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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Treffen mit der Zelandonia sang Zelandoni ›Das Lied von der Mutter‹. Ich liebe diese Geschichte. Immer wenn ich sie höre, muss ich weinen, besonders an der Stelle, wo die Mutter ihren Sohn nicht bei sich haben kann, wo sie für immer getrennt sind. Ich glaube, ich weiß, wie sie sich fühlte. Selbst wenn ich ihn nie wiedersehe, wüsste ich gerne, ob es ihm auch gut geht. Wie Broud und die anderen ihn behandeln.« Sie verstummte.
Ihre Worte machten ihn nachdenklich. »Im Lied heißt es, dass die Große Mutter mit Schmerzen gebar. Ist eine Geburt sehr schmerzhaft?«
»Es war eine schwere Geburt. Ich denke nicht gerne daran.
Aber wie es im Gesang von der Mutter heißt - das Kind be lohnt ihren Mut.«
»Hast du Angst, Ayla? Vor dieser Geburt?«
»Ein bisschen. Aber diesmal geht es mir so gut, dass viel leicht auch die Entbindung nicht so schwierig wird.«
»Ich weiß nicht, wie Frauen das schaffen.«
»Wir tun es, weil es die Mühe wert ist, Jondalar. Ich habe mich auf Durc über alle Maßen gefreut, und dann sagten sie mir, er sei missgebildet und ich könne ihn nicht behalten.« Ay la begann zu weinen. Jondalar hielt sie im Arm. »Es war schrecklich. Ich konnte es nicht. Bei den Zelandonii hat eine Mutter wenigstens die Wahl. Hier wird niemand versuchen, mich zu zwingen.«
In der Ferne heulten Wölfe, und ganz nahe antwortete ihnen ein Tier, dessen Stimme sie erkannten. Wolf hielt sich in der Nähe auf, kam aber nicht zu ihnen ins Zelt. »Ob er mich wohl auch verlässt?«, fragte sie.
Sie vergrub den Kopf an seiner Schulter. Jondalar hielt sie, tröstete sie. Es ist schwer, von Doni gesegnet zu sein. Ein Se gen, sicher, und doch ... Er versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn in ihm ein Leben wüchse, aber das ging über seine Vorstellungskraft. Männer bekamen keine Kinder. Wozu hatte Doni überhaupt Männer gemacht? Wenn es keine Männer gä be, könnten die Frauen sich selbst versorgen. Die Frauen sind nicht alle gleichzeitig schwanger. Einige könnten jagen und einige könnten denen helfen, deren Bäuche rund und deren Kinder klein sind. Frauen helfen sich immer gegenseitig bei ihren Geburten. Wahrscheinlich würden sie sogar ohne die Jagd überleben. Sammeln ist für Frauen mit Kleinkindern oh nehin leichter.
Er hatte sich diese Frage schon früher gestellt und überlegt, ob andere Männer sich wohl das Gleiche fragten. Wenn ja, dann redeten sie jedenfalls nie darüber. Doni musste einen Grund gehabt haben, warum sie zwei Sorten von Menschen erschaffen hatte. Das, was sie tat, hatte immer seinen Sinn. Die Welt war geordnet. Die Sonne ging jeden Tag auf, der Mond durchlief regelmäßig seine Phasen, die Jahreszeiten folgten stets aufeinander.
Hatte Ayla Recht? War ein Mann notwendig, damit Leben entstand? Gab es deshalb Männer und Frauen? Jondalar geriet ins Grübeln, während er die Frau in den Armen hielt. Er wollte, dass es für seine Existenz einen Grund gab, einen echten Grund. Nicht nur, um die Wonnen zu genießen, nicht nur, um zu helfen, zu versorgen, zu schützen. Er wollte, dass sein Le ben, sein Geschlecht notwendig war. Er wollte glauben, dass es ohne Männer kein neues Leben gäbe, dass es ohne Männer keine Kinder gäbe, dass die Kinder der Erde allesamt nicht existieren würden.
Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht merkte, wie Aylas Schluchzen nachließ. Erst nach einer Weile sah er sie wieder an und musste lächeln. Sie schlief tief und fest und at mete ruhig. Es war ein langer Tag gewesen, und sie war früh aufgestanden. Er zog den Arm unter ihr hervor, beugte ihn, um die Durchblutung wieder anzuregen, und gähnte herzhaft. Auch er war müde. Er stand auf, um den brennenden Moosdocht in der Öllampe auszublasen, tastete sich im Dunkeln zu der schla fenden Frau zurück und kroch neben ihr unter das Fell.
Als Jondalar am Morgen die Augen aufschlug, dauerte es ei ne Weile, bis er sich zurechtfand. Er hatte sich daran gewöhnt, in einer Hütte zu schlafen. Das Zeltinnere war viel enger, aber es war auch vertrauter. Ein Jahr lang hatten sie beide darin ge schlafen. Dann erinnerte er sich an die Hochzeitszeremonie. Ayla war jetzt seine Gefährtin. Er fasste neben sich, aber sie war fort. Dann stieg ihm der Geruch von Gekochtem in die Nase. Er setzte sich auf, griff automatisch nach seinem Becher und fand ihn zu seiner Verwunderung tatsächlich neben dem Fell, gefüllt mit heißem Minztee. Er nahm einen Schluck. Der Tee hatte genau die Temperatur, die er mochte, und neben dem Becher

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