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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ihr verwehrt. Sie ist allein. Will es nicht sein.
Ihre Stimme hallte von den Wänden wider, und dies erweckte den Eindruck, als würde sie von anderen Stimmen begleitet. Dann fiel eine Flöte ein, und Ayla sah sich nach dem Spieler um. Der junge Mann, der die Begleitmusik machte, sah vage vertraut aus, aber aus der Neunten Höhle stammte er nicht, das wusste sie. An seiner Kleidung erkannte sie, dass er der Dritten Höhle angehörte, und dann fiel ihr ein, warum er sie an jeman den erinnerte. Er sah Manvelar, dem Anführer der Dritten Höh le, ähnlich. Sie versuchte sich an eine Begegnung zu erinnern, und der Name Morizan kam ihr in den Sinn. Er stand neben Ramila, der hübschen, rundlichen, braunhaarigen jungen Frau, die zu Folaras Freundinnen zählte. Er musste sie im Lager be sucht haben und mit ihr mitgekommen sein.
Die anderen hatten in das Lied von der Mutter eingestimmt, und alle sangen nun die Strophen, die ihr von besonderer Be deutung schienen:
Und als sie bereit ist, beginnen die Wasser zu fließen,
Auf der Erde beginnt neues Grün zu sprießen.
Die Tränen der Trauer, die aus ihr wogen,
Werden Tautropfen und prächtige Regenbogen.
Ihre Tränen geben. Der Erde Leben.
Mit donnerndem Brausen zerbersten die Steine,
Und aus der Höhlung der tiefsten Gebeine
Hat sie noch einmal aus der Fülle der Macht
Die Erdenkinder hervorgebracht.
Aus der Mutter Qual wächst der Kinder Zahl.
Ein jedes ist anders, und doch voller Leben,
Sie laufen und kriechen, schwimmen und schweben.
Ihr Geist ist vollendet, die Form vollkommen
Und wird als Urform von nun an genommen.
Nach der Mutter Willen wird die Erde sich füllen.
Plötzlich spürte Ayla, wie sie etwas überkam, das sie lange nicht mehr gefühlt hatte: eine Art Vorahnung. Seit dem ClanMiething, bei dem Creb auf unerklärliche Weise erfahren hatte, dass sie anders war, hatte sie manchmal diese merkwürdige Furcht überwältigt, diese seltsame Verwirrung, als habe er sie verändert. Sie spürte ein Kribbeln, ein Sirren, eine Übelkeit und Schwäche. Sie zitterte, während ihre Erinnerung an eine Dunkelheit, die tiefer war als die der Höhle, sie immer stärker erfasste. Sie schmeckte den dunklen, kühlen Lehm und die schwammigen Pilze uralter, urzeitlicher Wälder.
Ein wütendes Brüllen durchbrach das Schweigen, und die Zuschauer sprangen erschrocken zurück. Der riesige Höhlenbär drückte gegen das Pfahlgitter seines Verschlags, und die Pfähle stürzten krachend zu Boden. Der rasende Bär war frei! Broud stand auf seinen Schultern, die anderen beiden klammerten sich an sein Fell. Plötzlich hatte das Ungeheuer einen herabgerissen und an die Brust gedrückt, aber der verzweifelte Todesschrei des Mannes brach ab, als das mächtige Tier ihm das Rückgrat brach. Die Mogurs hoben den leblosen Körper auf und trugen ihn mit feierlicher Würde in die Tiefen einer Höhle. In sein Bärenfell gehüllt, schritt Creb voraus.
Ayla starrte auf eine weiße Flüssigkeit, die in einer zersprun genen Holzschale schwappte. Sie war unruhig und besorgt, als habe sie etwas falsch gemacht. In der Schale hätte keine Flüs sigkeit mehr sein dürfen. Sie hielt sie an die Lippen und trank aus. Ihre Sicht veränderte sich, ein weißes Licht breitete sich in ihr aus, und sie schien sich auszudehnen und aus großer Höhe auf Sterne herabzublicken, die einen Weg grell erleuchteten. Die Sterne verwandelten sich in kleine, flackernde Flämmchen, die durch einen schier endlos langen Höhlengang führten. Dann erschien ein rosiges Licht am Ende der Höhle und füllte ihren Gesichtskreis, und mit einem Gefühl von Verzagtheit erkannte sie die Mogurs, die halb verborgen von Stalagmiten im Kreis saßen.
Wie versteinert vor Furcht versank sie immer tiefer in einen schwarzen Abgrund. Plötzlich mischte sich Creb in das flie ßende Licht in ihrem Inneren und half ihr, stand ihr bei, linder te ihre Angst. Er führte sie auf eine seltsame Reise zu ihrer beider Anfang, durch Salzwasser und schmerzhaftes Ringen nach Luft, lehmige Erde und hohe Bäume. Dann standen sie auf dem Erdboden, gingen aufrecht auf zwei hinteren Beinen, wanderten eine weite Strecke gen Westen auf eine riesige, sal zige See zu. Sie gelangten an eine hohe Wand, zu deren Füßen ein Fluss rauschte und eine Ebene sich erstreckte. Ein großer Felsüberhang überdachte eine tiefe Grotte; das war die Höhle eines seiner Ahnen. Doch als sie sich der Höhle näherten, schien Creb sich aufzulösen und ließ sie allein.
Die Szene wurde

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