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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ihrem Besuch in der tiefen Höhle von Felsenquell wäre ihr der Gedanke fremd gewesen, aber jetzt kam er ihr sofort in den Sinn: Was könnte ein Künstler wie Jonokol aus dieser Höhle machen!
Sich immer dicht an der Wand haltend, umkreiste Ayla ein mal vollständig die Höhle. Der Boden war schlammig und un eben, stellenweise sogar rutschig. Am unteren Ende des U, wo der Raum einen engen Bogen beschrieb, fand sie den schmalen Einstieg zu einem weiteren Gang. Sie hielt die Fackel hoch und blickte hinein. Der obere Teil war weiß und abgerundet, der untere jedoch eng und gewunden, und sie beschloss, nicht hi neinzugehen. Sie fand noch einen weiteren Gang, in den sie nur einen kurzen Blick warf. Sie würde später Jondalar und den anderen von der Höhle berichten und sie herführen.
Ayla hatte schon viele Höhlen gesehen. In den meisten hin gen wunderschöne steinerne Zapfen einzeln oder in Reihen von der Decke, denen vom Boden aus spitz zulaufende Ablagerun gen entgegenstrebten. Doch eine Höhle wie diese kannte sie noch nicht. Sie bestand zwar aus Kalkstein, doch es hatte sich zudem eine Schicht undurchlässigen Mergels gebildet, durch die die mit Kalziumkarbonat gesättigten Wassertropfen nicht dringen konnten und die damit verhinderte, dass sie Stalaktiten und Stalagmiten bildeten. Stattdessen waren die Wände von Kalzitkristallen bedeckt, die sehr langsam wuchsen und die natürlichen Erhöhungen und Vertiefungen im Fels mit großflä chigen, weißen Füllungen auskleideten. Es war ein außerge wöhnlicher, wunderbarer Ort, die schönste Höhle, die sie je gesehen hatte.
Das Licht der Fackel wurde schwächer. Am brennenden Ende hatte sich Holzkohle abgesetzt, die die Flamme erstickte. In den meisten Höhlen hätte sie den Ast einfach gegen die Wand geschlagen, um das verbrannte Holz zu entfernen und das Feu er neu zu entfachen, doch das hinterließ immer einen schwar zen Fleck. An diesem Ort wollte sie vorsichtiger sein. Es wi derstrebte ihr, die makellos reinen weißen Wände zu verunstal ten. Sie suchte sich eine Stelle weiter unten am dunkleren Fels. Holzkohle bröckelte zu Boden, als sie den Stock gegen die Wand schlug, und sie verspürte einen Augenblick lang den Wunsch, die schwarzen Brocken aufzuheben. Die Höhle er schien ihr wie ein heiliger Ort. Sie spürte eine spirituelle At mosphäre wie von einer anderen Welt und wollte sie auf keinen Fall entweihen.
Dann schüttelte sie den Kopf. Es ist nur eine Höhle, dachte sie, wenn auch eine ganz besondere. Ein wenig Holzkohle wird ihr nichts anhaben. Außerdem stellte sie fest, dass Wolf keine Scheu hatte, die Höhle zu markieren. Alle paar Meter hatte er das Hinterbein gehoben und mit seiner Duftmarke angezeigt, dass er dies als sein Territorium betrachtete. Doch reichten seine Duftmarken nicht bis hinauf an die weißen Wände.
Ayla kehrte so schnell wie möglich zum Lager der Neunten Höhle zurück, um allen begeistert von ihrer Entdeckung zu berichten. Erst als sie näher kam und sah, wie mehrere Leute eine Grube zum Fleischgaren aushoben und andere das Essen vorbereiteten, das darin zubereitet werden sollte, fiel ihr wieder ein, dass sie für den folgenden Vormittag Gäste eingeladen hatte. Sie hatte noch Zutaten für das Mahl sammeln, vielleicht ein Tier erbeuten oder essbare Pflanzen mitbringen wollen und in ihrer Aufregung über die Höhle alles vergessen. In der Zwi schenzeit hatten Marthona, Folara und Proleva eine ganze Wi sentkeule aus der Kühlgrube geholt.
Gleich am ersten Tag hatten die meisten Bewohner der Neun ten Höhle eine große Grube bis hinunter zur Dauerfrostschicht gegraben, in der sie den restlichen Teil Frischfleisch aufbe wahrten, den sie vor ihrer Abreise nicht mehr hatten trocknen können. Das Land der Zelandonii lag so dicht am nördlichen Gletscher, dass seine Kälte dauerhaft abstrahlte, aber das be deutete nicht, dass der Boden das ganze Jahr über gefroren war. Im Winter war der Boden steinhart, aber im Sommer taute eine Schicht, die je nach Bodenbeschaffenheit und Sonneneinstrah lung wenige Zentimeter bis zu einem Meter und mehr tief war. Wenn man Fleisch in einem Loch in der Erde aufbewahrte, hielt es sich länger frisch; viele Menschen jedoch hatten nichts dagegen, wenn Fleisch leicht angegangen war, und manche bevorzugten sogar ausdrücklich angefaulte Stücke.
»Marthona, es tut mir Leid«, sagte Ayla, als sie an die Feuer stelle trat. »Ich wollte noch Essenszutaten für morgen Früh suchen, aber ich habe nicht weit von

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