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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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das Loch, das sie in die dicken, verholzten Ranken geschnitten hatte. Rushemar, Solaban und Tormaden machten sich sofort daran, die Öffnung zu erweitern, während Jondalar rasch ein Feuer entfachte. Kaum brannten die Fackeln, da eilten schon alle be gierig auf das dunkle Loch zu, das ins dichte Grün gehauen worden war.
Tormaden war über alle Maßen erstaunt. Vor ihm lag eine Höhle, von deren Existenz er keine Ahnung gehabt hatte. Seine Leute suchten den rückwärtigen Teil des Hügels nur auf, wenn die Beeren reif waren. Die Brombeersträucher bedeckten den gesamten Hügel und waren seit Menschengedenken hier. Ent lang des Pfades, der jedes Jahr erneuert wurde, und an den Rändern wuchsen mehr Früchte, als sie während des ganzes Sommertreffens pflücken konnten. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, weitere Wege freizuhauen, und so hatte auch nie mand die Höhle entdeckt.
»Weshalb hast du hier eine Lücke in die Sträucher gehauen, Ayla?«, fragte Tormaden, als sie vor dem dunklen Eingang standen.
»Wolf war der Grund«, sagte sie und blickte auf ihn hinunter. »Er hat sie gefunden. Ich suchte noch etwas für die Morgen mahlzeit, vielleicht einen Hasen oder ein Schneehuhn. Er hilft mir oft bei der Jagd, denn er hat eine gute Nase. Er verschwand hinter diesem Haufen Geröll und kroch unter die Sträucher. Er war lange weg. Ich habe mich gefragt, wo er ist, ein Loch gehauen und die Höhle entdeckt. Dann kam ich zurück, zünde te eine Fackel an und ging noch einmal hinein.«
»Ich wusste doch, dass es einen Grund gab«, sagte Torma den. Zum ersten Mal nahm er sie und ihre fremdartige Sprech weise wirklich wahr. Sie war eine schöne Frau, besonders wenn sie lächelte.
Mit Ayla und Wolf an der Spitze betraten die Menschen hin tereinander die Höhle. Tormaden folgte der Frau, Zelandoni und Jonokol waren die Nächsten, dann kamen Joharran, Marthona und Jondalar. Ayla fiel auf, dass sich die Leute intui tiv so aufgestellt hatten, wie sie es bei sehr besonderen und förmlichen Anlässen wie Bestattungen gewohnt waren; dass sie selbst die Vorhut bildete, war ihr etwas unbehaglich. Sie glaub te, diese Position nicht zu verdienen.
Sie wartete, bis alle in der Höhle versammelt waren. Zuletzt stieß Tremedas Tochter Lanoga zu ihnen, die Lorala trug. Ihre Familie ging immer zum Schluss. Ayla lächelte den Kindern zu und erhielt von Lanoga ein schüchternes Lächeln zurück. Ayla war froh, dass sie mitgekommen war. Lorala hatte inzwischen die weichen Rundungen, die man von einem Baby ihres Alters erwartete, und war für Lanoga nicht mehr so leicht zu tragen, aber ihre Ersatzmutter, die noch nicht ganz elf Jahre zählte, schien sich darüber zu freuen. Sie saß jetzt häufig bei den jungen Müttern der Höhle, und wenn diese stolz ihre Kinder her zeigten, erzählte sie auch hin und wieder von Lorala und was sie schon konnte.
»Der Boden ist glatt, passt auf«, warnte Ayla, als sie die Gruppe in die Höhle hineinführte. Im Schein zahlreicher Fa ckeln war leichter zu erkennen, dass der erste Gang sich nach unten hin erweiterte. Ayla spürte die kühle Feuchtigkeit der Höhle, den erdigen Geruch des nassen Lehms, das gedämpfte Geräusch von tropfendem Wasser und den Atem der hinter ihr Gehenden. Niemand sprach. Die Höhle schien die Stille regel recht einzufordern, selbst die Babys gaben keinen Laut von sich.
Als sie unter ihren Füßen den ebenen Boden spürte, ging Ay la langsamer und senkte die Fackel. Die anderen taten es ihr nach, um besser zu sehen, wohin sie traten. Als alle unten an gelangt waren, hob Ayla die Fackel, so hoch sie konnte. Wie der folgten alle ihrem Beispiel und nach den ersten unwillkür lichen erstaunten Ausrufen breitete sich Schweigen aus, wäh rend die Menschen überwältigt von so viel Schönheit die herr lichen weißen Wände aus kristallisiertem Kalzit betrachteten, die im Licht der Fackeln wie beseelt glitzerten. Die Schönheit der Höhle lag nicht in den Stalaktiten, denn es gab kaum wel che; hier herrschte eine andere Art von Schönheit, und überdies eine machtvolle Aura, die magisch, übernatürlich und spirituell wirkte.
»Oh, große Erdmutter!«, rief die Zelandoni, Die Die Erste Ist, aus. »Dies ist ihr Heiligtum! Dies ist ihr Schoß!« Und sie stimmte mit ihrer vollen, klingenden Stimme den alten Gesang an:
Aus dem Chaos der Zeit, im Dunkel verloren
Ward aus wirbelndem Strahl die Mutter geboren.
Wird gewahr ihres Seins, sieht des Lebens Wert,
Doch die Erdmutter trauert, denn eins ist

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