre Augen auf, doch gleich darauf verrieten sie Zweifel und Furcht. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann nicht.«
»Willst du das Leder?«
»Ja.«
»Warum kannst du es dann nicht behalten?«
»Kann ich nicht. Sie lassen mich nicht. Jemand nimmt es weg.«
Ayla begann zu verstehen. »Gut, dann machen wir es anders. Du bewahrst es für mich auf. Dann hast du es, wenn du es be nutzen möchtest.«
»Jemand wird es wegnehmen«, wiederholte Lanoga.
»Sag mir, wenn jemand es wegnimmt, und ich komme und hole es zurück.«
Lanoga lächelte zaghaft, doch dann schüttelte sie wieder den Kopf.
»Jemand wird wütend.«
Ayla nickte. »Ich verstehe. Ich behalte es, aber denk dran, wann immer du es haben willst, für Lorala oder für dich, kannst du kommen und es dir leihen. Wenn es jemand weg nehmen will, sag ihm, dass es mir gehört.«
Lanoga wickelte das Baby aus der Lederdecke und legte es auf das Gras. Sie gab Ayla die Decke zurück. »Sie wird es schmutzig machen«, sagte sie.
»Das wäre nicht schlimm. Wir müssten sie nur auswaschen. Legen wir sie ruhig darauf. Sie ist weicher als das Gras.« Ayla breitete die Decke aus und legte das Baby darauf, wobei sie bemerkte, dass das Leder immer noch leicht nach Rauch roch.
Wenn eine Tierhaut gereinigt und von Fleischresten befreit war, wurde sie anschließend haltbar gemacht, oft mit dem Hirn des Tieres, und danach während des Trocknens gewalkt und gedehnt, bis sie samtig weich war. Das fast weiße Leder wurde schließlich über dem Rauch eines Feuer gegerbt. Die Holzart und anderes Brennmaterial bestimmten die Färbung des Leders
- gewöhnlich war es ein bräunlicher oder gelblicher Farbton - und zu einem geringeren Maß auch die Beschaffenheit des fer tigen Stücks. Das Gerben geschah nicht vorrangig der Farbe wegen, sondern um der Haut

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